Unterwegs mit Schäferin Viola

Die Sonne scheint und die Vögel zwitschern. Ein perfekter Tag, um mit Viola Timm, ihrer Schafherde und den drei Hütehunden über die Felder zu ziehen. Zur Herde gehören 314 Mutterschafe, rund hundert Lämmchen und drei Böcke.

Viola Timm ist von Beruf Schäferin. Sie wandert mit ihrer Schafherde über die Felder. Foto: Karlotta Ehrenberg/dpa
Entspannte Tiere
Über Nacht haben die Tiere in einem Pferch auf einem Feld gestanden. Das ist ein eingezäuntes Stück Land. Als Viola Timm ankommt, fangen die Schafe gleich an zu blöken. Einige laufen auf sie zu, um sie zu begrüßen. Die Schäferin schmust mit ihnen. „Die habe ich mit der Flasche aufgezogen“, sagt sie.
Dann schaut Viola Timm, wie es den übrigen Schafen geht. Alle wirken entspannt. Neue Lämmer gibt es keine. Dafür entdeckt die Schäferin bei einem Schaf eine schlimme Wunde im Gesicht. „Die muss ich sofort versorgen“, sagt sie.
Die Wunde versorgen
Um das Tier fangen zu können, muss Viola Timm die Schafe erst in ein kleineres Gehege bringen. Hütehund Friedel hilft ihr dabei. Während die Schäferin ihre „Mädels“ ruft, läuft Friedel bellend um die Herde.
Jetzt kommt der Schäferstock zum Einsatz. Unten hat er einen Haken. „Damit kann ich das Schaf festhalten“, erklärt Viola Timm. Sobald die Schäferin das kranke Schaf an den Hufen zu packen bekommt, dreht sie es auf den Rücken. Jetzt kann sie anfangen, die blutende Wunde versorgen.

An einem Schäferstock kann man sich anlehnen. Foto: Karlotta Ehrenberg/dpa
Los geht’s
Dann kann die Wanderung endlich losgehen. Mit lautem Gebell treibt Friedel die Schafe hinter der Schäferin her. Weit müssen sie nicht wandern. Schon auf der nächsten Weide wartet reichlich Futter. Gierig rupfen die Schafe die Pflanzen aus der Erde. Und die Lämmchen trinken Milch bei ihren Müttern. Alles ist friedlich.
„Das sind die schönsten Momente“, sagt Viola Timm. Sie lehnt sich an den Schäferstock und hält das Gesicht in die Sonne. Aber wird das mit der Zeit nicht langweilig, auf der Weide zu stehen? „Am Anfang hatte ich beim Hüten Musik und was zu lesen mit. Oder ich hab auf dem Handy rumgedaddelt“, sagt die Schäferin. „Wenn der Akku alle war, war ich völlig fertig und dachte: Oh Gott, wie lang musst du jetzt hier noch rumstehen?!“
Bei jedem Wetter
Inzwischen braucht Viola Timm keine Unterhaltung mehr. Sie guckt auch nicht mehr ständig auf die Uhr. Sie schaut, ob es den Schafen gut geht, ob sie satt sind oder weiterziehen müssen. „Das siehst du nicht, wenn du dir nicht die Ruhe nimmst“, sagt die Schäferin. Und was macht sie bei Regen? Sie lacht: „Ganz einfach! Dann ziehe ich mir einen Mantel an.“ (dpa)

Schafe werden auch als Naturschützer eingesetzt. Foto: Karlotta Ehrenberg/dpa
Immer schön festtrampeln
Schäfer wie Viola Timm leben davon, das Fleisch und die Milch ihrer Schafe zu verkaufen. Aus der Milch kann man auch Käse machen. Fell und Wolle gehen an Fabriken. Die machen daraus zum Beispiel Kleidung.
Aber die Schafherden sind noch für etwas anderes gut: nämlich für die Umwelt. Schafherden lässt man zum Beispiel auf Deichen am Meer weiden. Das sind Erdhügel, die Inseln oder das Festland vor Überschwemmungen schützen sollen. Auch an Flüssen oder auf anderen Wiesen weiden die Tiere. Währenddessen trampeln sie die Erde dort schön fest. Dadurch entsteht eine sehr dichte Grasschicht. Diese verhindert, dass Wind und Regen den Boden abtragen können – und damit auch die Dämme.
Außerdem können Maulwürfe und Mäuse nicht so leicht Löcher in die Erde graben. Ohne Löcher ist der Boden stabiler. Dazu kommt: Der Kot der Schafe ist ein guter Dünger. Er lässt Wiesen und Pflanzen kräftig wachsen.
Von Karlotta Ehrenberg (dpa)