Bester Komiker aller Zeiten?

Bester Komiker aller Zeiten?
Der britische Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Charlie Chaplin in den Film „Moderne Zeiten“ von 1936. (Bild: dpa)

Immer der Gute, der Nette zu sein, ist nicht leicht. Auch nicht für den „Tramp“ – so heißt der wohl berühmteste Film-Landstreicher aus Hollywood.  Früher waren „Tramps“ eigentlich Wanderarbeiter, die durch Amerika zogen, um ein paar Dollar zu verdienen. Der britische Schauspieler Charlie Chaplin entwickelte seine ganz eigene Filmfigur daraus: Er  ließ ihm einen Schnauzbart wachsen, steckte ihn unter einen zerbeulten Hut, in übergroße Schuhe hinein und in allerhand Schlamassel.

Zum ersten Mal schlüpfte Chaplin vor genau hundert Jahren in diese Rolle.  Ab 1914 war der Tramp auf der Leinwand in den USA zu sehen. Kinofilme waren damals ganz anders als heute: Die Zuschauer sahen zwar schon bewegte Bilder, aber  nur schwarz-weiße. Die Kameras kannten noch keine Farbe. Und: Keinen Ton. Die Figuren liefen stumm über die Leinwand,  manchmal nur  begleitet von einem Piano oder einem anderen Instrument.

Stumm, aber mit Wackelgang

Auch Charlie Chaplins Tramp machte keinen Mucks, als ihn die Zuschauer vor einhundert Jahren sahen. Zwar war der Mann nicht zu hören, er war aber umso deutlicher zu erkennen – sein ganz spezieller Wackelgang und seine Gesichtsausdrücke waren schon damals etwas Besonderes. Die Menschen erkannten ihn jedes Mal sofort wieder. Schnell hatten viele den  tollpatschigen Kerl lieb gewonnen.

Ein New Yorker Kino soll neun Jahre lang ununterbrochen nur Charlie-Chaplin-Filme gespielt haben, erzählt man sich. Gut möglich, dass es wahr ist, denn die Filme sind alles andere als langweilig. Einige rührten Millionen von Zuschauern zu Tränen. Zum Beispiel in „The Kid“, wenn sich der arme und obdachlose Charlie  um ein verlassenes  Waisenkind kümmert. Andere seiner Filme werden bis heute von Kritikern als die wichtigsten der Filmgeschichte bezeichnet.

Mehr als nur ein Tollpatsch

Doch eines haben alle Filme mit dem Hutträger gemeinsam: Sie sind mehr als nur komisch. Charlie Chaplin möchte mit seinem Tramp Geschichten über einen Menschen erzählen, der hart arbeiten und sich durch den Alltag kämpfen muss. In manchen Filmen ist er so arm, dass es nur einen Schuh zum Mittagessen gibt – wie im Film „Goldrausch“. Das sieht zunächst komisch aus. Doch Chaplin möchte die  Zuschauer in Amerika auch zum Nachdenken bringen. Nicht nur  über Hunger und Armut, sondern auch über die Frage: Was heißt es, sich nach einem besseren Leben zu sehnen?  Egal, ob er nun einen Schuh zum Mittagessen isst oder von Polizisten verfolgt wird – der Tramp ließ sich  nie unterkriegen.

Von Martin Gätke

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