Sportinternat: So leben junge Spitzensportler heute

Zwischen dem Rhein-Energie-Stadion und der Sporthochschule, inmitten von Tennisplätzen und Fußballfeldern, liegt im Sportpark Müngersdorf das Sportinternat Köln. Hier wohnen 48 junge Leistungssportler im Alter von zwölf bis 19 Jahren. Sie kommen aus ganz Europa und betreiben unterschiedliche Sportarten: Judo, Boxen, Fußball, Basketball, Leichtathletik, Turnen, Eishockey, Tennis und Feldhockey. Doch alle haben ein Ziel: Sie möchten in ihrem Sport so gut werden, dass sie an Europa- und Weltmeisterschaften oder den Olympischen Spielen teilnehmen können.
Duda hat im Sportinternat die Betreuerin Teresa Rohner und den Fußballspieler Dominik Becker getroffen. Sie haben erzählt, was ein Sportinternat eigentlich ist, wie der Alltag hier funktioniert und wie die jungen Athleten Leistungssport, Schule und Freizeit unter einen Hut bekommen.
Was ist ein Sportinternat?
Auf ein Sportinternat gehen Kinder und Jugendliche, die Leistungssport machen und dafür sehr viel trainieren. „Um eine Empfehlung für das Sportinternat Köln zu bekommen, muss man richtig, richtig gut in seinem Sport sein“, sagt Teresa Rohner. Die Pädagogin hat selbst Sport studiert und kümmert sich seitdem als Betreuerin im Internat um die jungen Bewohner. Die Empfehlung geben die Vereine, bei denen die Kinder und Jugendlichen trainieren.
Das Sportinternat Köln ist ein Haus des Fußballvereins 1. FC Köln und arbeitet mit dem Eishockeyverein KEC „Die Haie“ und dem Olympiastützpunkt Rheinland zusammen. „Der Unterschied zu einem klassischen Internat ist, dass wir keine angeschlossene Schule haben. Wir sind im Grunde nur Wohnhaus“, sagt Teresa. Die Schulbank drücken die Internatsschüler an vier Kölner Schulen mit Sportschwerpunkt.
Ein starkes Team
Diese Schulen nehmen besonders Rücksicht auf die Leistungssportler: Teresa und ihre Kollegen vom Sportinternat stimmen mit den Lehrern am Anfang des Schuljahres den Stundenplan so ab, dass genug Zeit fürs Training bleibt. Außerdem dürfen die Sportler auch mal in der Schule fehlen, um auf Wettkämpfe zu fahren, und Klausuren nachholen, die sie wegen eines Turniers verpasst haben.
Jeden Nachmittag kommen Lehrer ins Sportinternat und unterstützen sie beim Lernen, bei Hausaufgaben oder pauken mit ihnen verpassten Unterrichtsstoff. So können die Internatsschützlinge Leistungssport und Schule gut vereinbaren. „Uns ist ganz wichtig, dass die jungen Sportler die Schule nicht vernachlässigen. Denn auch als Profisportler verdient man später nicht in jedem Fall so viel Geld, dass man davon leben kann. Ein Schulabschluss ist eine wichtige Grundlage“, sagt Teresa.
Ohne Regeln geht es nicht im Sportinternat

Dominik ist 18 Jahre alt und wohnt im Sportinternat. Er muss sich um Vieles selbst kümmern. (Foto: Uwe Weiser)
Die jungen Sportler wohnen zwar nicht bei ihren Eltern, aber auch im Internat gibt es Regeln. Alle Bewohner müssen ihr Zimmer aufräumen, am Abend zu bestimmten Zeiten zu Hause sein und haben regelmäßige Küchendienste. Zu festen Zeiten wird morgens und abends im Essensraum das Frühstück und frisch gekochtes Abendessen aufgetischt, zum Mittagessen gehen die Kinder und Jugendlichen in die Mensa der Sporthochschule.
Da alle zu ganz unterschiedlichen Zeiten zur Schule und zum Training ihrer Vereine fahren, ist viel Eigenverantwortung gefragt. Ihre Freizeit dürfen sich alle frei einteilen. „Wir Betreuer sind Ansprechpartner für kleine und große Sorgen und auch ein bisschen Elternersatz“, sagt Teresa. Jederzeit, auch nachts und am Wochenende, sind Betreuer vor Ort. „Wir wollen vor allem, dass sich die jungen Sportler hier geborgen fühlen.“
Ein Internatsschüler erzählt

Auch Freizeit ist wichtig in einem voll gepackten Sport-Alltag. Dominik liest gerne oder trifft sich mit Freunden. (Foto: Uwe Weiser)
Seit drei Jahren wohnt Dominik Becker im Sportinternat. Der 18-Jährige spielt als Verteidiger beim 1. FC Köln in der Junioren-Mannschaft seiner Altersgruppe, der U19. Mit der Junioren-Nationalmannschaft war er bereits bei einer Europa- und einer Weltmeisterschaft dabei. Aber nicht nur mit dem Sport läuft es super: Gerade hat Dominik sein Abitur am Apostelgymnasium bestanden. „Es war schon viel zu lernen, vor allem die Mathe-Leistungskurs-Klausur war nicht leicht, aber insgesamt war das Abi neben dem Sport gut machbar “, sagt er.
Ursprünglich kommt er aus Koblenz. Mit vier Jahren hat er angefangen, Fußball zu spielen. Mit 14 kam er ins Juniorenteam des 1. FC Köln: „Das erste Jahr bin ich zum Training nach Köln gependelt, aber das wurde schwierig mit der Schule, als mehr Nachmittagsunterricht hinzukam“, erzählt er. Mit 15 ist er deshalb ins Sportinternat gezogen.
Straffer Alltag

Dominik liebt das Fußballspielen sehr. Sein größter Wunsch: Den Sprung in die Herren-Mannschaft des 1. FC Köln schaffen. (Foto. Uwe Weiser)
Die Umstellung auf das Leben im Internat ist ihm nicht schwer gefallen. „Es geht hier sehr familiär zu und nicht so streng wie in anderen Sportinternaten“, verrät er und grinst. Seine Eltern konnte er am Wochenende treffen: „Meist sind sie zu meinen Fußballspielen gekommen und ich bin danach noch auf einen Besuch mit nach Hause.“
Sein Alltag im Internat war bis zum Abitur mit Schule und Training sehr vollgepackt: „Morgens in die Schule, mittags zum Essen in die Mensa der Sporthochschule und dann zur Hausaufgabenbetreuung. Von 17 bis 19 Uhr hatte ich dann Training, abends war Ausruhen angesagt“, erzählt Dominik. Dazu kam auch noch ein- bis zweimal die Woche ein Training morgens vor dem Unterricht. Am Wochenende stehen Turniere auf dem Programm.
Viel unterwegs
Wie viele der Internatsschüler fährt auch Dominik oft auf Wettkämpfe und ist mehrere Tage oder Wochen am Stück unterwegs. „Auf den Reisen mit dem Deutschen Fußball-Bund waren Lehrer dabei, damit man nicht so viel Unterrichtsstoff verpasst. Ich habe unterwegs auch einmal zur selben Zeit wie meine Klasse in Köln eine Klausur geschrieben“, erzählt Dominik.
Die Freizeit, die neben Schule und Sport bleibt, verbringt er am liebsten mit Freunden. „Das Tolle am Internat ist, dass man immer Freunde um sich hat. Langweilig wird es hier nie“, sagt er. „Außerdem lernt man andere Sportarten kennen, probiert mal etwas anderes aus. An Weihnachten gehen wir immer alle zusammen Eishockey spielen.“ Später möchte Dominik an der Universität studieren. Das nächste Jahr widmet er sich aber ganz dem Fußball beim 1. FC Köln. Sein Wunsch: „Ich möchte den Sprung in die Herren-Mannschaft schaffen!“