Wie ist die EU entstanden?

Sicher hast du davon gehört: In den vergangenen Wochen wurde viel über die Europäische Union (EU) und den bevorstehenden Brexit berichtet. Die Mehrheit der Wähler in Großbritannien hat bei einer Abstimmung entschieden, dass ihr Land die EU verlassen soll. Aber was ist die EU eigentlich und welchen Zweck hat sie?
Ein einzigartiger Verbund
Die Europäische Union ist ein weltweit einmaliger Staatenverbund. Die Mitgliedsländer haben zwar alle ihre eigene Regierung – sie arbeiten aber in vielen Bereichen eng zusammen und machen auch gemeinsam Gesetze.
Aktuell hat die EU 28 Mitgliedstaaten. Sie liegen in Europa. Manche Länder, die noch nicht Teil der EU sind, wollen es gerne werden. Etwa die Türkei. Anfang 2016 hatte die EU rund 510 Millionen Einwohner.
Der Schuman-Plan
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 hatten viele Menschen Angst, dass noch mal so ein Krieg ausbricht. Also legte der damalige französische Außenminister Robert Schuman 1950 einen Plan vor: Er wollte, dass die deutsche und die französische Kohle- und Stahlproduktion von einer gemeinsamen Aufsichtsbehörde verwaltet werden. Stahl braucht ein Land, um Waffen herzustellen.
Wenn die Produktion überwacht wird, glaubte Schuman, kann ein Krieg besser verhindert werden. Deutschland und auch andere Staaten fanden den Plan gut. Im Jahr 1951 vereinbarten Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg und die Niederlande deshalb den Vertrag über die „Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl“. 1952 trat er in Kraft.
Frieden in Europa schützen
Die sechs Staaten beschlossen, sich auch in anderen Bereichen zusammenzutun. 1957 gründeten sie die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) – die Vorgänger-Organisation der EU. Der entsprechende Vertrag trat 1958 in Kraft. Durch die wirtschaftliche Zusammenarbeit wollten die Staaten auch den Frieden in Europa schützen.
Immer mehr Länder traten bei: 1973 etwa Irland und 1981 Griechenland. 1986 hatte die EWG schon zwölf Mitglieder (die Grafik zeigt dir, seit wann welches Land zum Verbund gehört).
Gründung der EU
In Wirtschafts- und Finanzfragen wollten diese Länder ihre Zusammenarbeit aber noch weiter vertiefen. Also gründeten sie die Europäische Union. Die Vertreter der EWG-Staaten unterzeichneten dafür am 7. Februar 1992 in der niederländischen Stadt Maastricht den „Vertrag von Maastricht“ – er trat 1993 in Kraft.
Vorteile der EU

Früher wurde jedes Auto an den Ländergrenzen von der Polizei angehalten. Heute ist das anders. (Foto: dpa)
Sicherheit, Frieden und ein gemeinsamer Markt, auch Binnenmarkt genannt, sind nur drei Vorteile der EU. Wenn du mit deiner Familie im Auto von Deutschland nach Frankreich fährst, werdet ihr an der Grenze nicht kontrolliert. Deutschland und Frankreich sind Mitglieder im Schengen-Raum. In diesem Gebiet können sich die Menschen ohne Grenzkontrollen frei bewegen. Allerdings haben nicht alle EU-Länder das „Schengener Abkommen“ unterschrieben. Die Vereinbarung heißt so, weil sie im luxemburgischen Dorf Schengen getroffen wurde. 19 der 28 EU-Staaten haben heute außerdem eine gemeinsame Währung: Den Euro. Damit kannst du in allen Euro-Ländern zahlen, ohne Geld umzutauschen.
Keine eigene Verfassung
Eine eigene Verfassung hat die EU nicht. Sie ist kein Staat. Eine Verfassung ist ein Dokument, in dem die Form eines Staates und die Rechte und Pflichten seiner Bürger festgeschrieben sind. Dafür gilt seit 2009 aber der „Vertrag von Lissabon“ – er brachte wichtige Neuerungen mit sich. In der EU arbeiten verschiedene Institutionen zusammen. In der nächsten Folge stellen wir dir einige vor.
Von Christina Michaelis