Umstrittene Zeichen aus dem Videokeller

Umstrittene Zeichen aus dem Videokeller
Manchmal braucht man mehrere Blickwinkel, um eine Entscheidung zu einer Fußball-Szene treffen zu können. Foto: Henning Kaiser/dpa

Der Videobeweis in der Bundesliga kommt nicht bei allen gut an

Plötzlich verstummt der Jubel. Gerade noch haben die Fußballer aus der Bundesliga ihren Treffer gefeiert. Die Fans im Stadion lagen sich in den Armen. Doch dann bekommt der Schiedsrichter ein Zeichen per Funk. Er läuft an den Rand des Spielfelds und schaut sich ein paar Videobilder an. Dann trifft er die Entscheidung: Das Tor zählt nicht.

Solche Momente gibt es in der Fußball-Bundesliga fast jedes Wochenende. Vor fünf Jahren wurde der Videobeweis eingeführt. Seitdem sorgen die neuen Regeln immer wieder für Streit. Die Technik mache den Fußball gerechter, finden die einen. Die anderen ärgern sich, wenn es trotzdem zu falschen Entscheidungen kommt oder diese ihnen zu lange dauern.

In diesem Keller in Köln sitzen die Video-Assistenten der Bundesliga. Foto: Henning Kaiser/dpa

Überall Bildschirme

Das Zeichen per Funk erhalten die Schiedsrichter aus einem Keller in der Stadt Köln in Nordrhein-Westfalen. Oft ist deshalb auch vom Kölner Keller die Rede. Das ist aber kein ungemütlicher Abstellraum. In dem großen Studio ohne Fenster stehen überall Bildschirme und moderne Technik herum.

Hier unten schauen sich zusätzliche Schiedsrichter die Fußball-Spiele der ersten und zweiten Bundesliga an. Sie werden auch Video-Assistenten genannt und arbeiten mit einem kleinen Team zusammen. In dem Gebäude am Rhein ist auch der Fernsehsender RTL zu Hause. Das hat den Vorteil, dass es dort schon jede Menge Technik gibt, um Fernsehbilder zu übertragen.

Bis zu zehn Fußball-Spiele können sich die Fachleute in diesem Raum gleichzeitig anschauen. Foto: Henning Kaiser/dpa

Das ist wichtig. Denn die Fachleute schauen sich die Szenen aus dem Spiel immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln an. In welchen Momenten sie sich einschalten, ist klar geregelt. „Der Schiedsrichter muss eine klare Fehlentscheidung getroffen oder etwas Wichtiges übersehen haben“, sagt der Experte Daniel Memmert von der Deutschen Sporthochschule Köln.

Strittige Momente

Aber warum kommt es trotzdem noch zu falschen Entscheidungen? „Manche Regeln können unterschiedlich ausgelegt werden“, sagt der Fachmann. Hat der Fußballer seinen Gegenspieler wirklich so hart getroffen? War das der Grund, warum er hingefallen ist? Solche Fragen müssen die Schiedsrichter auf dem Platz und im Keller möglichst schnell beurteilen.

„Ich denke, dass die Idee grundsätzlich sehr gut ist“, sagt der Fußball-Experte Martin Bremer. Wichtig sei, dass die Abläufe für alle klar sind. „Die Menschen wollen wissen, was da im Keller geschieht“, meint auch Daniel Memmert. So wird zum Beispiel überlegt, auch im Stadion für die Zuschauer die entscheidenden Videobilder abzuspielen. Fest steht, mit oder ohne Videobeweis: Diskussionen um strittige Momente wird es im Fußball auch in Zukunft geben.

Von David Kluthe (dpa)

1 Comment

  1. […] Read More   […]

Comments are now closed on this post.