Wenn ich Politiker wäre…

Wenn ich Politiker wäre…
Foto: Oliver Berg/dpa

Gehst du heute auf die Straße? Um dich gemeinsam mit anderen Kindern dafür einzusetzen, dass die Politiker endlich etwas gegen den Klimawandel tun?

Foto: Oliver Berg/dpa

Heute ist nämlich ein besonders großer Streik geplant. 20 000 Kinder (und Erwachsene) erwarten die Organisatoren bei der Demo. Dass ausgerechnet diese „Fridays for Future“-Demo so groß wird, hat verschiedene Gründe: Erstens stellt die Bundesregierung heute ihre Pläne für mehr Klimaschutz vor. Dabei geht es vor allem darum, dass weniger Kohlenstoffdioxid (CO2) in die Luft gelangen soll, denn das verschlimmert den Temperaturanstieg. So sollen zum Beispiel Häuser besser isoliert werden, damit man weniger heizen muss. Auch Autos sollen umgebaut werden. Wie das alles genau funktionieren soll, steht aber noch nicht fest.

Der zweite Punkt: Von Samstag an findet in den USA der Klimagipfel der Vereinten Nationen statt. Auch dort soll über den Klimawandel diskutiert werden. FFF-Gründerin Greta Thunberg ist extra dafür mit einem Boot über den Atlantik nach New York gesegelt.

Und weil auch noch Weltkindertag ist, haben wir unsere Kinderreporter gefragt, was sie gegen den Klimawandel unternehmen würden.

Kinderreporter Florian. Foto: Martina Goyert

Flo (10)

Ich habe recherchiert, wie es mit Klimaschutz da aussieht, wo ich wohne: Die Stadt Lohmar macht sich seit 2003 für den Klimaschutz stark. Die Naturschule Aggerbogen ist ein gutes Beispiel dafür: Sie heizt nämlich nur mit Erdwärme und Solarstrom. Weitere Beispiele sind der Kindergarten auf der Scheiderhöhe, wo nur mit Holzpellets geheizt wird, oder die Solaranlage von der Donrather Schule. Darüber hinaus wird in den großen städtischen Gebäuden nur Ökostrom verwendet. Außerdem wurde die Stadt Lohmar als sehr fußgänger- und fahrradfreundlich ausgezeichnet. 2014 hat die Stadt auch einen besonderen Preis bekommen: Den bekommen Städte, die sehr gut mit Holz arbeiten.

Was ich besonders gut in Lohmar finde, ist der „Unverpacktladen“. Der ist im Ort Wahlscheid. Das Besondere an dem Unverpacktladen ist, dass die Sachen dort nicht eingepackt sind. Man muss nur eine Dose oder ein Glas mitbringen (oder da kaufen) und sich die Lebensmittel abfüllen. Dabei bekommt man zum Beispiel Schokolade in Stücken oder Müsli zum Abwiegen. Damit spart man eine große Menge Plastikverpackungen. Viele Sachen kommen auch aus der Region. Es wäre super, wenn auch große Läden so auf Verpackungen achten würden.

Kinderreporter Ruby.
Foto: Martina Goyert

Ruby (9)

Man merkt schon, dass sich unser Weltklima drastisch verändert hat. Im letzten und in diesem Sommer war es ja richtig heiß. Selbst in Portugal, wo ich meine Ferien verbracht habe, war es viel kühler als zu Hause. Das hat mich zum Nachdenken gebracht.

Mir ist das Thema Klima so wichtig, weil es um unser aller Zukunft geht. Wir müssen einfach umdenken. Man sieht ständig Bilder von Walen, die Plastik im Bauch haben. Das ist echt traurig. Damit wird klar, dass jeder von uns daran schuld ist und etwas tun kann!

Wenn ich Politikerin wäre, würde jedes Jahr ein Treffen organisieren, wo alle Politiker und Politikerinnen, Chefs und Chefinnen von großen Chemie- oder Reiseunternehmen dieser Welt gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen Pläne schmieden, wie sie unser Weltklima verbessern können. Wichtig dabei ist, dass die Pläne auch umgesetzt werden.

Was ich selbst für den Klimaschutz tue? Ich bin letztes Jahr mit dem Nachtzug über Wien nach Rumänien gefahren. Ich war zwar nicht so schnell am Ziel, aber mir ist aufgefallen, dass es auch ohne Fliegen geht. Ich habe viel mehr von der Reise mitbekommen. Ich habe Österreich und Ungarn durchquert, viele Bahnhöfe gesehen und nette Schaffner kennengelernt.

Zur Schule gehe ich zu Fuß. An meiner Schule, der Grundschule Nibelungenstraße in Köln-Mauenheim, planen wir nach den Herbstferien eine Aktion für Kinder, die zu Fuß zur Schule gehen und sich nicht mit dem Auto herumkutschieren lassen. Diese Kinder bekommen Obst und Blumen von uns geschenkt.

Ich hoffe, dass mehr Menschen zu Fuß gehen und mit Bus und Bahn fahren. Die Fahrtickets sollten viel günstiger werden. Es wäre auch klasse, wenn wir mit der Schule an den „Fridays for Future“-Demos teilnehmen könnten. Und zwar nicht, um frei zu haben, sondern um um unsere Zukunft zu kämpfen. Wenn wir uns alle – Kinder und Erwachsene – zusammentun, bin ich mir sicher, dass wir es schaffen.

Kinderreporter Mila.
Foto: Martina Goyert

Mila (11)

Wenn ich Politikerin wäre, würde ich viele Blühflächen für Bienen, Hummeln und andere Insekten anpflanzen lassen, damit diese Tiere nicht aussterben. An allen Schulen würde ich das Unterrichtsfach „Klima- und Tierschutz“ einführen. Damit jeder lernt, wie die Zusammenhänge sind, und was er selber zum Klimaschutz beitragen kann. Das ist nämlich eine Menge. In jeder Mensa sollte es mindestens einen „Vegetarischen Tag“ pro Woche geben. Ich bin seit meiner Geburt Vegetarierin, habe also noch nie Fleisch oder Fisch gegessen – und mir fehlt nichts. Generell versuchen wir in unserer Familie klimafreundlich zu leben: Wir kaufen viel im Unverpackt- oder Bioladen ein, produzieren Strom mit einer Solaranlage auf unserem Dach und fliegen so gut wie nie in den Urlaub. Dieses Jahr haben wir eine Kanutour mit Zelten auf der Mecklenburgischen Seenplatte gemacht. Das war super.

Kinderreporterin Moritz. Foto: Martina Goyert

Moritz (11)

Wenn ich Politiker wäre, würde ich mich dafür stark machen, dass der Regenwald unter Naturschutz gestellt wird und jedes Land auf der Welt, abhängig von seinem Wohlstand, Geld für den Erhalt des Regenwaldes zahlen muss. Die Bauern und die Holzindustrie vor Ort müssten unterstützt werden, mit anderen Arbeiten Geld zu verdienen, damit das Abholzen schnell aufhört.

Unsere Städte sollten sonntags autofrei bleiben. Dafür müssten alle Busse und Bahnen kostenlos sein. Die Fahrradwege sollten ausgebaut und sicherer gemacht werden.

Außerdem würde ich darauf hinarbeiten, dass es in fünf Jahren gar keine Autos mehr gibt, und alle nur noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrrädern fahren.

Damit der Müll reduziert wird, würde ich Verpackungen aus Plastik sehr teuer machen. Und ich würde die Zeit, in der neugekaufte Produkte wie Handys vom Hersteller kostenlos repariert werden müssen, erhöhen. Dann hätten die Unternehmen Interesse daran, langlebige Produkte herzustellen.

Bei meinem Opa Johannes wurde nichts direkt weggeschmissen, sondern erst mal geschaut, ob man es nicht reparieren kann. Heute ist es oft billiger, die Sachen neu zu kaufen. Das finde ich schade.

Ich würde auch sehr viel Geld in Bildung und Forschung investieren, denn wir brauchen dringend Lösungen, wie wir unsere Erde retten können. Ich denke, dass das erst richtig funktioniert, wenn Unternehmen mit Klimaschutz mehr Geld verdienen können als mit Autos oder Flugreisen.

Mine (10)

Ich war schon an vielen Freitagen, statt in der Schule, auf den Fridays for Future-Demos. Warum? Es ist ein tolles Gefühl, mit anderen Kindern und Jugendlichen deutlich zu sagen, dass wir die Umweltzerstörung nicht länger hinnehmen. Denn sie betrifft alle Lebewesen. Die meisten Politiker versprechen Veränderungen, aber es passiert nichts. Das regt meine Generation auf, denn die Folgen der Zerstörung unseres wunderschönen Planeten werden wir ausbaden müssen. Ich verstehe nicht, warum in Ruanda schon seit über zehn Jahren Plastiktüten verboten sind und bei uns sogar die Bio-Gurke in Plastik verpackt ist.

In meiner Grundschulklasse war ich die einzige Vegetarierin. Aber die Tiere tun mir leid und ich denke, dass wir alle viel zu viel Fleisch essen. Ich finde es wichtig, mehr Fahrrad zu fahren. Und die riesigen SUVs, die uns beim Radfahren in Gefahr bringen, sind doch wirklich nicht nötig!

10.07.2019
Köln:
Kinderreporter
Milla
Foto: Martina Goyert

Milla (10)

Korallen sterben aus, Schildkröten und Fische verheddern sich im Plastikmüll, der in den Meeren herumtreibt, und unsere Wälder werden verdreckt und abgeholzt: So geht das nicht weiter! Alle müssen etwas dafür tun, dass die Natur so schön bleibt wie sie einmal war. Früher gab es viel mehr Wälder, die Meere waren ohne Müll und viel mehr Korallen lebten noch. Besonders die Veränderungen an den Korallenriffen mit ihren bunten Farben zeigen, was der Klimawandel so alles mit sich bringt.

Alle Politiker der Welt müssten sich mehr um die Natur kümmern, und nicht darum, ob US-Präsident Trump Grönland kaufen will. Denn nicht nur in Deutschland gibt es diese Probleme, auch in anderen Ländern ist es so. Aber wir sollten die Schuld nicht nur auf die Politiker schieben. Auch wir alle sollten etwas dafür tun, denn es gibt viel, was man machen kann. Und das schafft wirklich jeder von uns:

Weniger Auto fahren, dafür öfter Fahrrad, Bus oder Bahn nehmen. Auf Trinkhalme und Luftballons verzichten. Weniger bei Fast-Food-Ketten essen gehen, denn da wird alles weggeschmissen, weil es keine Teller und Gläser gibt und nichts mehrfach benutzt wird. Das Pausenbrot immer in eine Brotdose und nicht in Alufolie einpacken. Bei Schnellheftern für die Schule lieber Papier als Plastik. Wenn man sich die Ohren sauber machen will, dann sollte man keine Q-Tipps benutzen, weil die Stäbchen auch aus Plastik bestehen. Und: Beim Einkaufen die Tasche nicht vergessen! Und falls doch, nehmt keine Plastiktüte!

Von Angela Sommersberg