Ist Konkurrenz gut oder schlecht?

Ist Konkurrenz gut oder schlecht?
Prince Damien hat bei DSDS gewonnen. (Foto: dpa)

In Castingshows wie „Germany’s Next Topmodel“ oder „Deutschland sucht den Superstar“ geht es darum, wer die oder der Beste ist. Beim Sportwettbewerb möchte jeder den ersten Platz ergattern. In der Schule streben wir  gute Noten an. Ständig wollen wir andere übertrumpfen. Wir haben mit Susanne Boshammer über Konkurrenz gesprochen. Sie ist Professorin an der Uni Osnabrück.

Was ist Konkurrenz?

Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Wettstreit. Mindestens zwei Gegner streiten um etwas, von dem es nicht genug für alle gibt: eine günstige Wohnung, einen Studienplatz oder ein Konzertticket. In anderen Situationen geht es um eine Art Auszeichnung, nämlich der oder die Beste zu sein: bei einem sportlichen Wettkampf oder einer Castingshow. In der Schule muss es Boshammers Meinung nach genau genommen gar keine Konkurrenz geben. Denn es können mehrere Schüler eine Eins bekommen. „Der Notendruck entsteht aus dem Drang, besser sein zu wollen als die anderen.“

Ist Konkurrenz schlecht?

Kim ist die Siegerin bei Heidis Modelwettstreit "Germany's Next Topmodel". (Foto: dpa)

Kim ist die Siegerin bei Heidis Modelwettstreit “Germany’s Next Topmodel”. (Foto: dpa)

„Viele Menschen sehen sie als etwas Schlechtes an“, sagt Boshammer. Sie rücken den Wortteil „Streit“ in den Vordergrund, anstatt sich auf das „Wetten“ zu konzentrieren, das etwas Spielerisches und Spaßiges bedeutet. Problematisch wird es, wenn das Konkurrenzdenken uns völlig bestimmt und wir andere Menschen nur noch als Gegner ansehen. Dann sind wir nicht mehr in der Lage, mit anderen zusammenzuarbeiten oder ein Team zu bilden. Manchmal lassen wir uns auch von der Masse anstecken: Wir bilden uns ein, Dinge zu brauchen, die nicht wichtig sind. Zum Beispiel, wenn sich Tausende Menschen für das neue iPhone anstellen, anstatt zu warten, bis der Andrang nicht mehr so groß ist.

Warum ist Konkurrenz gut?

Menschen haben Spaß daran, sich zu messen – nicht nur, wenn sie immer gewinnen. Manche Fußballfans gehen ins Stadion, auch wenn ihre Mannschaft in die Zweite Liga abgestiegen ist. Außerdem kann Konkurrenz Motivation und Leistung steigern: Wenn du dich mit einem  starken Gegner misst, strengst du dich mehr an und bist vielleicht besonders gut. Selbst wenn du den Wettlauf verlierst: Es kann sein, dass du so schnell gelaufen bist, wie noch nie.  Die Konkurrenzsituation hatte einen Trainingseffekt.

Gibt es weitere Vorteile?

Auch der ESC ist nur eine große Castingshow. Dieses Jahr hat Jamala gewonnen. (Foto: dpa)

Auch der ESC ist nur eine große Castingshow. Dieses Jahr hat Jamala gewonnen. (Foto: dpa)

„Es ist zudem wichtig zu lernen, wie man verliert und mit Frust und Neid umgeht“, sagt Boshammer. Denn wir können nicht immer gewinnen und in allem am besten sein. Wir dürfen nicht unser Selbstwertgefühl davon abhängig machen. „Konkurrenz ist gut, so lange sie nicht übertrieben wird.“ Niemand sollte sein Glück  davon abhängig machen, ob er gute Noten schreibt oder einen Wettkampf gewinnt. „Wir können Konkurrenzsituationen nicht entgehen. Daher sollten wir uns auf die guten Seiten konzentrieren und sie so gestalten, dass sie uns nicht schaden.“

Warum sind Castingshows so beliebt?

Der Reiz  liegt darin, sich einen Wettbewerb aus sicherer Entfernung anzusehen. Der Zuschauer ist nicht in Gefahr, er wird nicht bewertet. Trotzdem kann er sich mit einzelnen Kandidaten identifizieren und mit ihnen mitfiebern. Außerdem kann man beobachten, wie jemand mit Kritik umgeht. Boshammer sieht Gefahren bei diesen Shows: „Zuschauer könnten sich daran gewöhnen, dass andere darüber entscheiden, ob jemand gut ist.“ Außerdem werden Kandidaten manchmal öffentlich bloßgestellt oder beleidigt.

Susanne Boshammer ist zu Gast bei der  phil.Cologne. Das ist ein Festival der Philosophie in Köln. Dabei  geht es unter anderem um das Denken und wichtige Fragen des Lebens. Die phil.Cologne startet am heutigen Dienstag und dauert bis zum 24. Mai. Es gibt spezielle Veranstaltungen extra für Schulklassen. Weitere Infos und Anmeldung unter: www.philcologne.de/klasse-denken/

Von Kathy Stolzenbach