Winzig kleine Super-Talente

Sie sind winzig klein und sehen unter dem Mikroskop ziemlich unscheinbar aus: die Mikroben. Aber wir Menschen wären ohne sie aufgeschmissen. Die Mikrobe des Jahres 2023 ist der Heubazillus.
Sie sind überall! In der Erde, in der Luft, im Wasser, in unserem Essen und auf unserer Haut. Sogar in uns drin sind sie. Gemeint sind die Mikroorganismen. Man sagt auch kurz Mikroben dazu. Dies sind winzig kleine Lebewesen, die man nur unter dem Mikroskop erkennen kann. Bakterien zählen dazu, genauso wie Hefepilze und sogenannte Archaeen.

Die Mikrobe des Jahres 2023 ist der Bacillus subtilis und sieht so unter dem Mikroskop aus. Foto: Christine Diethmaier (AG Stülke)/VAAM/dpa
„Ohne diese Mikroben würde es uns Menschen wohl nicht geben“, sagt Anja Störiko. Sie kennt sich damit gut aus. Mikroben, die in unserem Darm leben, sorgen zum Beispiel dafür, dass wir unsere Nahrung verdauen können. Auf unserer Haut bilden sie eine Art Schutzschicht. In der Natur helfen Mikroben, abgestorbene Pflanzen und tote Tiere zu zersetzen. Sie können auch Milch in Joghurt umwandeln.
Ziemlich mieser Ruf
Doch die Mikroben haben ein Problem: Ihr Ruf ist ziemlich mies. „Viele Menschen denken immer noch zuerst an Krankheiten“, erklärt Frau Störiko. Um das Ansehen der Mikroben zu verbessern, ernennen Fachleute seit einiger Zeit die „Mikrobe des Jahres“. Dieses Jahr ist es der Bacillus subtilis, auch Heubazillus genannt.
Dieses Bakterium ist so eine Art Super-Talent. Zum einen ist es für den Menschen harmlos. Das ist schon mal prima. Zum anderen machen ihm extreme Bedingungen wie etwa Hitze nichts aus. „Es kapselt sich einfach ein und hält eine Art Winterschlaf. So kann es auch unter schwierigen Bedingungen überleben“, erzählt die Expertin.

Das ist Natto, ein japanisches Gericht aus Sojabohnen. Sie wurden mithilfe des Heubazillus vergoren. Foto: Stefanie Paul/dpa
Schnelle Vermehrung
Außerdem vermehrt sich der Heubazillus superschnell. Dadurch kann er andere Keime verdrängen, die langsamer wachsen. Das ist vor allem dann spannend, wenn die langsamer wachsenden Mikroben für uns Menschen schädlich sind. Deshalb kommt der Heubazillus beispielsweise auf Autobahn-Raststätten zum Einsatz. Dort wird er dem Spülwasser der Toiletten beigefügt. Fiese Keime haben dadurch keine Chance. Der Heubazillus vermehrt sich so rasend schnell, dass er ihnen einfach keinen Platz lässt.
Diese Mikrobe kann aber noch mehr! Sie produziert bestimmte Stoffe, sogenannte Enzyme. Diese werden Waschmitteln zugesetzt und bauen Schmutzstoffe wie etwa Fett ab. „Die Enzyme arbeiten schon bei niedrigen Temperaturen. Daher müssen wir unsere Wäsche heutzutage nicht mehr so heiß waschen. Dadurch spart man Energie“, sagt Frau Störiko.
Essen kann man den Heubazillus übrigens auch! In Japan gibt es ein Gericht, das Natto heißt. Das sind gekochte Sojabohnen, die mithilfe des Bakteriums vergoren werden. Dabei entstehen rund um die Sojabohnen schleimige weiße Fäden. Das soll besonders gesund sein. Mikroben sind also echte Super-Talente.
Von Stefanie Paul (dpa)