„Zero Waste“ – was bedeutet das?

„Zero Waste“ – was bedeutet das?
Neu Delhi: Eine Kuh steht inmitten eines Müllhaufens am Rande der indischen Hauptstadt. Foto: Nick Kaiser/dpa

Weißt du wie viel Plastikmüll aus Verpackungen eine einzelne Person im Jahr produziert? Durchschnittlich 31 Kilogramm! Stell dir vor, wie leicht eine leere Shampoo-Flasche ist und wie viele du davon für 31 Kilo brauchst. Der viele Müll ist ein riesiges Problem für die Umwelt, denn nur etwa ein Drittel wird wiederverwendet.

Die Politiker in Europa wollen nun Plastikprodukte verbieten, für die es auch eine umweltfreundlichere Lösung gibt. Am Mittwoch haben sie beschlossen: In etwa drei Jahren soll es keine Plastik-Trinkhalme und Wattestäbchen aus Kunststoff mehr geben. Auch Plastikbesteck, das man nur einmal benutzt, möchten die Politiker verbieten.

Foto: Laura Konieczny

Es gibt viel, was du selbst tun kannst, um Müll zu reduzieren. Laura Konieczny aus Berlin lebt nach dem Motto „Zero Waste“. Uns erklärt sie, was das heißt.

Laura, was bedeutet „Zero Waste“ für dich?
„Zero Waste“ ist Englisch und heißt übersetzt: Kein Müll. Ich finde den Namen irreführend, weil man dieses Ziel gar nicht erreichen kann. Für mich bedeutet es, dass ich versuche, möglichst nachhaltig zu leben. Das heißt, ich frage mich bei allem, was ich konsumiere: Brauche ich das wirklich? Welchen Einfluss auf die Umwelt habe ich mit dem Produkt? Wenn ich mir einen Kaffee kaufe, vermeide ich zum Beispiel Coffee-To-Go-Becher aus Papier. Entweder ich trinke mein Getränk im Café oder ich fülle den Kaffee in meinen eigenen Becher.

Warum beschäftigst du dich überhaupt so intensiv mit dem Thema?
Ich bin während des Studiums viel gereist, zum Beispiel nach Afrika und Südostasien. Dort liegt so viel Plastikmüll in der Natur. Da habe ich begriffen: Alles, was ich kaufe, wurde irgendwo hergestellt und landet wieder irgendwo. Als ich wieder zurück in Berlin war, habe ich versucht, mein Leben so zu ändern, das ich weniger wegschmeiße.

Warum ist Plastik denn überhaupt so schädlich?
Das hat viele Gründe, einer davon ist die Herstellung. Um Plastik zu produzieren, brauchen die Erzeuger sehr viel Erdöl. Das ist aber nicht unendlich vorhanden. Um an das Erdöl zu kommen, werden Wälder abgeholzt. Für unser Klima sind Bäume aber sehr wichtig. Außerdem wird der Lebensraum von Tieren zerstört. Das weggeschmissene Plastik landet mitsamt seiner Giftstoffe in vielen Ländern in Wäldern oder im Meer. Dort können sich Tiere daran verletzen und im schlimmsten Fall sterben.

Welche praktischen Tipps hast du, um Müll zu vermeiden?
Ich benutze zum Beispiel keine Plastiktüten, sondern habe immer einen eigenen Beutel dabei, wenn ich einkaufe. Ich kaufe nur feste Seife statt Shampoo und Duschgel in Plastikflaschen. Die hält viel länger und braucht keine Verpackung. Wenn ich mir eine neue Jeans kaufen will, frage ich mich: Brauche ich die wirklich? Oder habe ich nicht eigentlich schon mehr als genug Hosen?

Und wenn dir die Jeans so gut gefällt, dass du sie unbedingt haben willst?
Dann kaufe ich sie und überlege, was ich dafür abgeben kann. Wir besitzen alle Dinge, die wir nicht benutzen. Ich leihe mir viel und tausche mit meinen Freunden. Das macht Spaß und spart Geld. Mit meinen Freundinnen mache ich zum Beispiel Kleidertausch-Partys. Jede bringt Klamotten mit, die sie nicht mehr trägt, obwohl sie eigentlich noch in Ordnung sind. So bekommen wir alle etwas Neues und nichts bleibt ewig im Schrank liegen.

Welche Ideen hast du für den Schulalltag?
Es macht einen großen Unterschied, ob ich mir ein Brötchen einpacke oder mir jeden Tag einen Schokoriegel am Kiosk kaufe. Außerdem können sich Schulkinder schon Zuhause eine Schorle in die Trinkflasche füllen und brauchen nicht jeden Tag eine Flasche zukaufen. Weitere Punkte: Papier auf beiden Seiten beschreiben und Stifte solange verwenden, bis sie wirklich leer sind.

„Zero Waste“ hört sich sehr anstrengend an. Was macht dir daran Spaß?
Für mich bedeutet „Zero Waste“, dass ich einen neuen Blick auf mein Leben einnehme. Ich mache mir gerne Gedanken über meine Umwelt. Das heißt nicht, dass ich mir nie eine Tüte Chips oder einen Schokoriegel kaufe. Aber ich mache es selten und genieße es dann umso mehr. Außerdem kann jeder seinen eigenen Weg finden, nachhaltiger zu leben. Wer auch Lust dazu hat, muss sein Leben nicht von heute auf morgen ändern. Jeder kleine Schritt bewirkt etwas.

Das Gespräch führte Nadja Lissok