Atomkraft außer Kontrolle

Atomkraft außer Kontrolle
Vor zehn Jahren am 11.03.2011 verursachten ein Erdbeben und ein Tsunami einen Super-GAU im Atomkraftwerk Fukushima. Foto: Aflo / Mainichi Newspaper/AFLO/EPA/dpa


Der 11. März 2011 war ein ganz normaler Freitag, viele Menschen freuten sich auf das Wochenende. Doch am Nachmittag dieses Tages geschah in Japan ein furchtbares Unglück, das Menschen auf der ganzen Welt beschäftigte. Wir erklären dir, was vor zehn Jahren los war.

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Was ist passiert?

Am 11. März 2011 gab es rund 100 Kilometer vor der japanischen Küste ein schlimmes Erdbeben. Obwohl das Zentrum des Erdbebens im Meer lag, spürten die Menschen auf dem Festland es sehr stark. Das Erdbeben brachte zusätzlich das Meer in Bewegung und löste riesige Flutwellen aus, man nennt das Tsunami. Stell dir mal vor: Die Wellen waren zum Teil so hoch wie Häuser mit mehreren Stockwerken! Das Wasser überschwemmte Land im Nordosten von Japan und riss Häuser, Autos und Bäume weg. Viele Menschen haben dadurch ihr Zuhause verloren. Doch die Flutwelle und das Erdbeben beschädigte noch etwas: das Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi.

Was ist ein Atomkraftwerk?

Um zu verstehen, warum das so schlimm ist, musst du erstmal wissen, was ein Atomkraftwerk überhaupt ist. Kurz gesagt wird dort Strom erzeugt. Dort werden mithilfe eines speziellen Verfahrens winzig kleine Teilchen gespalten, die sogenannten Atome. Bei dieser Spaltung entsteht Energie und aus der kann man wiederum Strom gewinnen. Das hört sich jetzt erstmal nicht schlimm an. Doch bei dieser Spaltung wird eine unsichtbare Strahlung freigesetzt, die sehr gefährlich für Lebewesen ist. Kommen Menschen oder Tiere mit dieser Strahlung in Kontakt, können sie sehr krank werden und sogar sterben. Deswegen wird der Ort, wo die Spaltung stattfindet, gut geschützt. Der Ort heißt Reaktor. Weil bei der Spaltung auch sehr viel Hitze entsteht, wird der Reaktor von außen mit Wasser gekühlt.

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Was ist in Fukushima passiert?

Durch das Erdbeben und den Tsunami wurde das Atomkraftwerk Fukushima stark beschädigt. Zum Beispiel fiel das Kühlsystem an einigen Stellen aus. Dadurch wurden manche Reaktoren immer heißer und gingen kaputt. An diesen Stellen konnte die gefährliche Strahlung dann nach draußen gelangen. Wind und Regen transportierten sie weiter ins Land hinein. Ein großer Bereich rund um das Atomkraftwerk wurde verseucht, man sagt dazu: verstrahlt. Die Menschen, die dort lebten, mussten schnell ihre Häuser verlassen und wurden in Notunterkünfte gebracht.

Wie sieht es dort heute aus?

Das alles ist jetzt zehn Jahre her. Trotzdem konnten immer noch nicht alle Menschen in ihre Häuser zurückkehren. Es dauert nämlich sehr lange, bis die Strahlung nicht mehr gefährlich ist. Die japanische Regierung hat die Häuser gereinigt und verstrahlte Erde abgebaggert. Sie sagt, dass es an vielen Stellen in dem Bereich wieder sicher sei. Das glauben aber nicht alle. Viele Menschen haben Angst, in ihre alten Häuser zurückzukehren.

Auch in dem Atomkraftwerk räumen Arbeiter immer noch zerstörte Teile auf. Dabei tragen sie besondere Schutzanzüge, denn dort ist die Strahlung – und somit die Gefahr – besonders hoch. Bei besonders gefährlichen Aufgaben bekommen sie auch Hilfe von Robotern.

Und in Deutschland?

Die Katastrophe von Fukushima hat Menschen auf der ganzen Welt geschockt. Denn auch in vielen anderen Ländern wird Strom mithilfe von Atomkraft gewonnen. Auch in Deutschland ist das so. Nach der Katastrophe hat die deutsche Bundesregierung aber beschlossen: Wir steigen aus der Atomkraft aus! Bis Ende nächsten Jahres sollen alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. Strom soll in Zukunft vor allem aus Wind, Sonne und Wasser gewonnen werden – den erneuerbaren Energien. Weil dieser Strom aber bisher nicht reicht, um alle zu versorgen, wird in Deutschland weiterhin Strom erzeugt, indem man Braunkohle verbrennt – und das wiederum macht die Klimakatastrophe schlimmer. Schwierig!

Von Angela Sommersberg