Krankheiten bekämpfen

Krankheiten bekämpfen
Regentropfen bleiben auch "kopfüber" an Pflanzenteilen haften,(Bild: dpa)

Weißes Zeug auf den Blättern, braune Stellen und verschrumpelte Blüten: Auch Pflanzen können krank werden. Um sich vor fiesen Krankheiten zu schützen, haben sie ein Immunsystem – so wie wir Menschen auch. Forscher wollen mehr darüber herausfinden.

Abgestorbene Fichten stehen dicht an dicht. Foto: Swen Pförtner/dpa

Was ist das Immunsystem?

Ein Immunsystem erkennt Viren, schädliche Bakterien und andere Krankheitserreger und bekämpft sie. „Dazu haben die Pflanzen eine Art Radarsystem. Das heißt, im Inneren jeder Zelle und auf deren Oberfläche sitzen Sensoren“, erklärt der Wissenschaftler Paul Schulze-Lefert. Er ist einer der Forscher, die untersuchen, wie genau sich Pflanzen gegen Krankheiten zur Wehr setzen.

Wie reagiert die Pflanze?

Wenn die Sensoren der Pflanze Alarm schlagen, stoppt sie die Versorgung der betroffenen Zellen. Die bekommen dann keine Nährstoffe mehr und sterben ab. Damit sterben auch die Krankheitserreger. „Die Pflanze opfert also einen kleinen Teil von sich selbst, um wieder gesund zu werden“, sagt Paul Schulze-Lefert.

Welche Pflanzen sind gut geschützt?

Forscher haben entdeckt, dass Wildpflanzen sehr vielfältige Sensoren für ihr Radarsystem besitzen. Das bedeutet, sie können viele verschiedene Krankheitserreger erkennen und bekämpfen. Dieses Wissen wollen Wissenschaftler wie Paul Schulze-Lefert übertragen, und zwar auf Nutzpflanzen. Damit ist etwa Getreide gemeint oder Rüben, also Pflanzen, die wir essen oder als Futter für Tiere nutzen.

Getreide ist als Nahrung für uns Menschen enorm wichtig. Deshalb werden Getreidepflanzen so gezüchtet, dass sie möglichst viel Ertrag bringen. Foto: Stefanie Paul/dpa

Was ist eine Züchtung?

Unsere heutigen Nutzpflanzen wurden über viele Jahre hinweg gezüchtet. Menschen haben also versucht, die Pflanzen so zu verändern, dass sie bestimmte Eigenschaften haben, zum Beispiel besonders große Früchte. Ein anderes Ziel kann sein, dass Pflanzen mit Trockenheit besser zurechtkommen.

Pflanzen wachsen zwar erstmal von allein. Aber wenn man sie gezielt züchtet, kann man zum Beispiel größere Früchte ernten oder sie gegen Krankheiten stärken. Foto: Stefanie Paul/dpa

Was ist das Problem daran?

Die Züchtung schwächte aber ihr Immunsystem. Nutzpflanzen haben oft weniger Sensoren, um Krankheitserreger zu erkennen. Dadurch sind sie anfälliger. Forscher versuchen daher, Nutzpflanzen im Labor zu verändern. Zum Beispiel bauen sie Gene von Wildpflanzen ein und versuchen so, das Immunsystem der Nutzpflanzen zu stärken. Gene sind so etwas wie die Bausteine von Lebewesen. Sie legen zum Beispiel das Aussehen und bestimmte Eigenschaften fest.

Was können Pflanzen noch?

Pflanzen können sogar gute Bakterien von schlechten unterscheiden! Sie erkennen also, was ein Krankheitserreger ist und was nicht. „Wie die Pflanzen das schaffen, stellt uns gerade noch vor ein echtes Rätsel“, erzählt der Forscher. Vermutlich habe es auch mit dem Immunsystem zu tun. So siedeln sich zum Beispiel bestimmte Bakterien an den Wurzeln der Pflanze an und halten schädliche Bodenpilze fern. Auf diese Weise wird die Pflanze indirekt durch die Bakterien geschützt. Die Forscher wollen nun herausfinden, wie diese Verbindung zwischen Pflanze und nützlichen Bakterien funktioniert.

Von Stefanie Paul (dpa)