Hallo Bär

Hey, was machst du denn hier? Hast du dich etwa verlaufen, junger Bär?

Bären können sich sehr gut verstecken. Dieser wurde von einer Wildkamera im Wald in Bayern aufgenommen. Foto: -/Bayerisches Landesamt für Umwelt/dpa
Vor knapp zwei Wochen tappte ein Jungtier durch das deutsche Bundesland Bayern. Das wissen wir, weil eine Wildtierkamera zufällig ein Foto von ihm geknipst hat. Was macht der Bär hier? Die Tiere leben doch eigentlich gar nicht in Deutschland. Oder?
Wo leben Bären?
Bären leben fast überall auf der Nordhalbkugel – in Asien, Nordamerika und eben auch in Europa. Es gibt verschiedene Arten: zum Beispiel Braunbären, Schwarzbären oder Grizzly-Bären. Der größte Bär der Welt, der sogenannte Kodiak-Bär, gehört zu den Braunbären und lebt nur auf den Kodiak-Inseln vor Alaska (ganz hoch im Norden der USA). Stell dir mal vor: Er wiegt bis zu 800 Kilogramm – das ist etwa zehn Mal so viel wie ein erwachsener Mann! Bei uns in Europa sind die Braunbären aber viel kleiner: Sie wiegen etwa 350 Kilogramm. Sie leben zum Beispiel in Italien, Slowenien, Österreich, Spanien oder Schweden.
Leben auch bei uns Bären?
Auch in Deutschland gab es früher Braunbären. Seit knapp 185 Jahren gelten sie aber als ausgestorben. Der Bär, der jetzt in Bayern fotografiert wurde, kam vermutlich aus Italien. „Der Weg von Norditalien zu uns ist für Bären ein längerer, aber sicherlich nicht außergewöhnlicher Spaziergang“, sagt ein Experte von der Naturschutzorganisation WWF. Denn wenn junge, männliche Bären auf der Suche nach einem eigenen Lebensraum sind, können sie weit laufen.
Warum sind sie ausgestorben?
Bären brauchen viel Platz zum Herumstreifen. Mit der Zeit wurden in Deutschland aber immer mehr Städte, Straßen und Autobahnen gebaut – dort haben die Bären sich nicht wohl gefühlt und sind auf andere Länder ausgewichen. Außerdem haben Menschen die Bären jahrhundertelang gejagt. Sie fürchteten sich vor den Raubtieren, die zum Teil ihre Schafe oder Ziegen gefressen haben (tatsächlich fressen Bären aber auch sehr gerne Pflanzen). Vor allem aber hatten die Menschen Angst, weil die Tiere so groß und stark sind. Im Jahr 1835 wurde in Bayern der letzte Braunbär erschossen. Bis zum Jahr 2006: Auch damals hatte sich ein Bär nach Deutschland verirrt. Bruno – so wurde er genannt – tötete Nutztiere und war nicht besonders scheu. Er näherte sich auch Dörfern. Aus Angst erlaubte das bayrische Umweltministerium Jägern, Bruno zu töten.
Sind Bären wirklich gefährlich?
Nein, eigentlich sind Bären für Menschen nicht gefährlich. Sie sind eigentlich sehr scheu und vorsichtig und gehen Menschen aus dem Weg. Allerdings sind sie auch schlau: Wenn sie gelernt haben, dass es in Dörfern gutes Futter für sie gibt, merken sie sich das – und suchen die Nähe von Menschen. Deswegen darf man in Gebieten, wo Bären leben, auch keine Essensreste in die Natur werfen (aber das sollte man ja eh nicht). Auch die Mülltonnen haben in solchen Gebieten immer einen schweren Deckel. Und wenn man doch mal einem Bären begegnen sollte? „Halten Sie Abstand und ziehen Sie sich langsam zurück“, rät der Experte vom WWF. Übrigens: Wenn Bären sich aufrichten, wollen sie einem nicht drohen – im Gegenteil: Sie stellen sich hin, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Sie sind nämlich auch neugierig.
Wie geht es jetzt weiter?
Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass der junge Braunbär, sich in Bayern ansiedelt. Umweltschützer wünschen sich aber, dass Bären zurück nach Deutschland kommen. Denn hier waren sie ja auch mal zu Hause. Seit Bruno haben die Politiker in Bayern auch klare Regeln festgelegt, wie man mit Bären umgehen sollte – nochmal einen Bären zu erschießen, soll die allerletzte Möglichkeit sein. Trotzdem sollen natürlich die Menschen und Nutztiere in Bayern geschützt werden. Aber auch der Braunbär braucht Hilfe: Weil es nicht mehr so viele Tiere auf der Welt gibt, steht die Art in vielen Ländern unter Schutz.
Von Angela Sommersberg