Warum hat Deutschland kein Königshaus?

ARCHIV - 27.11.2017, Großbritannien, London: Der britische Prinz Harry und die US-amerikanische Schauspielerin Meghan Markle.(zu dpa
Dürfen aus Liebe heiraten und nicht aus politischen Gründen: Meghan Markle und Prinz Harry. (Foto: dpa)

Es ist ein bisschen wie im Märchen: Meghan Markle, eine junge Frau aus den USA, Schauspielerin, geschieden, die Eltern arm, die Mutter dunkelhäutig, der Vater weiß, wird morgen Harry von Wales heiraten. Einen echten, britischen Prinzen. Harrys Oma ist Elizabeth II., die Königin. Die Hochzeit wird live im Fernsehen übertragen – auch im deutschen kannst du sie dir anschauen. Warum gibt es eigentlich bei uns nicht solche Märchenhochzeiten? Die Antwort darauf ist erstmal einfach: Weil es in Großbritannien ein Königshaus gibt und in Deutschland nicht. Aber warum ist das so?

Was ist ein Königshaus?

Karl der Große als Statue (Foto: Lokilech, Karl der Grosse Koelner Dom, CC BY-SA 3.0)

Karl der Große als Statue – Kölner Dom (Foto: Lokilech, Karl der Grosse Koelner Dom, CC BY-SA 3.0)

Bis vor ungefähr hundert Jahren gab es in Europa und vielen anderen Ländern auf der Welt Könige und Kaiser, die sind noch mächtiger. Sie waren die Chefs im Land und bestimmten alleine. Das taten sie, weil sie dazu geboren waren. Der erste Sohn eines Königs heißt Kronprinz und wurde automatisch nächster König – egal, ob er dazu geeignet war oder nicht.

Prinzessinnen durften nur Königin werden, wenn sie keine Brüder hatte. Die Kinder des Königs wurden oft mit Prinzen und Prinzessinnen aus anderen Ländern verheiratet. Dabei spielte es keine Rolle, ob die beiden Menschen einander liebten, es ging darum, eine gute Beziehung zu dem anderen Land zu haben. Neben dem König gab es den Adel. Das waren Verwandte des Königs oder andere Menschen, die viel Macht oder Geld hatten.

Gab es bei uns Könige?

Der letzte deutsche Kaiser: Wilhelm II. (Foto: Selle & Kuntze, Zwei neue Aufnahmen des Kaisers Wilhelm II, 1904, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons)

Der letzte deutsche Kaiser: Wilhelm II. (Foto: Selle & Kuntze, Zwei neue Aufnahmen des Kaisers Wilhelm II, 1904, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons)

Auch in Deutschland gab es früher Könige und Kaiser. Ein bekannter Kaiser war Karl der Große, er lebte etwa von 747 bis 814 und herrschte über das sogenannte Frankenreich, das mitten in Europa lag.

Der letzte deutsche Kaiser war Wilhelm II. Er musste vor hundert Jahren seine Macht abgeben. Damals war der Erste Weltkrieg und die meisten Menschen glaubten nicht mehr daran, dass Deutschland gewinnen könnte. Trotzdem wollte der Kaiser, dass Soldaten auf Schiffen weiterkämpften. Viele weigerten sich – und lösten eine Revolution aus.

Deutschland wurde zur Demokratie. Nun wählten die Erwachsenen ein Parlament und einen Chef. Der Beste sollte das Land regieren – nicht derjenige, der zufällig dazu geboren war. Auch der Adel verlor damals seine Macht. Heute gibt es zwar noch Menschen, die Graf heißen, wie der Politiker Alexander Graf Lambsdorff. Doch das Wort Graf ist nur ein Teil des Namens.

Und in Grossbritannien?

Nicht in allen Ländern Europas wurden die Könige vertrieben. In Großbritannien, Schweden oder Spanien zum Beispiel gibt es noch Könige. Doch die haben nicht mehr viel Macht, die Bürger wählen auch eine Regierung. Die Könige haben eine ähnliche Funktion wie bei uns der Bundespräsident: Sie vertreten ihr Land und treffen wichtige Gäste. Ihre Meinung zur Politik dürfen sie aber nicht sagen. Doch genau wie früher werden sie in diese Rolle hineingeboren.

Heute wird meistens das erstgeborene Kind König – egal, ob Mädchen oder Junge. Und die Prinzen und Prinzessinnen dürfen aus Liebe heiraten, auch, wenn derjenige kein Adliger ist. So wie bei Prinz Harry und Meghan Markle.

VON ANGELA SOMMERSBERG

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