Warum feiern orthodoxe Christen so spät Weihnachten?

Warum feiern orthodoxe Christen so spät Weihnachten?
Tawadros II. (der Mann im goldfarbenen Gewand) ist der koptisch-orthodoxe Papst. Hier leitet er die Weihnachts-Messe in Kairo. (Foto: dpa)

Die Weihnachtsstimmung ist weg: Die Geschenke  sind ins Regal sortiert, die Plätzchen gegessen. Für manche Menschen beginnt Weihnachten aber erst jetzt. Denn die meisten orthodoxen Christen feiern Jesu Geburt am 7. Januar. Ihr Heiligabend war am 6. Januar. Warum so spät? Und was sind orthodoxe Christen?

Das Christentum entsteht

So soll Kaiser Konstantin ausgesehen haben. (Foto: dpa)

Die christliche Religion geht auf Jesus zurück, der vor 2000 Jahren in Palästina lebte. Das Land gehörte – wie fast ganz Süd- und Westeuropa – zum Römischen Reich, das vom Kaiser in Rom regiert wurde. Am Anfang gab es nur wenige Christen, sie wurden verfolgt. Das änderte sich mit dem römischen Kaiser Konstantin. Er regierte von 306 bis 337 und machte die christliche Kirche wichtig. Konstantin gründete eine zweite Hauptstadt neben Rom. Er nannte sie Konstantinopel.  Heute heißt die Stadt Istanbul und liegt in der Türkei. Nach und nach zerfiel das riesige Römische Reich in einen Ostteil und einen Westteil. Die Hauptstädte waren Rom und Konstantinopel. Auch die Kirchen in beiden Teilen machten immer mehr ihr eigenes Ding.

Die Kirchen trennen sich

Im Jahr 1054 gab es so großen Streit in der Kirche, dass es zur Spaltung zwischen der römisch-katholischen Kirche im Westen und der Ostkirche kam, die später als „orthodoxe“ (rechtgläubige) bezeichnet wurde. Orthodoxe Christen leben hauptsächlich in Griechenland, Russland oder Bulgarien, einige auch in Deutschland. In fast jedem Land haben die orthodoxen Christen ein eigenes Oberhaupt. Im Westen kam es 500 Jahre nach der Abspaltung der orthodoxen Kirche zu  einer weiteren Trennung: nämlich zwischen Katholiken und Protestanten. Der Papst in Rom ist übrigens das Oberhaupt aller Katholiken.

Spätes  Weihnachtsfest

Im Gottesdienst wird auch bei den Orthodoxen gesungen. (Foto: dpa)

In Deutschland leben wir heute nach dem gregorianischen Kalender. Schon die alten Römer hatten einen Kalender – doch darin war die Dauer eines Jahres nicht exakt berechnet. Deswegen begann im Jahr 1582 der Frühling laut Kalender zehn Tage zu früh.

Also beschloss ein Papst mit Namen Gregor, den Kalender zu korrigieren. Er übersprang einige Tage und führte eine neue Regelung für das Schaltjahr ein. Nach und nach übernahmen die meisten Länder seinen gregorianischen Kalender. Bei den orthodoxen Christen ist es aber ein bisschen chaotisch: Die meisten orthodoxen Christen in Griechenland feiern nach unserem Kalender am 25. Dezember Weihnachten. Die Orthodoxen in Russland richten sich aber nach dem alten Kalender – und laut diesem findet Weihnachten erst am 7. Januar statt.

Feiern in Russland

Viele Jahre lang durften die Christen in Russland eigentlich gar nicht Weihnachten feiern. Das war unter der Herrschaft der Kommunisten in der sogenannten Sowjetunion. Das war ein riesiger Staat, zu dem Russland und viele Länder Osteuropas gehörten. Mit Religion hatten die Mächtigen nichts im Sinn. Deswegen beschenken sich viele Russen heute  an Silvester.

Seit dem Ende der Sowjetunion vor 25 Jahren haben Kinder und Erwachsene an den Weihnachtstagen im Januar frei und dürfen feiern. Die orthodoxen Christen freuen sich dann vor allem auf gutes Essen (Geschenke gab es ja schon an Silvester). Denn 40 Tage vor Weihnachten beginnen sie zu fasten und dürfen kein Fleisch, keine Milch oder keinen Käse essen. Der Gottesdienst an Heiligabend ist anders aufgebaut als bei uns. Er ist voller Symbole. Es gibt feierliche Gesänge und Weihrauch. Das Ganze dauert – wie alle orthodoxen Gottesdienste – mehrere Stunden.

Von Angela Sommersberg