Warum ist Tanken zurzeit so billig?

Warum ist Tanken zurzeit so billig?
Benzin ist im Moment sehr günstig. (Foto: dpa)

Deine Eltern freuen sich vielleicht seit einiger Zeit, wenn sie zur Tankstelle fahren. Denn Benzin und Diesel sind momentan so billig wie lange nicht mehr.

Zu viel Erdöl wird verkauft

Der Grund dafür ist das günstige Erdöl. Benzin und Diesel werden nämlich aus Erdöl hergestellt. Einige Länder haben tief im Boden Erdöl. Es wird nicht nur für Benzin genutzt, sondern zum Beispiel auch zum Heizen. Die Länder fördern das Erdöl, um es zu verkaufen. Weil es so ein wertvoller Rohstoff ist, wird es auch als „Schwarzes Gold“ bezeichnet.

Bohrinsel für Erdöl in der Nordsee (Foto: dpa)

Bohrinsel für Erdöl in der Nordsee (Foto: dpa)

Seit einiger Zeit fördern einige Länder wie Russland und Saudi-Arabien deutlich mehr Erdöl als in der Vergangenheit. Die USA beispielsweise nutzen eine neue Methode: das sogenannte Fracking. Dadurch gibt es auf der Welt plötzlich viel mehr Erdöl als benötigt wird. Alle verkaufen diesen Rohstoff nun gleichzeitig. Und weil klar ist, dass es zu viel ist, bieten sie es besonders günstig an, um es überhaupt loszuwerden. Sie verkaufen es zum Beispiel an Firmen, die daraus Benzin herstellen.

Durch das Überangebot gibt es einen Preiskampf: Alle versuchen einander gegenseitig zu unterbieten. Der günstige Erdölpreis wirkt sich dann auf den Benzinpreis aus – und darauf, was deine Eltern an der Tankstelle bezahlen müssen. Dabei macht der Ölpreis übrigens nur einen kleinen Teil des Benzinpreises aus: Der Großteil sind Steuern, die die Autofahrer beim Tanken zahlen.

Pumpen befördern das Öl nach oben

Die größten Erdölfelder gibt es in Saudi-Arabien, im Iran und im Irak. Diese Länder verdienen einen Großteil ihres Geldes damit, den Rohstoff zu verkaufen. Auch Russland, die USA,  Nigeria oder Venezuela haben viel Öl. Um Öl zu fördern, bohrt sich ein Bohrer tief in die Erde bis zum Ölfeld. Eine Pumpe befördert das Öl nach oben. In speziellen Fabriken, sogenannten Raffinerien, wird das Erdöl weiterverarbeitet, zum Beispiel zu Heizöl oder Benzin. Manche Ölfelder liegen unter dem Meeresgrund. Um den Rohstoff zu fördern, wird ein Bohrturm auf einer Bohrinsel mitten im Meer gebaut. Das Öl wird auf Tankschiffen zu den Raffinerien gebracht oder über Leitungen unter Wasser in die Raffinerien transportiert.

Staaten könnten pleite gehen

Der Erdöl-Preis ist seit einigen Tagen etwas gestiegen. Denn Russland und Saudi-Arabien denken darüber nach, nur eine bestimmte Menge Öl zu fördern. Sie wollen so verhindern, dass das Öl immer billiger wird. Im Januar war der Preis für ein Barrel Öl so niedrig wie seit 2003 nicht mehr. Barrel ist die Maßeinheit, die für Öl verwendet wird. Früher wurde es in Fässern abgefüllt – auf Englisch  „barrel“. Ein Barrel sind 159 Liter. Momentan kostet ein Barrel Öl ungefähr 30 Dollar (knapp 27 Euro). Im Juli 2014 waren es noch 100 Dollar (fast 90 Euro).

In dieser Woche treffen sich Vertreter von Ölfirmen aus aller Welt in Texas in den USA. Sie besprechen, wie es mit den niedrigen Preisen weitergeht. Experten glauben, dass der Ölpreis in diesem Jahr noch günstig bleibt. Die Autofahrer freuen sich darüber. Ölfirmen hingegen machen nun Verluste. Ländern wie Venezuela, Ecuador oder Nigeria, die das meiste Geld durch Ölverkauf verdienen, droht sogar die Pleite. Der niedrige Ölpreis kann sich auf die Weltwirtschaft auswirken.

Von Kathy Stolzenbach