Einfach nicht mehr aufstehen können

Einfach nicht mehr aufstehen können
Wer querschnittgelähmt ist, kann sich mit einem Rollstuhl weiterbewegen und auch Sport machen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa


Aufzustehen und sich ein Buch aus dem Regal zu holen, ist für viele von uns selbstverständlich. Das klappt allerdings nicht bei jedem Menschen. Manche können nicht einfach aufstehen und loslaufen. Sie sind querschnittgelähmt.

Wofür ist der Rollstuhl da?

Vermutlich hast du schon mal jemanden in einem Rollstuhl gesehen. Vielleicht sitzt ja ein Freund oder eine Freundin von dir im Rollstuhl oder jemand aus deiner Familie. Wenn jemand querschnittgelähmt ist, hilft ihm der Rollstuhl, von einem Ort zum anderen zu kommen. Er ersetzt die Beine, die gelähmt sind. Manchmal reagieren bei einer Querschnittlähmung aber auch die Arme nicht mehr.

Wieso funktionieren die Körperteile nicht mehr?

„Das passiert, wenn der Hauptkabelstrang im Körper verletzt worden ist“, erklärt Norbert Weidner. Er ist Arzt und leitet eine Klinik, die auf Querschnittlähmung spezialisiert ist. Sie liegt in Heidelberg im Bundesland Baden-Württemberg.

Unsere Wirbelsäule besteht aus vielen einzelnen Wirbeln, die miteinander verbunden sind. In der Mitte verläuft in einem dicken Strang das Rückenmark. Foto: Maria Berentzen/dpa

Was ist das Rückenmark?

Vielleicht ist dir aufgefallen, dass dein Rücken sich in der Mitte ein bisschen hubbelig anfühlt. Was du da spürst, ist deine Wirbelsäule. Dieses knöcherne Gerüst gibt deinem Körper Stabilität. Dadurch kannst du zum Beispiel überhaupt erst aufrecht stehen. Spannend ist auch das Innere der Wirbelsäule. Dort verläuft das Rückenmark. Das ist ein dicker Nervenstrang, der sich vom Hals bis zum unteren Rücken zieht. Er verbindet dein Gehirn etwa mit deinen Armen und Beinen.

Wie entsteht Bewegung?

Wenn du deinen Fuß bewegen willst, gibt das Gehirn den Befehl dazu. Er wird blitzschnell durch das Rückenmark in der Wirbelsäule an die vielen Nerven weitergegeben, die bis zu deinem Fuß führen.

„Bei einer Querschnittlähmung ist diese Verbindung unterbrochen worden“, sagt der Fachmann. Der Befehl aus dem Gehirn kommt also gar nicht im Fuß an. Es ist nicht mehr möglich, den Fuß oder das Bein gezielt zu bewegen.

Die Radsport-Olympiasiegerin Kristina Vogel ist querschnittgelähmt und sitzt in einem Rollstuhl. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Wieso ist die Verbindung im Körper unterbrochen?

Eine häufige Ursache dafür sind schwere Verkehrsunfälle. Es kann aber auch bei Sportunfällen passieren. Zum Beispiel, wenn man beim Reiten heftig stürzt oder wenn man mit dem Kopf voran in ein flaches Gewässer springt. „Dann brechen die Knochen, die die Leitung im Rücken umgeben, in viele Teile“, erklärt Norbert Weidner. „Dabei quetschen sie diese Leitung so sehr, dass sie beschädigt wird.“

Kann man das Gehen wieder lernen?

In manchen Fällen bleiben Reste einer Verbindung bestehen. Dann gelingt es oft mit viel Zeit in Spezialkliniken, dass der oder die Verletzte das Gehen wieder lernt. Zahlreiche Wissenschaftler versuchen aber auch, diese Leitung anzuregen, damit sie wieder wächst und heilt. „Einige Forscher haben zum Beispiel die Idee, die Leitung mit besonderen Zellen anzuregen“, erklärt der Experte. Diese Zellen heißen Stammzellen. Andere arbeiten mit bestimmten Medikamenten.

Funktioniert das?

„Es gibt viele sehr gute Ansätze. Bislang können wir eine Querschnittlähmung aber noch nicht heilen“, sagt Norbert Weidner. Deswegen lernen die Menschen, in einem Rollstuhl den Alltag zu meistern. „Zum Glück kann man bei uns auch mit einem Rollstuhl ein weitgehend normales Leben führen“, sagt der Experte.

Von Maria Berentzen (dpa)