Traumberuf Kapitän: Viel Wind, Wellen und Technik

Das ist Patrick Ehnert. Er fährt als Kapitän für FRS Helgoline eine Fähre zwischen Hamburg und Helgoland. „Ich werde zum Glück nicht seekrank, sonst könnte ich diese Arbeit gar nicht machen
Das ist Patrick Ehnert. Er fährt als Kapitän für FRS Helgoline eine Fähre zwischen Hamburg und Helgoland. „Ich werde zum Glück nicht seekrank, sonst könnte ich diese Arbeit gar nicht machen", sagt er. (Foto: dpa)

Gegen Piraten kämpfen und Segel flicken – bei dem Beruf Seefahrer denken viele an das Leben auf See in früheren Zeiten. Heute ist die Arbeit auf Schiffen ganz anders, aber immer noch etwas Besonderes.

Es schaukelt. Patrick Ehnert hat bei seiner Arbeit keinen festen Boden unter den Füßen. Er ist Seefahrer, genauer gesagt Kapitän. Er steuert die Fähre „Halunder Jet” durch die Elbe und die Nordsee und hat bis zu 600 Gästen an Bord. An manchen Tagen schlagen die Wellen so hoch, dass vielen Leuten übel wird. Dem Kapitän macht die Schaukelei nichts aus. „Ich werde zum Glück nicht seekrank, sonst könnte ich diese Arbeit gar nicht machen”, sagt Patrick Ehnert.

Die Kommandozentrale heißt Brücke

Als Kapitän ist er der Chef des Schiffes und hat die Verantwortung. Der 35 Jahre alte Mann hat blonde Haare und trägt ein weißes Hemd. Er sitzt zusammen mit zwei Kollegen auf der Brücke. So heißt die Kommandozentrale ganz vorne und oben am Schiff. Von hier haben die Seeleute einen guten Blick auf die Fahrrinne. Sie sehen, wenn ihnen – wie jetzt – ein Segelboot in die Quere kommt.

Auf einem Schiff ist Teamarbeit ganz wichtig. Ein Kapitän kann nicht alles allein machen. Er hat auf der Brücke zum Beispiel Hilfe von einem Chief (gesprochen: tschiif).

So wird der Leitende Schiffs-in-ge-ni-eur genannt. Er kümmert sich vor allem um die technische Arbeit und die Maschinen an Bord. Dazu kommt der Erste Offizier, auch Steuermann genannt. Er hält zusammen mit dem Kapitän den Kurs.

Das Team muss sich gut verstehen

„Es ist wichtig, dass wir als Team gut zusammenarbeiten und uns gut verstehen”, findet der Kapitän Patrick Ehnert. „Schließlich lebt man auf einem Schiff oft für mehrere Monate eng zusammen unter einem Dach und geht nicht abends alleine nach Hause.”

Wer Kapitän werden möchte, muss auch in technischen Dingen gut sein. (Foto: dpa)

Wer Kapitän werden möchte, muss auch in technischen Dingen gut sein. (Foto: dpa)

„Was macht der denn da?!” Der Kapitän schüttelt den Kopf. Dann drückt er die Hupe. Der Segler schreckt auf, das Boot dreht ab. Zum Glück hat der Kapitän aufgepasst. „Wir haben hier Vorfahrt. Der Segler muss in diesem Fall ausweiche”», sagt Patrick Ehnert. Solche Regeln der Schifffahrt hat er im Studium gelernt. „Ein Schiff zu steuern, ist zwar ähnlich wie Autofahren”, findet er, „es gehört aber noch viel mehr dazu.”

Als Kapitän sieht er nur Wasser – keine Straßen oder Schilder, die ihm helfen, den Weg zu finden. Bei der Fahrt über Flüsse und Meere erkennt er zudem nur, was auf dem Wasser passiert. Aber nicht, was darunter liegt. «Das muss man aber wissen und beachten, damit es keinen Unfall gibt», erklärt Patrick Ehnert. Er und seine Kollegen nutzen deshalb eine ausgeklügelte Technik.

Keine Werkstatt in der Nähe

Auf der Brücke gibt es diverse Knöpfe und Schalter sowie mehrere Monitore. Elektronische Seekarten zeigen beispielsweise, wie tief das Wasser ist und auch wo das Ufer beginnt. „Wenn es nebelig oder dunkel ist, kann man das sonst nicht erkennen”, sagt der Kapitän. Zusammen mit der Besatzung muss er die Technik an Bord beherrschen – und notfalls auch reparieren können: „Wenn auf See etwas kaputtgeht, ist ja keine Werkstatt in der Nähe”, sagt Patrick Ehnert.

Die Technik hilft den Seeleuten, den Überblick zu behalten und das Schiff sicher durch das Gewässer zu steuern. (Foto: dpa)

Die Technik hilft den Seeleuten, den Überblick zu behalten und das Schiff sicher durch das Gewässer zu steuern. (Foto: dpa)

Der Kapitän sieht zwar entspannt aus, aber seine Arbeit ist anstrengend. „Man muss immer alles im Blick behalten und sich konzentrieren”, sagt Patrick Ehnert. Trotzdem hat er seinen Traumberuf gefunden. „Ich kann mir nicht mehr vorstellen, etwas anderes zu machen.”

Eine Fahrt zur Antarktis

„Es ist schön, diese Ruhe auf dem Meer zu haben”, findet er. Als Seefahrer ist er schon über viele Meere geschippert. Er habe fremde Länder gesehen und Dinge erlebt, die viele andere nie zu sehen bekämen, erzählt der Kapitän. „Ich bin zum Beispiel mal zur Antarktis gefahren und habe Pinguine, Seeleoparden und das ganze Eis gesehen. Das werde ich nie vergessen.”

Von dpa

So wird man Kapitän

Wer Kapitän werden möchte, braucht Geduld. ƒBis es so weit ist, können mehrere Jahre vergehen”, sagt der Kapitän Patrick Ehnert. „Ich bin auf einer Insel aufgewachsen, bin als Kind schon oft gesurft und gesegelt und wollte gerne einen Beruf auf dem Wasser haben”, erzählt er. {„Kapitän zu werden, fand ich spannend.”

Um Kapitän zu werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Patrick Ehnert machte zuerst eine Ausbildung als Schiffsmechaniker. Danach studierte er einige Jahre Nautik. Dabei lernte er unter anderem, wie er auf dem Wasser den richtigen Weg findet und ein Schiff steuert. Er lernte auch viel über das Wetter und Ladung an Bord.

Außerdem arbeitete Patrick Ehnert auf Schiffen, um die praktische Arbeit zu üben: den Umgang mit Maschinen, Motoren und Ähnlichem.

Auch nach dem Studium musste Patrick Ehnert einige Jahre auf verschiedenen Schiffen mitfahren, um Erfahrung auf See zu sammeln. Erst dann durfte er selbst als Kapitän an Bord gehen.

Den vorderen Teil eines Schiffes nennt man Bug. (Foto: dpa)

Den vorderen Teil eines Schiffes nennt man Bug. (Foto: dpa)

Kleines Lexikon für Seefahrer

Auf einem Schiff reden die Leute oft etwas anders als an Land. Seefahrer verwenden bestimmte Fachbegriffe. Hier lernst du einige kennen:

Auslaufen – wenn ein Schiff den Hafen verlässt

Bullauge – rundes Schiffsfenster

Brücke – Kommandozentrale auf einem Schiff

Besatzung – Menschen, die auf einem Schiff arbeiten

Backbord – links (in Fahrt-Richtung)

Steuerbord – rechts (in Fahr-Richtung)

Bug – vorderer Teil des Schiffes

Achtern – hinterer Teil des Schiffes

Von dpa

So wird ein Schiff gebaut

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