Geheimnisvolle Zeichen

Geheimnisvolle Zeichen
Mit diesen Hieroglyphen beschrifteten die alten Ägypter das Grabmal eines Herrschers. Foto: picture alliance / dpa

Die alten Ägypter hatten eine tolle Angewohnheit. Sie beschrifteten vor Tausenden Jahren viele ihrer Tempel, Grabstätten und Statuen. Hieroglyphen werden diese Zeichen genannt. Forscherinnen und Forscher enträtseln mit der Bilderschrift, wie das Leben damals im Norden von Afrika war.

Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa

Was sind Hieroglyphen?

In Gräbern der Pharaonen-Herrscher zum Beispiel berichten die Zeichen über das ewige Leben nach dem Tod. Auf Tempelwänden und Statuen werden Götter und ihre Kräfte beschrieben. „Die Schrift war für die Ägypter wichtig. Die Hieroglyphen in den Pyramiden und Tempeln galten als heilige Zeichen“, erklärt die Expertin Monika Zöller-Engelhardt. Zu erkennen sind zum Beispiel Vögel, Augen und Schlangen.

In den Pyramiden in Ägypten sind die Wände teilweise von oben bis unten mit Hieroglyphen beschriftet. Foto: Oliver Weiken/dpa

Worauf wurde geschrieben?

Anfangs wurde vor allem in Stein geritzt, später wurde auch auf Papyrus geschrieben. Das ist eine Art Papier aus Pflanzen. Darauf notierten Schreiber etwa, wie hoch die Ernte ausfiel. Ohne sie und ohne die Schrift wäre es kaum möglich gewesen, das große Reich am Fluss Nil zu regieren.

Wer konnte schreiben?

Weil nur wenige Menschen lesen und schreiben konnten, war Schreiber ein sehr angesehener Beruf. Die Ausbildung dauerte vermutlich einige Jahre. Immerhin gab es ungefähr 700 oft genutzte Hieroglyphen. Zum Vergleich: Unser Alphabet besteht aus 26 Buchstaben.

Wie funktionierte die Schrift?

Viele Hieroglyphen haben gleich mehrere Funktionen. Manche stehen wie unsere Buchstaben für Laute. Ein Fuß steht für B, ein Löwe für L. Einige Symbole stehen für ganze Worte. Ein Haus oder eine Sonne kann also wirklich Haus oder Sonne bedeuten. Andere Zeichen erklären das Geschriebene. Eine Nase kann für Riechen stehen und wird dann nicht mitgelesen. Solche Erklärungen sind trotzdem wichtig. Laute wie A, E, I, O, U fehlen in der Schrift. Hieroglyphen wurden übrigens sowohl von oben nach unten geschrieben als auch von einer Seite zur anderen.

Wie liest man die Zeichen?

Das Entziffern ist also eine schwierige Aufgabe für Archäologen, selbst mit Hilfe von Wörterbüchern. Denn manche Teile der alten Zeichnungen sind zerstört oder Texte sehr lang. In einigen Tempeln und Gräbern sind die Wände bis auf den letzten Zentimeter beschrieben. In solchen Fällen kann die Übersetzung Jahre dauern. Gefundene Texte werden dafür fotografiert und digitalisiert. So können die Archäologen am Computer weiterarbeiten.

Was haben Forscher erfahren?

Die Mühe lohnt sich: „Wir erfahren zum Beispiel, wie die Menschen sich die Welt vorstellten, an welche Götter sie glaubten oder welche Herrscher oder Priester an dieser Stelle begraben wurden“, erklärt Monika Zöller-Engelhardt. Über das Leben der einfachen Bauern erfährt man aber selten etwas. Denn die konnten nicht schreiben.

Mit dem berühmten Rosetta-Stein wurde das Rätsel der Hieroglyphen gelöst. Foto: Trustees Of The Britain Museum //epa/dpa

Ein Stein, der Rätsel löste

Niemand konnte lesen, was die alten Ägypter mit ihrer Bilderschrift sagen wollten. Doch eine Entdeckung im Jahr 1799 änderte das. Damals fanden französische Soldaten in der ägyptischen Hafenstadt Rosetta einen Stein mit drei verschiedenen Inschriften: Hieroglyphen, Demotisch, das war eine Art Schreibschrift der Ägypter, und Griechisch.

Der Inhalt selbst ist gar nicht so spannend. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass der Text in allen drei Sprachen derselbe ist. Endlich hatten die Forscher eine Grundlage, um die ägyptischen Hieroglyphen zu enträtseln.

Der Wissenschaftler Jean-Francois Champollion erkannte als einer der ersten: Die Hieroglyphen stehen nicht nur für Dinge, sondern auch für Buchstaben. Der berühmte Stein ist im Britischen Museum in London zu sehen und heißt Rosetta-Stein.

Von Birk Grüling (dpa)