Zugreifen mit der Roboter-Hand

Zugreifen mit der Roboter-Hand
Schuhe binden? Kein Problem! (Foto: dpa)

Wenn Bertolt Meyer Spaghetti kocht, könnte er die Nudeln mit seinen Fingern aus dem kochenden Wasser holen. Er würde sich nicht verbrühen. Denn die linke Hand von Bertolt ist keine gewöhnliche Hand. Sie sieht aus wie eine Roboter-Hand und ist bionisch.

Bertolt Meyer (Foto: dpa)

Bertolt Meyer (Foto: dpa)

Bionik ist ein Bereich der Wissenschaft. Dort schaut sich die Technik etwas von der Natur ab. Die Roboter-Hand soll sich zum Beispiel möglichst so bewegen wie eine echte. Dafür ist hochmoderne Technik wichtig. Bertolts metallene Roboter-Hand besitzt Elektro-Motoren, die beim Bewegen helfen. Die ganze Hand steckt dabei unter einer durchsichtigen Gummihaut.

Muskeln steuern die Prothese

Meyer hat noch andere Prothesen. (Foto: dpa)

Meyer hat noch andere Prothesen. (Foto: dpa)

Bertolt Meyer wurde ohne linken Unterarm geboren. Sein Leben lang haben Prothesen seine Hand ersetzt. Zuerst waren es Haken oder Hände aus Gummi. Doch die bionische Hand, die er jetzt besitzt, ist moderner. Bertolt steuert sie mithilfe seiner Muskeln am Arm. Spannt er den Arm an, schließt die Hand sich zum Beispiel. Dabei helfen auch Elektro-Motoren. Das ermöglicht, dass Bertolt Gegenstände greifen kann.

„Das war gar nicht so einfach, meine Muskeln am linken Arm für die Hand zu benutzen“, sagt er. „Schließlich habe ich die Muskeln vorher nicht gebraucht.“ Da müsse man erst viel üben. Doch irgendwann funktioniere das wie von selbst. Ein bisschen so, wie wenn man lernt, mit den Ohren zu wackeln.

Meyer kann auch Auto fahren

Bertolt Meyer kann mit seiner Prothese auch sein Handy bedienen. (Foto: dpa)

Bertolt Meyer kann mit seiner Prothese auch sein Handy bedienen. (Foto: dpa)

Durch die Steuerung mithilfe seiner Muskeln am Arm und Programmen in der bionischen Hand kann Meyer alle fünf Finger bewegen. Das macht seinen Alltag viel leichter. Er kann Auto fahren, sich die Schuhe zubinden oder eine Tasse halten – ohne Angst zu haben, sie könnte herunterfallen.

Natürlich kann die Prothese keinen echten Arm ersetzen. So kann er zum Beispiel nicht klettern gehen oder schwere Sachen tragen. Denn die Prothese ist nicht fest mit ihm verbunden. Sie würde abrutschen, weil sie nur aufgesteckt ist. Trotzdem ist Bertolt Meyer unheimlich froh über die Fortschritte in der Technik. Etwa auch darüber, dass er mit seinem bionischen Zeigefinger jetzt auch sein Smartphone bedienen kann.

Ziemlich cool statt peinlich

Das Beste an der künstlichen Hand ist aber: „Ich schäme mich nicht mehr für sie“, sagt Bertolt. „Früher wurde ich oft bemitleidet. Das war blöd. Ich bin schließlich nicht krank. Mir fehlt bloß ein Stück.“

Früher versteckte er seine alten Prothesen lieber. Das tut er heute nicht mehr. „Die meisten Leute sind neugierig und fragen, was diese Technik alles kann. Seitdem ich die bionische Hand trage, ist mir meine Behinderung nicht mehr unangenehm.“

Von Philipp Brandstädter (dpa)

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