Hallo Frühling!

Hallo Frühling!
Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

Woher wissen die Pflanzen, dass sie jetzt wieder wachsen können?

16 Grad und gaaanz viel Sonne soll es heute in Köln geben. Pünktlich! Denn am Mittwoch hat schließlich der Frühling begonnen. Auf den Wiesen blühen seit ein paar Wochen die ersten bunten Blumen und an den Ästen der Bäume sprießen winzige grüne Blätter. Doch woher wissen die Pflanzen, dass es Frühling wird? Einen Kalender haben sie schließlich nicht. „Bäume reagieren auf ganz unterschiedliche Reize“, sagt die Biologin Susanne Renner. Die Professorin hat sich viel mit Bäumen beschäftigt. Worauf ein Baum reagiert, hängt davon ab, zu welcher Art er gehört.

Leuchtend grün sind die jungen Blätter von Buchen in einem Wald. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Die Lichtempfindlichen

Im Frühling gibt es mehr Tageslicht als im Winter. Die Tage werden dann länger. Einige Baumarten reagieren darauf, zum Beispiel Buchen. „Sie treiben erst dann aus, wenn der Tag 13 Stunden lang ist“, sagt Susanne Renner. Je nach Region in Deutschland ist das etwa am 23. April der Fall. „Es kann noch so lange schon im März warm sein, eine Buche wird vorher nicht austreiben“, erklärt die Expertin. Die Pflanzen nutzen dazu bestimmte Sensoren, die auf Licht reagieren, erklärt Susanne Renner. Diese funktionieren ähnlich wie ein Fühler. „Ein Teil dieser Sensoren kann auch die Temperatur wahrnehmen“, sagt die Expertin. Wenn die Pflanze dann zum Beispiel feststellt, dass es hell und warm genug ist, laufen bestimmte Vorgänge ab. Sie sorgen unter anderem dafür, dass die Pflanze stärker wächst.

An den Zweigen einer Eiche treiben Knospen aus. Bäume reagieren auf bestimme Umweltreize und «spüren» so, wann es an der Zeit ist, Blätter auszutreiben. Foto: Maria Berentzen/dpa

Die Wärmeliebhaber

Andere Pflanzen reagieren sehr stark auf warmes Wetter, zum Beispiel Heckenkirschen. „Einige warme Tage reichen schon aus, damit sie bereits Ende Februar ihre Blätter herausschieben“, sagt Susanne Renner. Auch Flieder zählt zu diesen Arten. Wenn eine bestimmte Anzahl warmer Tage aufeinanderfolgt, dann treibt diese Baumart aus. Selbst wenn die Tage noch recht kurz sind. Dadurch kann es zum Beispiel auch einmal passieren, dass ein Obstbaum schon im Dezember blüht – wenn es mehrere Tage lang warm ist.

Die austreibende Knospe eines Ahorns ist zu sehen. Foto: Maria Berentzen/dpa

Die Zähler

Diese Strategie ergibt aber nicht für alle Baumarten einen Sinn. Manche stammen aus Gegenden, in denen der Frühling nicht sehr verlässlich ist. Das ist zum Beispiel bei vielen Arten der Fall, die aus dem Osten der USA stammen. „Dort kann es einige Tage lang richtig warm sein. Dann kann die Temperatur aber schlagartig fallen und ein Schneesturm einsetzen“, sagt Susanne Renner. Bei einem Baum, der dann schon ausgetrieben hätte, würden seine Blätter oder Blüten abfrieren.

„Einige Bäume, die aus dieser Gegend stammen, zählen deshalb regelrecht die Länge der kalten Wintertage“, erklärt die Expertin. Erst ab einem bestimmten Wert von hellen Stunden verlassen sich die Bäume darauf, dass kein Nachtfrost mehr auftritt. Dazu zählen zum Beispiel einige Ahornbäume. „Sie treiben bis zu 14 Tage später aus als verwandte Arten bei uns“, sagt Susanne Renner.

Die Kombinierer

Manche Bäume kombinieren auch mehrere Strategien: Sie nehmen zum Beispiel die Tageslänge wahr, spüren aber auch der Temperatur nach. Sind diese Reize zusammen groß genug, dann zeigen die Bäume ihre Blätter.

Von Maria Berentzen (dpa / aso)