Serie: Wer sind die Bahai?

Christentum, Islam, Judentum: Wer zu einer dieser Religionsgruppen gehört, kann nicht auch eine andere für richtig halten – oder? Doch, es gibt Menschen, die das tun. Die nennen sich Bahai, ihre Religion heißt „Bahaitum“. Sie glauben, dass in jeder Religion die gleiche Wahrheit steckt und alle Glaubensrichtungen aufeinander aufbauen. Doch was heißt das genau? Wir erklären dir, wie das „Bahaitum“ funktioniert.
Welchen Gott gibt es für die Bahai?
Jahweh, Allah, der Allmächtige, oder „Quelle allen Seins“: Der Gott der Bahai hat viele Namen. „Für uns sind das unterschiedliche Namen für denselben Gott“, sagt Fariba Dorner. Dorner arbeitet in einem großen Tempel in Hofheim am Taunus. Das ist eine Stadt in der Nähe von Frankfurt am Main in Hessen.
„Wir glauben, dass die in den verschiedenen Religionen bekannten Propheten wie Moses, Jesus Christus, Mohammed oder Buddha vom selben Gott berichten, nur auf eine andere Art und Weise“, erklärt Dorner.
Woher kommt die Religion?
Die Bahai sind eine Religionsgemeinschaft, genau wie Christen, Muslime, Hindus, Buddhisten und Juden. Sie soll weltweit bis zu acht Millionen Anhänger haben. Im Vergleich zum Islam oder Christentum sind das nicht viele.
Entstanden ist das Bahaitum vor gar nicht so langer Zeit im asiatischen Land Iran.
Vor rund 160 Jahren lebte dort ein Mann, der Baha Ullah genannt wird. Übersetzt bedeutet das so viel wie „Herrlichkeit Gottes“. Baha Ullah gilt für die Bahai als Stifter ihrer Religion. Sie glauben, dass er der jüngste Botschafter Gottes ist. Und dass er die Lehren älterer Religionen wie etwa Buddhismus, Islam und Judentum für unsere Zeit angepasst und erneuert hat.
Besondere Regeln
Die Bahai wollen, dass Religion und Wissenschaft zusammen funktionieren. Sie glauben: Wenn ihre Religion etwas sagt, dem viele Forscher widersprechen, dann muss der Glaube neu angepasst werden. Welche Regeln gelten sonst noch? Fariba Dorner sagt: „Es gibt zwei Teile in einer Religion. Der erste ist unveränderlich und in allen Religionen gleich.“ Darin werden Werte vermittelt wie Aufrichtigkeit, Nächstenliebe, Gerechtigkeit und die Liebe zu Gott.
Außerdem gibt es noch einen Teil mit Regeln. Zum Beispiel, wie oft man fasten soll oder wie eine Hochzeit gestaltet wird. Das ist je nach Religion unterschiedlich. Die Bahai dürfen etwa keinen Alkohol trinken und sollen einmal im Jahr 19 Tage fasten.
Die wichtigste Botschaft ihrer Religion ist jedoch: Alle Menschen sollen vereint sein und die gleichen Rechte haben. Also egal, wie Gott genannt wird: Sie finden, dass alle Religionen eine Einheit bilden sollten. Und die Menschen friedlich und respektvoll miteinander leben sollten.
Wo leben die Bahai?
Die meisten Bahai kommen aus dem Iran. Weil sie allerdings – anders als Muslime – glauben, Mohammed sei nicht der letzte Prophet gewesen, wurden sie von einigen streng gläubigen Muslimen im Iran über Jahre verfolgt. Deswegen sind viele Bahai aus dem Land geflohen und leben nun auf der ganzen Welt verteilt.
Aber auch viele ehemalige Christen oder Muslime entscheiden sich mittlerweile, Bahai zu werden. Heute leben die meisten in Indien, Afrika, Süd- und Nordamerika.
JONAH LEMM MIT DPA