Wie trainiert man Pferde für den Film?

Wie trainiert man Pferde für den Film?
Wie bekommt man das Pferd zum Stillstehen beim Selfie? Oder zum Rennen auf Kommando? Eine Expertin erklärt's. (Foto: dpa)

Wir haben die Trainerin von Ostwind gefragt, wie man es schafft, dass die Tiere am Film-Set tun, was man will. Wichtig dabei: Zuneigung und Vertrauen.

Es gibt viele Filme, in denen Tiere mitspielen. Zum Beispiel „Fünf Freunde“ mit Hund Timmy, oder „Ostwind“. Für Tiere ist so ein Film-Set fremd. Meistens wachsen sie in der Natur auf und nicht umgeben von Kameras und Scheinwerfern.

Damit trotzdem alles gut klappt, sind Trainer vor Ort. Bei Ostwind ist es die Pferde-Trainerin Kenzie Dysli gewesen. Denn ihre Pferde James und Atila spielen Ostwind. Wir haben sie gefragt wie man Pferde besser versteht und wie man sie dazu bringt, sich auf Kommando richtig verhalten.

Was bedeutet es, Pferde zu verstehen? Kann man das lernen?

Kenzie Dysli bei der Arbeit (Foto: Constantin Film Verleih GmbH/SamFilm GmbH/Marc Reimann)

Kenzie Dysli: Ich habe viele Jahre gebraucht, um Pferde richtig zu verstehen. Das erfordert Erfahrung. Mit der Zeit lernt man, wie Pferde reagieren oder was sie einem mitteilen wollen. Die Körpersprache spielt eine wichtige Rolle. Es ist ein Gefühl von Zuneigung und Vertrauen.

Ich war immer überzeugt, dass ich eine besondere Beziehung zu Pferden habe. Da meine Eltern Pferdetrainer sind, war der Umgang mit ihnen nie fremd für mich. Doch auch, wenn man nicht mit Pferden aufgewachsen ist, kann man eine Verbindung aufbauen.

Wann hast du gemerkt, dass du eine besondere Beziehung zu Pferden hast?

Mika mit Ostwinds Familie im dritten Teil der Filmreihe (Foto: obs/Constantin Film/Marc Reimann)

Kenzie Dysli: Es gab mehrere Schlüsselmomente in meinem Leben. Doch ein Moment hat mich besonders geprägt. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern. Vieles haben mir meine Eltern erzählt: Wir hatten damals einen Hengst. Es war nicht einfach, ihn zu bändigen, oder ihn dazu zu bringen auf einen zu hören. Das Wilde liegt in der Natur von Hengsten.

Eines Tages wollte meine Mutter diesen Hengst reiten. Doch just in diesem Moment sah er eine Herde von Stuten und wollte dort mitmischen. Er war nicht davon abzubringen. Ich habe dann gemeckert und gemotzt, weil ich ihn reiten wollte. Meine Mutter hat nachgegeben, ich hab mich auf ihn gesetzt und er hat seinen Kopf sofort gesenkt, legte seine Ohren tief und war leise. Bis heute ist das ein spezieller Moment für uns.

Wie hast du deine Pferde beim Filmdreh dazu bekommen, das zu tun, was du möchtest?

Kenzie Dysli: Das war gar nicht so einfach. Mein Pferd James war am Set und ich bin mit ihm schon durch dick und dünn gegangen. Wir haben viel zusammen erreicht. In dieser Zeit habe ich gelernt, dass James sich umdreht und wegläuft, wenn er keine Lust hast. Am Set habe ich darauf geachtet, Druck aus den Situationen zu nehmen. Ich habe James zugeflüstert und versucht ihn zu motivieren.

Gleichzeitig habe ich den Mitarbeitern klare Ansagen gemacht und ihnen erklärt, wie James reagiert. So konnten wir die Dreharbeiten strukturieren. Mit der Zeit hat James verstanden, dass er Dinge wiederholen muss, weil wir einen Film drehen. Und nicht, weil er sie falsch macht.

Wie kann man eine Verbindung zu Pferden aufbauen?

Kenzie Dysli: Das ist nicht immer so einfach. Man sollte geduldig sein. Mit sich selbst und mit dem Pferd. Es erfordert viel Zeit und Arbeit, um eine gute Beziehung aufzubauen. Wenn man viel miteinander erlebt, verbindet das. Ich habe mir als Kind Herden von Wildpferden angeschaut. Ich habe ihr Verhalten beobachtet und gesehen, wie sie untereinander sind. Wer dominiert? Was tun sie in bestimmten Situationen? Das hat mir geholfen, sie besser zu verstehen.

Zum Film:

Ab diesem Donnerstag kannst du „Ostwind 3: Aufbruch nach Ora“ im Kino sehen. Im dritten Teil der Filmreihe reist Mika (Hanna Binke) mit Ostwind in einen Ort Namens Ora. Dort findet sie Ostwinds Familie, eine Herde von Wildpferden. Doch der Ort ist bedroht…

Das Gespräch führte Shara Fatheyan