Warum können manche Erwachsene nicht lesen?

Analphabeten
Auch viele Erwachsene können nicht lesen und schreiben. (Foto: dpa)

Stell dir vor, du bist erwachsen und kannst nur schlecht lesen und schreiben. Wie würdest du die vielen E-Mails verstehen oder eine Einladung zum Fest? Das zu meistern, ist schwierig. Trotzdem geht es vielen Erwachsenen in Deutschland so. Sie können nur sehr kurze Sätze lesen oder einzelne Wörter schreiben. Diesen Text hier aber verstehen sie wohl schon nicht mehr. Experten haben einen Begriff für diese Erwachsene. Sie nennen sie: funktionale Analphabeten.

Dabei lernen in Deutschland doch alle Kinder Lesen und Schreiben in der Schule. Wie das trotzdem sein kann? „Dafür gibt es alle möglichen Gründe“, erklärt Experte Jan-Peter Kalisch. „Manche hatten einfach Pech.“ Sie waren zum Beispiel in der Grundschule lange Zeit krank oder sie sind mit den Eltern in der Zeit oft umgezogen.
Dann haben sie verpasst, gut Lesen zu lernen. Später dann war es ihnen peinlich. Sie sprachen nicht über ihr Problem, sondern überlegten sich stattdessen Tricks.

„Manche Schüler, die nicht gut lesen können, schreiben zum Beispiel immer schlechte Noten in Tests“, erzählt der Fachmann. „Sie versuchen dann, im Mündlichen besonders gut zu sein, um das auszugleichen.“

Tricks und Ausreden

Als Erwachsene suchen sie sich etwa eine Arbeit, bei der sie nicht lesen oder schreiben müssen. Dann geht es weiter mit den Ausreden. „Müssen funktionale Analphabeten etwa auf ein Amt, binden sich manche ihren Arm ein. Dann sagen sie: Ich kann gerade nichts unterschreiben, kann ich das zu Hause machen?“ Dort hilft ihnen dann jemand bei dem Formular. Oder sie sagen: Ich habe meine Brille nicht dabei, können sie mir das vorlesen?

„Viele der Menschen mogeln sich so ihr ganzes Leben lang durch“, sagt der Fachmann. Sie haben es immer superschwer. Viele aber fassen auch irgendwann Mut und sagen: So kann es nicht weitergehen! Dann suchen sie sich Hilfe und lernen richtig Lesen und Schreiben.

Von dpa