„Im Wasser bin ich frei“

„Im Wasser bin ich frei“
Johannes Laing liebt das Wellenreiten. Foto: Tommy Pierucki/Pineapple Sunrise Photography/dpa

Seit einem Unfall braucht Johannes Laing einen Rollstuhl. Er kann seine Beine nicht so bewegen wie die meisten anderen Menschen und auch nicht stehen. Trotzdem traut er sich immer wieder ins Meer. Johannes Laing kommt aus Mainz in Rheinland-Pfalz. Sein Hobby ist das Wellenreiten. In den nächsten Tagen startet er bei einer besonderen Weltmeisterschaft im Westen der USA.

Johannes Laing braucht seit einem Unfall einen Rollstuhl. Foto: Ines Klose/dpa

Normalerweise stehen Wellenreiter auf ihrem Surfbrett. Wie gleiten Sie über das Wasser?
Ich liege auf meinem Brett. Ich habe mir ein spezielles Brett bauen lassen. Das hat ein gebogenes Stück obendrauf. Es sieht ein bisschen wie ein Löffel aus. Dadurch bin ich eingebettet und rutsche nicht so leicht runter. Ich habe Griffe, damit ich zupacken kann, wenn ich mal runtergefallen bin.

Sie waren auch schon Surfer, als Sie noch laufen und stehen konnten. Was ist der größte Unterschied, seit Sie den Rollstuhl brauchen?
Der Weg vom Land ins Wasser. Das ist einfach sehr schwierig. Üblicherweise hat man es mit einem Strand zu tun. Du kannst deinen eigenen Rollstuhl nicht durch Sand schieben, weil du einsinkst. Entweder man muss auf dem Hintern zum Wasser robben oder andere Leute helfen von sich aus. Oder ich frage, wenn ich Hilfe brauche. Im Wasser selbst ist man sehr frei. Wellenreiten – ob im Sitzen oder im Liegen, ist eigentlich total egal.

Haben Sie manchmal auch Angst im Meer?
Ja, weil ich schon in gefährlichen Situationen war. Da war mal eine Strömung, bei der war ich einfach nicht aufmerksam genug. Dann hab ich gemerkt: Oh, da bin ich zu weit rausgetrieben. Da bist du dann auch froh, wenn du wieder Land unter den Füßen hast. Ein anderes Mal ist mir das Brett gebrochen. Aber das gehört dazu.

Ist Surfen also gefährlich?
Es kann gefährlich sein. Deswegen gehört es dazu, keine Dummheiten zu machen. Man darf sich nicht überschätzen, sondern muss genau wissen, was man kann und was nicht. Und du musst wissen, worauf du dich einlässt.

Reicht es nicht, einfach auf dem Brett zu bleiben?
Nein. Wenn ich irgendwo noch nie surfen war, dann gehe ich am ersten Tag nicht ins Wasser. Sondern dann schaue ich mir das Meer an. Ich schaue zum Beispiel, ob ich irgendwo Felsen sehe. Es ist auch immer gut, mit denen zu sprechen, die dort öfter sind. Ich frage sie nach Felsen oder Strömungen. (dpa)

Das Gespräch führte Ines Klose

Foto: Yenzi Brüggemann

Die Weltmeisterschaft

Menschen mit Behinderungen können viele verschiedene Sportarten machen. Oft gibt es auch eigene Wettbewerbe. Die Weltmeisterschaft im Adaptive Surfing, bei der auch Johannes Laing mitmacht, findet vom 11. bis zum 15. März wird in San Diego, USA statt. Dabei werden die Teilnehmer in verschiedene Gruppen eingeteilt – je nachdem, welche Probleme sie haben. Sie treten dann nur gegen die Leute aus ihrer eigenen Gruppe an. (dpa)