Wann gilt ein Mensch als Flüchtling?

Wann gilt ein Mensch als Flüchtling?
Viele Flüchtlinge brauchen Hilfe, zum Beispiel Zelte zum Wohnen, Essen und Trinken. Foto: Henry Wasswa/dpa

Nicht jeder Mensch auf der Welt kann an dem Ort leben, an dem er eigentlich zu Hause ist. Vielleicht ist in deiner Klasse auch ein Kind, das geflüchtet ist? Damit Flüchtlinge sich in Sicherheit bringen können, gibt es schon sehr lange Regeln für sie.

Welche Regeln sind das?

Am 28. Juli 1951, vor 68 Jahren, hat die Organisation „Vereinte Nationen“ in der Stadt Genf in der Schweiz ein wichtiges Abkommen verabschiedet: die Genfer Flüchtlingskonvention. Darin haben Staaten festgelegt, wer als Flüchtling gilt, wann Menschen Hilfe bekommen sollen, und welche Rechte und Pflichten ein Flüchtling hat.

Warum gibt es die Konvention?

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) waren viele Menschen auf der Flucht. Viele fürchteten sich, nach Hause zurückzukehren. Die Staaten der Welt einigten sich darauf, diese Menschen zu schützen. Bis heute gilt die Flüchtlingskonvention und wurde in den vergangenen Jahrzehnten aktualisiert. Denn: Es gibt immer wieder neue Gründe, warum Menschen flüchten.

Flüchtlinge gehen mit ihrem Gepäck über ein Reisfeld. Foto: Km Asad/ZUMA Wire/dpa

Wie viele sind auf der Flucht?

Noch nie befanden sich so viele Menschen auf der Flucht wie heute. Ende 2018 waren es mehr als 70 Millionen. Zum Vergleich: In Deutschland leben 82 Millionen. Die meisten Menschen fliehen aber nicht in ein anderes Land, sondern innerhalb ihres eigenen Landes. 2018 waren das 41,3 Millionen.

Wer ist ein Flüchtling?

Wer tatsächlich als Flüchtling gilt, legt die Genfer Flüchtlingskonvention fest. Die Staaten haben sich geeinigt, dass ein Mensch ein Flüchtling ist, wenn er wegen seiner Religion, seiner Nationalität oder wegen seiner politischen Ansichten verfolgt wird. Zwei weitere Gründe sind die Verfolgung wegen ihrer Rasse oder wenn sie einer bestimmten Gruppe angehören. Nur wenn man wirklich wegen einer dieser Punkte verfolgt wird, gilt man als Flüchtling. Das heißt aber auch: Wenn ein Mensch vor großer Armut in seinem Land flieht, gilt er nicht zwangsläufig als Flüchtling. Und Leute, die schlimme Verbrechen in ihrem Land begangen haben, zum Beispiel im Krieg, schützt die Konvention nicht. Übrigens: Die meisten Flüchtlinge kommen heute aus den Ländern Syrien, Afghanistan und Südsudan.

Was sagt die Konvention noch?

Die Staaten haben sich mit der Genfer Flüchtlingskonvention auf einheitliche Regeln geeinigt. Mit ihnen können die Länder Anfragen von Menschen, die in einem anderen Land leben wollen, besser regeln. Die Konvention sagt auch, dass sich Flüchtlinge in dem Land, das sie aufnimmt, an Regeln und Gesetze halten müssen. Mehr als 145 Staaten haben die Konvention übrigens angenommen und müssen sich an ihre Vorgaben halten. Damit das auch passiert, kontrolliert die Flüchtlingsagentur der Vereinten Nationen die Lage. Was ebenfalls wichtig ist: Die Konvention sagt auch, dass Flüchtlinge nicht in Länder zurückgewiesen werden dürfen, in denen sie verfolgt werden.

Was bedeutet das konkret?

Stell’ dir vor: Eine Familie glaubt an das Christentum und lebt in einem Land, in dem viele Menschen diese Religion nicht gut finden. Die Familie lebt in ständiger Angst, dass ihr etwas zustößt und entschließt sich deshalb, das Land zu verlassen. Sie gelten dann als Flüchtlinge.

Wie ist die Lage in Europa?

Wer als Flüchtling nach Europa kommt, hat das Recht, einen sogenannten Asylantrag in einem Land zu stellen. Das Land prüft dann, ob die Person geschützt werden soll und bleiben darf. In Europa sind in den vergangenen Jahren viele Flüchtlinge angekommen. In der Europäischen Union gilt im Moment folgende Regel: Das Land, in dem ein Flüchtling ankommt, ist für ihn erst einmal zuständig. Manche Länder, wie zum Beispiel Italien, wollen aber nicht so viele Flüchtlinge aufnehmen. Weil Italien am Mittelmeer und somit an der Außengrenze der Europäischen Union liegt, kommen dort viele Flüchtlinge an. Politiker arbeiten immer noch daran, wie Flüchtlinge gerechter in der EU verteilt werden können.

Von Jennifer Wagner

Unglück im Meer

Am Donnerstag kenterte ein Boot mit etwa 250 Flüchtlingen an Bord vor der libyschen Küste. Etwa 140 Menschen konnten gerettet werden, der Rest wird noch vermisst. In diesem Jahr starben bereits mehr als 600 Menschen auf dem gefährlichen Weg von Afrika nach Europa. Nun fordern viele Leute, dass wieder mehr Rettungsschiffe auf dem Mittelmeer unterwegs sein sollen. Diese waren in den Häfen geblieben, weil die europäischen Staaten darüber streiten, wer die Flüchtlinge aufnehmen soll.

(aso)