Eine kilometerlange Lawine

Eine kilometerlange Lawine
Foto: Kindermissionswerk „Die Sternsinger“

Vielleicht kannst du dich noch an einige Meldungen aus den Nachrichten erinnern: Vor einem Jahr – genauer gesagt: in der Nacht zum 15. März 2019 – traf der Wirbelsturm namens Idai auf die Küste von Mosambik. Das ist ein Staat in Südostafrika. Der Sturm war sehr stark und verwüstete einen Großteil des Landes – und auch die Nachbarländer Simbabwe und Malawi. Leider sind dabei etwa Tausend Menschen gestorben. Andere haben ihr zu Hause verloren, weil der Sturm ganze Gebäude zerstört hat.

Foto: Kindermissionswerk „Die Sternsinger“

Leider konnten sich die Menschen schlecht von dem Schock erholen. Denn: Nur wenige Wochen später traf ein weiterer Zyklon, also ein starker Wirbelsturm, erneut Mosambik. Viele Menschen haben der Region damals geholfen – zum Beispiel mit Geld, um die Menschen vor Ort zu versorgen und Häuser wieder aufzubauen. Auch das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ war dabei. Gesine Henrichmann, Länderreferentin im Kindermissionswerk, hat die betroffenen Länder besucht – und hat uns von ihrer Arbeit und der Situation vor Ort erzählt.

Gesine Henrichmann, vor einem Jahr hat der Zyklon Idai für schwere Verwüstungen und große Überschwemmungen in Mosambik gesorgt. Wie sieht es aktuell vor Ort aus?
Ich habe Menschen getroffen, die alles verloren haben, die immer noch kein Dach über dem Kopf haben. In der Küstenstadt Beira in Mosambik mit rund 500 000 Einwohnern sind die Folgen der Katastrophe noch immer sichtbar: Zwar sind einige Häuser wieder aufgebaut, aber die Dächer bestehen oft nur aus Planen. Die Bäume sind entwurzelt und Straßen zerstört. Es ist schlimm, in welchen Verschlägen die Menschen leben müssen. Einige wurden nach der Zerstörung durch den Zyklon umgesiedelt und leben seit einem Jahr in Zeltlagern, weil ihr Dorf komplett zerstört wurde.

Diese Menschen warten jetzt darauf, dass ihnen Land zugewiesen wird, auf dem sie neue Häuser bauen können. Diese Wartesituation ist für die Menschen nicht leicht. Sie wollen, dass es weiter geht. 

Der Wiederaufbau geht also nur sehr schleppend voran?
Bislang ging es in erster Linie darum, dass die Menschen überleben und versorgt werden. Aktuell wird Baumaterial benötigt, um Straßen, Häuser und Schulen nach und nach aufzubauen. Der Schulunterricht kann teilweise nicht stattfinden, weil die Dächer aus Planen den Regen nicht abhalten. Doch nicht nur der Wiederaufbau ist wichtig. Viele Menschen haben immer noch nicht genug zu essen, vor allem in den ländlichen Regionen. Der Zyklon hat beinahe eine gesamte Ernte vernichtet.

Foto: Kindermissionswerk „Die Sternsinger“

Wie hilft das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“?
Gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort stellen wir Lebensmittel bereit, helfen den Menschen mit Medikamenten und sauberem Trinkwasser, und unterstützen den Bau von Häusern. In einem Schulinternat in Mosambik, das stark von dem Sturm zerstört wurde, haben wir zum Beispiel schon neue Sanitäranlagen gebaut. 

In der Küstenstadt Beira, die der Sturm auch schwer erwischt hat, versorgen wir wiederum 850 Kinder mit einer warmen Mahlzeit pro Tag – das ist dort nicht selbstverständlich. 

Kinder sind von Katastrophen und Krisen ja häufig besonders stark betroffen.
Ja, viele Mädchen und Jungen haben Schreckliches erlebt. Das spürt man, wenn man sie trifft. Sie haben diese Katastrophe hautnah miterlebt, haben gesehen, wie ihr Bruder, ihre Schwester oder ihre Mama von den Fluten mitgerissen wurden.

Sie haben aber nicht nur ihre Liebsten, sondern auch ihr Zuhause und damit Schutz und Geborgenheit verloren. Und die Angst ist immer noch da: Sobald es stärker regnet und stürmt, haben viele Angst, dass es vielleicht noch einen Zyklon geben könnte.

Wie haben die Menschen die Katastrophe vor einem Jahr erlebt?
In Simbabwe berichteten mir die Bewohner eines Dorfes von einer 300 Meter breiten und mehreren Kilometer langen Schlamm- und Steinlawine, die ganze Häuserreihen mitriss. Der Erdrutsch traf auch ein Internat. Der Speisesaal wurde komplett zerstört. 1,50 Meter hoch stand der Schlamm im Schlafsaal.

Heute wirken die Reste der Lawine wie ein Mahnmal, das die Bewohner immer an diese schreckliche Nacht, als der Zyklon auf das Land traf, erinnern wird. Aber: Jetzt tun viele Menschen ihr Bestmögliches, damit es den Leuten vor Ort möglichst bald wieder besser gehen kann.

Foto: Kindermissionswerk „Die Sternsinger“

Dieses Interview hat das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ unserer Redaktion zur Verfügung gestellt.