Wer wird neuer Chef in Frankreich?

Wer wird neuer Chef in Frankreich?
Diese drei wollen Präsident werden: Jean-Luc Melenchon, Francois Fillon und Marine Le Pen (von links nach rechts). (Foto: dpa)

In Frankreich wird an diesem Sonntag ein neuer Präsident gewählt. Es gibt gleich neun mögliche Kandidaten. Wir stellen euch die wichtigsten vor und erklären, wie die Wahl in unserem Nachbarland funktioniert:

Sie mag die Europäische Union nicht. Er findet sie super. Sie, das ist Marine Le Pen. Er heißt Emmanuel Macron. Beide stellen sich am Sonntag in Frankreich zur Wahl. Experten glauben, dass diese beiden die besten Chancen haben. Doch es gibt noch neun andere Kandidaten. Sie heißen: François  Fillon, Benoît Hamon, Jean-Luc Mélenchon, Jean Lassalle, Nicolas Dupont-Aignan, Philippe Poutou, Nathalie Arthaud, Jacques Cheminade und François Asselineau.

Worum genau es bei der Wahl in Frankreich geht und warum sie so wichtig ist, erfährst du heute. Aber du ahnst es schon: Es geht dabei nicht nur um unser Nachbarland Frankreich, sondern auch um die Europäische Union, diesen Zusammenschluss aus 28 europäischen Ländern, zu dem auch Deutschland gehört. Und deswegen kann die Wahl auch Auswirkungen auf unser Land haben.

Was wird gewählt?

Noch heißt der französische Präsident Francois Hollande. (Foto: dpa)

Am Sonntag wählen die Franzosen einen neuen Präsidenten – oder eine neue Präsidentin. Dieses Amt  ist nicht mit dem des Bundespräsidenten in Deutschland vergleichbar (unser Präsident heißt Frank-Walter Steinmeier). In Frankreich hat der Präsident nämlich viel mehr Macht: Er kann zum Beispiel über Gesetze entscheiden und über die französische Armee bestimmen. Deswegen ähneln die Aufgaben des französischen Präsidenten eher denen der deutschen Bundeskanzlerin. In Frankreich bleibt der Präsident fünf Jahre im Amt. Der aktuelle Präsident heißt François Hollande. Er ist bei den Menschen im Land aber nicht so beliebt – und stellt sich nicht mehr zur Wahl.

Wie wird gewählt?

Der Präsident wird direkt gewählt. Das bedeutet: Die Franzosen schauen sich die elf Kandidaten an und entscheiden, wem sie ihre Stimme geben wollen. In Deutschland gibt es so etwas nicht, hier wählt man immer eine Partei. Aber meistens weiß man natürlich, welcher Politiker für welche Partei steht – so wie Angela Merkel für die Partei CDU. Trotzdem steht am Sonntagabend vermutlich noch nicht fest, wer in Frankreich der neue Präsident oder die neue Präsidentin sein wird. Denn ein Kandidat braucht die absolute Mehrheit, also mehr als die Hälfte aller abgegebenen  Stimmen, um direkt zu gewinnen. Wenn keiner das schafft, wird es in zwei Wochen eine sogenannte Stichwahl geben: Dann gehen die Franzosen noch mal wählen. Allerdings dürfen sie sich dann nur noch zwischen den beiden Kandidaten entscheiden, die am Sonntag die meisten Stimmen bekommen.

Hier stellen wir dir die Kandidaten mit den besten Chancen vor:

Emmanuel Macron

Emmanuel Macron (Foto: dpa)

Emmanuel Macron ist 39 Jahre alt. Er wurde im Norden Frankreichs geboren. In der Schule und an der Universität gehörte er zu den Besten. Emmanuel Macron ist mit seiner ehemaligen Lehrerin verheiratet.

Nach dem Studium hat er unter anderem für eine große Bank  gearbeitet. Später hat er den jetztigen Präsidenten François Hollande bei Wirtschaftsfragen beraten. Von 2014 bis 2016 war er Wirtschaftsminister.

Weil Emmanuel Macron keine Lust hatte, zu einer der Parteien in Frankreich zu gehören, gründete er eine eigene Bewegung. Sie heißt „En Marche!“, das bedeutet so viel wie „Vorwärts“.

Emmanuel Macron findet die Europäische Union super und will unbedingt, dass Frankreich Teil davon bleibt. Er will die Wirtschaftspolitik im Land verbessern und setzt sich dafür ein, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben – auch Ausländer.

Vor allem junge Leute finden Emmanuel  Macron gut. Bei seinen Wahlkampf-Veranstaltungen herrscht oft richtige Partystimmung. Er wird dort wie ein Star gefeiert. Deswegen hat er den Spitznamen: Justin Bieber der Politik.

Marine Le Pen

Marine Le Pen (Foto: dpa)

Marine Le Pen (48) ist Chefin der Partei „Front National“.  Das bedeutet „Nationale Front“. Den Chef-Posten hat sie vor sechs Jahren von ihrem Vater übernommen, der die Partei bis dahin geleitet hat. Marine Le Pen kommt aus einem Vorort der Hauptstadt Paris.

Sie hat zwei ältere Schwestern,  Jura studiert und als Anwältin gearbeitet. Marine Le Pen war zweimal verheiratet und hat drei Kinder.

Seit der Europawahl 2004 sitzt sie im Europa-Parlament – und das, obwohl Marine Le Pen die Europäische Union eigentlich nicht gut findet. Sie möchte sogar, dass Frankreich die EU verlässt. Außerdem sollen die Franzosen dann nicht mehr mit dem Euro bezahlen, sondern mit der alten Währung, dem Franc. Marine  Le Pen glaubt, dass es den Franzosen ohne die EU besser geht. Das bezweifeln viele Experten.

Außerdem könnte Marine Le Pen dann dafür sorgen, dass Frankreich seine Grenzen schließt – und keine Flüchtlinge mehr hereinlässt. Sie und ihre Partei „Front National“ sind nämlich feindlich gegenüber Ausländern. Sie wollen auch, dass die Religion Islam  verboten wird.

Von Angela Sommersberg