Hitze aus der Erde holen

Hitze aus der Erde holen
Dieses Stück Gestein wurde tief aus der Erde geholt, um es zu untersuchen. Foto: Sophia Maria Graf/dpa

Tief in der Erde ist es heiß. An diese Wärme wollen Fachleute ran. Denn sie soll uns umweltfreundliche Energie liefern. Das geht nur, indem man Löcher bohrt.

Der hohe Turm ist schon von Weitem zu sehen. Er zeigt an, wo Fachleute gerade tief in die Erde bohren. Sie sind auf der Suche nach Wärme. Der Turm gehört zu einer riesigen Anlage für Geothermie.

Schon von Weitem zu sehen ist der Bohrturm für die Geothermie-Anlage in Potsdam. Foto: Patrick Pleul/dpa/ZB

So nennt man es, wenn aus Erdwärme Energie gewonnen wird. Die gilt als sehr klimafreundlich. Denn sie ist praktisch unendlich und immer da. Der Experte Professor Ingo Sass sagt: Allein mit der Tiefen-Geothermie, bei der unterirdische Wasservorräte angezapft werden, könnte in Deutschland ein Viertel des Gesamtwärmebedarfs gedeckt werden. Für ihn ist klar: „Wir müssen das machen, und jetzt geht es darum, es so gut wie möglich zu machen.“

2.000 Meter tief

Dazu passt die Baustelle in Potsdam. Von hier aus sollen künftig Teile der Stadt im Bundesland Brandenburg mit Wärme versorgt werden. Mehrere Monate lang wird hier gebohrt. Das erste Loch ist jetzt rund 2.000 Meter tief!

„Je tiefer wir bohren, desto heißer ist es in der Erde“, erklärt der Geologe Hagen Feldrappe. Jede 100 Meter tiefer bedeutet: Die Temperatur steigt ungefähr um drei Grad Celsius an.

Um Erdwärme zu gewinnen müssen Löcher gebohrt und Rohre gelegt werden. Foto: Patrick Pleul/dpa/ZB

Eine wichtige Aufgabe auf der Baustelle ist es, die richtige Tiefe festzulegen. Zudem muss eine wasserleitende Schicht gefunden werden. Denn nur über die kommt man an die Wärme.

Dafür wurden zum Beispiel mehrere Gesteinsproben entnommen, sogenannte Bohrkerne. Einen davon zeigt Herr Feldrappe: „Dieser Bohrkern stammt aus fast 2000 Metern Tiefe.“ In der Region befinde sich vor allem sehr alter Kalkstein. Sogar Versteinerungen wie Wurmröhren und Muscheln sind zu erkennen.

Wasser hochpumpen

Fachleute untersuchen dieses Material dann. Professor Sass erklärt: „Wir analysieren dann unter anderem, wie durchlässig und fest das Gestein ist.“

Hier ist das große Bohrloch der Geothermie-Anlage für die Stadt Potsdam. Foto: Patrick Pleul/dpa/ZB

Wenn alles klappt und die Anlage fertig ist, kann sie aus den Bohrlöchern im Gestein warmes Wasser hochpumpen. In einem Kraftwerk gibt dieses heiße Wasser seine Wärme dann an einen zweiten Wasserkreislauf ab. Der transportiert die Wärmeenergie in die Häuser. Das abgekühlte Wasser wird durch eine zweite Bohrung zurück in die Erde geleitet und kann sich dort wieder erwärmen.

Ob die Menschen in Potsdam bald mit Erdwärme heizen, hängt noch von Tests ab. Dafür werden großen Mengen Wasser durch die Bohrung geleitet und die Temperatur gemessen. 60 bis 70 Grad Celsius könnten es werden.

Von Sophia Maria Graf (dpa)