Immer noch Hunger – Die kleine Raupe Nimmersatt wird 50

Ein Stück Schokoladenkuchen, eine Eiswaffel, eine saure Gurke, eine Scheibe Käse, ein Stück Wurst, einen Lolli, ein Stück Früchtebrot, ein Würstchen, ein Törtchen und ein Stück Melone.
Könntest du an einem Samstag so viel essen? Errätst du, wer es kann? Die Raupe Nimmersatt! Die Geschichte hast du als Kind bestimmt auch oft gehört – so wie Millionen anderer Kinder auf der Welt. Heute feiert die Raupe Nimmersatt ihren 50. Geburtstag.
Das Buch
Im Jahr 1969 ist die Geschichte erschienen, heute ist der „Internationale Tag der Raupe Nimmersatt“. Die Geschichte wurde in ungefähr 70 Sprachen übersetzt, der Autor hat viele Auszeichnungen bekommen. In den vergangenen 50 Jahren wurden auf der ganzen Welt mehr als 145 Millionen Exemplare verkauft – so eine große Zahl kann man sich gar nicht vorstellen, oder?
Der Autor
Ausgedacht hat sich die Geschichte Eric Carle. Er wurde am 25. Juni 1929 in den USA geboren, seine Eltern waren Deutsche. Als er sechs Jahre alt war, zog die Familie zurück nach Stuttgart. Hier ging Eric Carle zur Schule und studierte Kunst. Mit 22 Jahren kehrte er in die USA zurück, wo er bis heute lebt. Zunächst arbeitete er als Illustrator für eine bekannte Zeitung in New York. Als er 38 Jahre alt war, malte er die Bilder für ein Kinderbuch. Weil das gut klappte, dachte er sich danach selbst Kinderbücher aus – 1969 erschien dann „Die kleine Raupe Nimmersatt“.
Die Idee
Wie kommt es, dass die Raupe Nimmersatt auch nach so langer Zeit noch so beliebt ist? „Das weiß ich auch nicht“, hat Eric Carle in einem Interview erzählt. Aber er glaubt, dass Kinder sich gut in die kleine Raupe hineinversetzen können und sich freuen, wenn sie sich in einen schönen Schmetterling verwandelt. „Ich denke, darin steckt eine Hoffnungsbotschaft: Ich kann auch groß werden. Ich kann meine Flügel (meine Talente) auch ausbreiten und in die Welt fliegen“, sagt er.

Der Google-Schriftzug am 20.3.2009 – zu Ehren der Raupe Nimmersatt mit Früchten und der darüber krabbelnden Raupe. Foto: Google
Die Zeichnungen
Für seine Bilder benutzt Eric Carle eine besondere Technik: die Collage. Er bemalt dünnes Seidenpapier in bunten Farben. Dann schneidet er Stücke aus und setzt sie wie ein Puzzle zusammen. Diese Technik hat auch der Künstler Picasso benutzt. Wenn Kinder Eric Carle erzählen, dass sie schon Collagen gebastelt haben, freut er sich. „Ich betrachte das als das größte Kompliment.“
Was ist eine Metamorphose?
Wusstest du, dass die Geschichte, die Eric Carle in der Raupe Nimmersatt erzählt, in der Natur wirklich so passiert? Na gut, ohne den Schokoladenkuchen, den Lolli und das Würstchen, aber tatsächlich wird aus einer Raupe ein Schmetterling. Das nennt man Metamorphose. Und das funktioniert so: Das Schmetterlingsweibchen legt ihre befruchteten Eier auf oder unter einem Blatt ab. Wenige Tage später frisst sich die Raupe aus diesem Ei heraus und denkt dann nur noch an eins: Futter! Zunächst frisst die Raupe ihre Eihülle auf, dann zum Beispiel Blätter, Salat, Kohlpflanzen oder Brennnessel. So wird die Raupe größer und dicker – aber ihre Haut wächst nicht mit. Deswegen platzt die Haut auf und löst sich. Darunter ist bereits neue Haut. Diese Häutung macht sie mehrmals. Nach der letzten Häutung ist der Körper bei manchen Raupen von einer dünnen Hülle umgeben. Andere Raupen spinnen sich selbst eine feste Hülle, den sogenannten Kokon. Die Hülle nennt man Puppe. Jetzt beginnt die Umwandlung zum Schmetterling. In der Puppe löst sich der Körper der Raupe fast vollständig auf und setzt sich neu zusammen zum Schmetterlings-Körper. Ist der Schmetterling fertig, schlüpft er aus der Puppe, breitet seine Flügel aus, damit diese hart werden können – und fliegt los.
Von Angela Sommersberg