Sophia muss drinnen bleiben

Sophia muss drinnen bleiben
Rio De Janeiro: Blick auf die Favela Botafogo. Foto: Ellan Lustosa/ZUMA Wire/dpa

Sophia wohnt in der Stadt Rio de Janeiro in Brasilien. Seit zwei Monaten darf sie das Haus nicht mehr verlassen. Das ist ganz schön nervig, aber besser so. Denn in Brasilien sterben gerade viele Menschen durch das Coronavirus.

Sophia. Foto: Privat

„Nachdem ich morgens aufgestanden bin, frühstücke ich und dann habe ich Online-Unterricht. Später male ich etwas“, erzählt Sophia. Sie ist neun Jahre alt und geht in die vierte Klasse. „Ich darf ja nicht nach draußen und darum ist nicht so viel zu tun. Es ist eigentlich jeden Tag das gleiche.“ Seit zwei Monaten. So lange sind in Rio die Schulen schon geschlossen. Das bedeutet für Sophia, wirklich drinnen zu bleiben. Keine Freunde treffen, kein Ballspielen, keine Spaziergänge.

Besser drinnen bleiben

Das ist nicht überall in Brasilien so. In Rio hat der Gouverneur, also der Chef des Bundesstaates, beschlossen, dass die Menschen drinnen bleiben sollen, um die Ausbreitung des Coronavirus zurückzuhalten. Nur Lebensmittelgeschäfte und Apotheken dürfen öffnen. Der Präsident von Brasilien Jair Bolsonaro möchte aber, dass alle Leute arbeiten gehen. Deswegen gibt es Streit zwischen den Politikern. Und die Menschen wissen nicht mehr, wem sie glauben und was sie machen sollen.

Armenviertel in Rio. Foto: Christina Weise

„Wenn ich aus dem Fenster gucke, sehe ich Bäume und viele Häuser. Ich sehe die Leute in den anderen Häusern. Ich sehe auch Menschen auf der Straße“, erzählt Sophia. In Brasilien sind die Unterschiede zwischen armen und reichen Menschen sehr groß. Sophia wohnt in einem Armenviertel. Hier leben viele Menschen ganz eng mit- und nebeneinander. Sophia teilt sich ein Zimmer mit ihrer jüngeren Schwester Lisa, ihrer Mutter und ihrem Vater. Viele Menschen in dem Viertel können nicht den ganzen Tag drinnen bleiben, weil kein Platz ist. Und weil sie arbeiten müssen. Wie Sophias Mutter. Sie braucht das Geld, um für die Familie Essen zu kaufen. Sophias Vater ist arbeitslos.

Sophia hat große Angst

„Ich habe große Angst vor dem Coronavirus. Es ist so gefährlich. Wir wissen nicht, wann es vorbei ist“, sagt Sophia. Brasilien ist eines der Länder, in dem die meisten Menschen auf der Welt an dem Coronavirus sterben. Die Krankenhäuser sind überfüllt, die Menschen können nicht behandelt werden. In den Armenvierteln ist es besonders schlimm, weil die Menschen sich dort schnell gegenseitig anstecken. „Ich versuche mich gut zu schützen. Auch wenn ich drinnen bin, wasche ich oft die Hände. Und ich habe Masken bekommen, die meine Oma uns genäht hat“, sagt Sophia.

Sophia freut sich auf draußen

„Ich vermisse die Schule richtig. Meine Freundinnen, die Lehrerin. Online-Unterricht ist ok, aber wenn ich etwas nicht verstehe, kann es mir keiner erklären.“ Sophias Lieblingsfach ist Geschichte, Kunst und Schreiben findet sie auch gut. „Aber am meisten freue ich mich auf unsere Feste. Geburtstage, Weihnachten. Alles feiern wir mit den Leuten hier im Viertel zusammen, draußen. Aber jetzt ist jeder in seiner Wohnung“, sagt Sophia. „Es ist so traurig, jetzt nicht nach draußen zu dürfen, das Wetter ist so schön.“

Foto: Lucas Silva/dpa

Vor allem Ureinwohner bedroht

In einigen Städten in Brasilien ist die Lage wegen des Coronavirus gerade besonders schlimm. Neben Sophias Heimat Rio de Janeiro gehört auch die Großstadt Manaus dazu. Die Stadt liegt mitten im Urwald im Bundesstaat Amazonas – der ist viermal so groß wie Deutschland. Es gibt dort aber nur wenige Betten für Intensiv-Patienten. Das Gesundheitssystem in Brasilien ist also stark überlastet. Besonders die indigenen Völker, die Ureinwohner Brasiliens, sind vom Coronavirus betroffen. Sie haben weniger Möglichkeiten auf Krankenhäuser oder Ärzte, weil sie tief im Wald wohnen. Die Stadt Manaus hat jetzt aber ein mobiles Gesundheitszentrum errichtet, wo die Menschen auf das Coronavirus getestet und behandelt werden sollen.

Von Christina Weise

Foto: IVDC/China CDC via GISAID/dpa

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