Sollte man streiten?

Sollte man streiten?
Ob mit Eltern oder Geschwistern - beim Streiten nicht zu fies zu werden, hilft später. (Foto: dpa)

Es fühlt sich an wie eine Explosion: Das blöde Gefühl in dir wächst und wächst – und irgendwann will es raus! Also packst du es in Worte, obwohl du genau weißt, dass das dem anderen nicht gefällt. Und dann: Streitest du dich. Aber wann, warum und wie streitet man überhaupt? Darüber haben wir mit Elisabeth Raffauf aus Köln gesprochen. Die  Psychologin ist Expertin für Kinder.

Was ist ein Streit überhaupt?

„Bei einem Streit werden verschiedene Meinungen offen ausgetragen“, sagt Elisabeth Raffauf. Ein Streit ist oft hitzig, feindselig, emotional. Man steckt richtig viele Gefühle hinein. Bei einer Diskussion geht es im Gegensatz dazu eher darum Gedanken und Argumente auszutauschen. Gründe sich zu streiten, gibt es übrigens viele: Du bist eifersüchtig oder neidisch, du willst bestimmen oder Recht haben, du fühlst dich ungerecht behandelt oder angegriffen, du kämpfst für etwas, das dir wichtig ist. „Manche Menschen fangen auch einen Streit an, wenn es zu harmonisch ist“, sagt Elisabeth Raffauf. „Sie fürchten dann, dass irgendetwas faul sein könnte.“

Wann streitet man sich?

Doch selbst, wenn man Grund zum Streiten hat, tut man es manchmal nicht. „Man fürchtet, dass es schlecht ausgehen könnte, dass der Freund einen nicht mehr mag oder die Eltern Handyverbot erteilen.“ Trotzdem ist es gesund, sich zu streiten, weiß die Psychologin: „Wenn man sich ungerecht behandelt fühlt, muss man das sagen. Sonst geht es einem schlecht.“

Trotzdem ist es gut, abzuwägen: Wenn du dich mit deinen Eltern immer über eine Sache streitest,  hilft es manchmal, das Thema  in Ruhe  zu klären. Hast du dich schon mal gefragt, warum du dich häufiger mit deinen Geschwistern als mit deinen Freunden streitest? Das liegt vor allem daran, dass deine Geschwister dir nicht  die Freundschaft kündigen können – deine Freunde schon.

Und wenn Eltern streiten?

„Ganz wichtig ist: Wenn deine Eltern sich streiten, dann ist das nie deine Schuld“, sagt Elisabeth Raffauf. Selbst, wenn du etwas Blödes gemacht hast, ist es immer noch eine Auseinandersetzung zwischen deinen Eltern. Daran kannst du  nichts  ändern. Wenn Eltern sich sehr viel streiten, haben manche Kinder auch Angst davor, dass sie sich trennen könnten. Wenn das bei dir so ist, dann sprich deine Eltern darauf an! Das ist besser, als die ganze Zeit ein blödes Gefühl mit sich herumzutragen.

Lernt man streiten?

Streiten hast du schon als kleines Kind zu Hause gelernt. Mit der Zeit merkst du, mit welchen Menschen du wie streiten kannst: Manche gehen aus sich raus, andere sind schüchtern. Eine Sache ist wichtig: „Man muss erfahren, dass ein Streit auch gut ausgeht“, sagt die Expertin. Wenn deine Eltern nach einem Streit nachtragend sind und dich anschweigen, wirst du dich später vermutlich eher vor Streitereien drücken. Dabei fühlt man sich nach einem Streit oft erleichtert. „Wenn  man gemeinsam einen Streit gemeistert hat, dann bringt das Menschen oft noch näher zusammen.“ Streiten verbindet dann sogar!

Für Streit gibt es Regeln

  1. Sag nichts, das schlimm verletzend ist. Denn das kann auf Dauer wehtun.
  2. Oft ist es gut, abzuwarten. Sprich die Sache an, wenn du nicht mehr so wütend bist.
  3. Greif die Person nicht an – sprich über die Sache! Sag nicht: „Du bist doof“. Sondern: „Das, was du getan hast, ist doof.“
  4. Mach keine Vorwürfe, sondern stelle Fragen: „Das, was du gesagt hast, hat mich total verletzt. Hast du das wirklich so gemeint?“.

Phil.Cologne startet

Streit ist nicht nur ein Thema im Alltag, sondern auch bei dem Philosphie-Festival phil.Cologne. Das startet am Dienstag in Köln. Dort gibt es auch viele Veranstaltungen für Schulklassen. Mehr Infos findest du hier auf der Webseite des Festivals.

Von Angela Sommersberg