Instrumente einer anderen Zeit 

Instrumente einer anderen Zeit 
Instrumente wie Trommel und Pfeife wurden meist von den Spielleuten auf den Marktplätzen gespielt. Foto: Knud Seckel/dpa


Am Hof gibt es ein Fest! Die mutigen Ritter sind dabei, klar! Und auch die edlen Fräulein. Mittendrin natürlich der König. Alle sitzen an einem langen Tisch, es wird gegessen und gelacht. Musikanten spielen auf und machen laute, fröhliche Musik. Vielleicht hast du schonmal einen Film gesehen, in dem mittelalterliche Feste so dargestellt werden. Doch wie sah das Musizieren damals wirklich aus?

Manche mittelalterlichen Instrumente sehen ganz schön ungewöhnlich aus, wie etwa die Drehleier, die Knud Seckel hier spielt. Foto: Knud Seckel/dpa

Drehleier und Schalmei

Musik gab es im Mittelalter vor mehr als 800 Jahren tatsächlich. Doch die Instrumente, auf denen gespielt wurde, sahen meist anders aus als unsere heutigen – und sie klangen wohl auch anders. Auf den Marktplätzen traf man zum Beispiel auf die sogenannten Spielleute. Diese zogen von Stadt zu Stadt, spielten auf den Märkten und verbreiteten die neuesten Nachrichten.

„Spielleute hatten vor allem laute Instrumente. Zum Beispiel die Drehleier, die Schalmei oder den Dudelsack. Diese lauten Instrumente waren wichtig, denn die Spielleute traten ja draußen im Getümmel auf“, erklärt Knud Seckel. Er beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit mittelalterlicher Musik und spielt selbst verschiedene Instrumente aus dieser Zeit.

Harfe und Laute

An den Höfen der Herrscher hörte man nicht nur die lauten Instrumente der Spielleute, erzählt Knud Seckel. Am Hof wurden häufig eher die leiseren Instrumente gespielt, wie etwa die Harfe. Das hat einen bestimmten Grund, denn an den Höfen wurde andere Musik gemacht als auf den Marktplätzen.

Am Hof traten etwa die sogenannten Minnesänger auf. Der wohl berühmteste Minnesänger heißt Walther von der Vogelweide. Der Dichter schrieb unter anderem Liebesgedichte. Minne ist ein altes für Wort für Liebe. Diese Gedichte wurden dann an den Höfen vorgesungen. Instrumente wie die Harfe und die Laute sollten den Minnesänger dabei begleiten.

So soll der Codex Manesse ausgesehen haben. Foto: Uwe Anspach/dpa

Instrumente nachbauen

Knud Seckels Instrumente sind aber natürlich nicht 800 Jahre alt. Aus der Zeit des Mittelalters haben sich nämlich keine Original-Instrumente erhalten. Man muss sie nachbauen. „Das funktioniert beispielsweise mithilfe alter Zeichnungen“, verrät der Fachmann.

Solche Zeichnungen findet man unter anderem in einem besonderen Buch: Es heißt Codex Manesse. „Das ist sozusagen die Bibel der Minnesänger“, erklärt Knud Seckel. Dort sind sehr viele Texte mittelalterlicher Lieder drin, es gibt Abbildungen von Minnesängern und auch Zeichnungen der Instrumente sind dort zu sehen.

Kniffliger Rhythmus

Aber trotz Bibel der Minnesänger und all den anderen Überlieferungen, die es über die Musik aus dem Mittelalter gibt: Wer sich für die Musik aus dieser Zeit interessiert, muss trotzdem ein wenig zu einer Art Detektiv werden.

Das Foto zeigt Knud Seckel bei einem Auftritt in mittelaltelterlicher Kostümierung mit Trommel und Pfeife. Foto: Knud Seckel/dpa

Von den Liedern der Minnesänger sind nämlich nur sehr wenige Noten erhalten geblieben. Von den meisten Stücken gibt es nur den Text! Das macht es superschwierig, denn ohne Noten kennt man die Melodie ja gar nicht. Und auch mit dem Rhythmus und dem Tempo wird es knifflig. Daher müssen sich heutige Musiker immer selbst überlegen, wie die Stücke geklungen haben könnten.

Von Stefanie Paul (dpa)