Lucia lernt, wie man Saxofone baut

Lucia lernt, wie man Saxofone baut
Lucia geht in eine besondere Schule. Hier lernt sie, wie man Instrumente baut. (Foto: dpa)

Es gibt immer weniger Menschen, die zum Beispiel Saxofone bauen können. An einer außergewöhnlichen Schule in Bayern lernen junge Menschen, wie das geht. Und retten damit auch einen besonderen Beruf.

Besondere Berufsschule

An den Fingerspitzen von Lucia Tüllmann hat sich Metallstaub gesammelt. Deshalb sind sie ganz grau. Lucia befestigt gerade die Klappen über den Löchern eines Saxofons, aus denen später die Töne kommen. Lucia ist 21 Jahre alt und lernt den Beruf einer Holzblasinstrumenten-Macherin.

Dafür geht sie auf eine besondere Berufsschule in Bayern: auf die Musik-Instrumenten-Bauschule in Mittenwald. Dort lernen junge Leute, Geigen, Gitarren, Trompeten, Saxofone oder Klarinetten zu bauen.

Selbstgemachte Werkzeuge

Noch unfertige Geigen hänger in einem Raum in der Musikinstrumentenbauschule in Mittenwald. (Foto: dpa)

„Ich habe immer schon gern sehr klein und filigran gebastelt, und das Handwerkliche reizt mich ja schon sehr“, sagt Lucia. Seit 17 Jahren spielt sie Blockflöte, neuerdings auch Klarinette und Fagott. Musik findet sie toll, nur wollte sie nicht als Musikerin arbeiten. Da hörte sie von der Schule. „Als ich gesehen habe: Boah, hier baut man Werkzeuge selber, da war es um mich geschehen“, sagt Lucia und lacht.

Instrumente zu bauen, ist sehr schwer. Man muss äußerst genau arbeiten und mit Werkzeug gut umgehen können. Außerdem sollte man das Instrument selbst sehr gut spielen können.

Beruf stirbt aus

Wenn Lucia im nächsten Sommer mit ihrer Ausbildung fertig ist, dann ist sie fast so besonders wie die Schule. Denn nur wenige Leute können Holzblasinstrumente bauen und reparieren.„Der Beruf stirbt praktisch aus“, sagt Martin Wurm. Er hat ihn an dieser Schule gelernt und unterrichtet nun Lucia und die anderen. In Deutschland gibt es kaum noch Werkstätten, die junge Menschen zu Holzblasinstrumenten-Machern ausbilden. Deshalb wollen die Schule und ihre Schüler den Beruf retten.

Mit Herzblut

Dazu gehört auch Julian Markl. Der 21-Jährige setzt gerade eine Klarinette zusammen. „Das, was ich baue, ist nicht irgendetwas, sondern es hat eine Seele“, sagt er. „Dann steckt man mehr Herzblut in die Arbeit, weil man weiß, dass es gut werden soll.“

Zwar kostet die Schule die jungen Leute nichts, aber sie bekommen keinen Lohn wie andere Lehrlinge in Betrieben. Deshalb müssen die Eltern die Wohnung und das Essen bezahlen, wenn sie können. Wenn nicht, dann bekommen die Schüler Hilfe vom Staat.

Weltberühmte Schule

In der Schule haben sie ganz unterschiedliche Fächer. Sie lernen etwa ein Instrument zu bauen, lackieren, polieren und reparieren. Aber sie haben auch Physik, Englisch, Zeichnen, Kunstgeschichte, Sozialkunde und Musikunterricht. Eigentlich ist die Schule als Geigenbauschule weltberühmt. Die Ausbildung zum Holzblasinstrumenten-Macher gibt es erst seit vier Jahren.

Von dpa