Was deine Schrift verrät

Was deine Schrift verrät
Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Als Grafologin untersucht Sulamith Samuleit, wie die Menschen schreiben

Die Lehrerin und Grafologin Sulamith Samuleit beschäftigt sich viel mit Handschriften. Foto: Philipp Brandstädter/dpa

Mit prüfendem Blick betrachtet Sulamith Samuleit ein beschriebenes Blatt Papier. „Wer das geschrieben hat, ist recht ehrgeizig“, sagt die Frau. „Derjenige ist aber auch schüchtern und unsicher.“ Woher weiß Sulamith Samuleit (rundes Foto) denn das? Ist sie etwa Wahrsagerin? Nein. Sie ist Lehrerin von Beruf. Aber sie beschäftigt sich auch intensiv mit Handschriften. Dabei schaut sie sich nicht an, was in einem Text steht. Sie untersucht vielmehr, wie die Schrift aussieht.

Was ist Grafologie?

Das Deuten von Handschriften wird auch Grafologie genannt. Grafologen versuchen, aus der Handschrift eines Menschen auf dessen Persönlichkeit zu schließen. Sie wollen am Schriftbild erkennen, ob jemand zum Beispiel zurückhaltend oder offen ist.

Wie funktioniert das?

Sulamith Samuleit sagt: „Gefühle wie Freude oder Zorn drücken wir oft durch Bewegungen und Gesten aus.“ Die Schrift sei eine Geste auf Papier. Die Art und Weise, Buchstaben und Schriftzeichen zu setzen, habe auch etwas mit unserer Persönlichkeit zu tun. Andere Experten zweifeln daran, dass das wirklich so ist.

Ist das Handschriften-Deuten eine Wissenschaft?

Die Grafologie gibt es schon weit mehr als hundert Jahren. Manchmal lassen sogar Firmen die Unterschriften ihrer Mitarbeiter untersuchen. Doch viele Wissenschaftler halten das für sinnlos. Den Wissenschaftlern fehlen die Beweise der Grafologen für deren Deutungen. Setzt jemand die Buchstaben eng zusammen, deuten Grafologen: Der Mensch ist ängstlich.

Sie schauen aber nicht unbedingt, ob auch sehr viele mutige Menschen die Buchstaben eng nebeneinander setzen. Dieses Vorgehen kritisiert zum Beispiel der Wissenschaftler Uwe Peter Kanning.

Foto: Jan Woitas/dpa

Worauf achtet die Grafologin?

„Tatsache ist, dass sich das Deuten von Handschriften schwer messen lässt“, sagt Sulamith Samuleit. „Auch darum kann man Grafologie nicht an einer Universität studieren.“ Doch es gibt einen Verband, der das Deuten lehrt. Sulamith Samuleit erklärt, worauf sie und ihre Kollegen unter anderem achten: Weit und offen geschriebene Buchstaben zeigen Aufgeschlossenheit an, sagt sie. Schreibt jemand Buchstaben wie das b, f oder l weit in die Höhe, sei dies ein Zeichen für Ehrgeiz.

Von Philipp Brandstädter (dpa)