Herzlich willkommen, Flüchtlinge!

Vielleicht hast du gerade Kleiderschrank und Spielzeugkiste ausgemistet, um deine Sachen an Flüchtlinge zu spenden. Das machen gerade viele Leute. Sie wollen den Menschen helfen, ein neues Zuhause aufzubauen und heißen sie herzlich Willkommen.
Denn die Flüchtlinge haben eine lange und schwere Zeit hinter sich. Doch leider gibt es auch Menschen, die nicht wollen, dass Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Sie demonstrieren und randalieren vor Flüchtlingsheimen oder zünden die Gebäude sogar an. Solche Menschen nennt man Rassisten. Sie sind ausländerfeindlich und finden, dass Menschen aus fremden Ländern weniger wert sind. Rassisten haben viele Vorurteile gegenüber Flüchtlingen. Sie haben zum Beispiel Angst davor, dass Flüchtlinge ihnen Arbeitsplätze wegnehmen, dass sie Deutschland zu viel Geld kosten oder dass sie Verbrecher sein könnten. Wir erklären, was hinter den Vorurteilen steckt.
„Zu viele kommen“
Es stimmt, dass in keinem anderen Land in Europa so viele Menschen Asyl beantragen. Das bedeutet, dass sie einen Antrag stellen, um hier leben zu dürfen. Allerdings ist Deutschland auch das Land mit den meisten Einwohnern in der Europäischen Union. Gemessen an der Einwohnerzahl beantragen zum Beispiel mehr Menschen in Ungarn oder Schweden Asyl. Es ist richtig, dass die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland steigt: Bis zum Jahresende rechnen Politiker mit 800 000 Flüchtlingen. Die meisten Flüchtlinge auf der Welt gibt es jedoch in der Türkei (1,8 Millionen) und im Libanon (eine Million).
„Sie nehmen Jobs weg“
Das stimmt nicht. Bevor ein Flüchtling arbeiten darf, überprüfen verschiedene Behörden, ob ein arbeitsloser Deutscher den Job machen könnte. Die Flüchtlinge schaffen sogar neue Jobs: Es werden mehr Lehrer, Psychologen oder Sozialarbeiter gebraucht. Und auch die Flüchtlinge werden gebraucht. Denn in Deutschland kommen nicht genug Kinder zur Welt – ohne Zuwanderer wird die Bevölkerung weniger. Schon jetzt gibt es so viele freie Arbeitsplätze wie nie zuvor. Es werden Handwerker oder Krankenpfleger gesucht. Und viele Flüchtlinge haben eine gute Ausbildung.
„Kriminell und teuer“
Es gibt keinen Beweis dafür, dass Flüchtlinge krimineller sind als Deutsche. Die Polizei hat festgestellt, dass in der Nähe von Flüchtlingsheimen nicht mehr Verbrechen passieren als anderswo. Es stimmt auch nicht, dass irgendjemand weniger Geld bekommt, weil wir Menschen aufnehmen, die Schutz suchen. Deutschland ist ein reiches Land mit einer starken Wirtschaft. Die Politiker sind überzeugt, dass Deutschland noch viele Flüchtlinge aufnehmen kann. Sie versichern den Bürgern, dass keine Steuern erhöht werden oder Leistungen wie Hartz-IV oder Arbeitslosengeld gekürzt werden.
„Nicht unser Problem“
Deutschland ist nicht schuld daran, dass in anderen Ländern Krieg und Verfolgung herrscht. Trotzdem ist es unsere Pflicht, Menschen in Not zu helfen. Das „Recht auf Asyl“ steht auch im Gesetzbuch. Dazu kommt, dass wir eine besondere Geschichte haben: Von 1933 bis 1945 haben in Deutschland die Nationalsozialisten regiert. Sie haben Juden, Homosexuelle oder Behinderte verfolgt und getötet. Deswegen sind viele Menschen damals, und vor allem zum Ende des Zweiten Weltkrieges, aus Deutschland geflohen – und wurden in anderen Ländern der Welt aufgenommen.
Von Angela Sommersberg und Kathy Stolzenbach