Durch Stürme und riesige Wellen 

Durch Stürme und riesige Wellen 
Segler Boris Herrmann war auch schon mit Greta Thunberg unterwegs. Foto: Kirsty Wigglesworth/AP Pool/dpa

Einmal um die Welt, alleine auf einem Segelboot – zu so einem Rennen macht sich am Sonntag der deutsche Sportler Boris Herrmann auf. Die „Vendée Globe“ ist die härteste Regatta – also Boots-Wettfahrt – der Welt und startet alle vier Jahre. Zum ersten Mal begaben sich Segler im Jahr 1989 auf das Abenteuer. Seit der ersten „Vendée Globe“ haben 167 Teilnehmer an dem Rennen teilgenommen, nur 89 Menschen sind aber ans Ziel gekommen – manche sind dabei leider sogar gestorben.

Die Dauer

Die Segler sind rund 80 Tage in eiskalten, riesigen Wellen oder zwischen Stürmen auf dem Meer unterwegs. Der schnellste Segler war bislang der Franzose Armel Le Cléac’h, der nach 74 Tagen ins Ziel kam. Während des Rennens dürfen die Teilnehmer übrigens keine Hilfe in Anspruch nehmen. Außerdem dürfen sie nicht an Land gehen und sich ausruhen.

Die Route

Knapp 45000 Kilometer müssen die Segler bezwingen (s. Karte). Der Start ist in Frankreich in der Region Vendée. Von dort segeln die Teilnehmer Richtung Süden, vorbei am afrikanischen Kontinent und um das Kap der guten Hoffnung herum ganz im Süden von Südafrika. Von da geht es weiter durch den Indischen Ozean, vorbei an Australien und Neuseeland bis an den südlichsten Zipfel von Südamerika. Von dort geht es wieder Richtung Norden zurück nach Frankreich. 

Foto: Jean-Marie Liot/Malizia/dpa

Die Boote

Die Segelboote sind alle etwa 18 Meter lang. Der Segler sitzt unter Deck. Dort ist sein Navigationssitz mit Blick nach draußen. Auf sechs Quadratmetern hat Boris Herrmann dort alles in Griffweite. Hinter seinem Cockpit ist seine Koje. Dort sind auch Haltegriffe angebracht, damit er sich festhalten kann, wenn die Wellen das Boot mal hin und her schleudern. Für den schlimmsten Fall hat er sogar einen Rugby-Helm dabei, damit er sich schützen kann, wenn er durchgeschüttelt wird. 

Die Technik

Neben einem Navigationsgerät, das ihm zeigt, wo er lang segeln muss, gibt es noch mehr Technik an Bord. Solarzellen liefern Energie, eine Entsalzungsanlage macht aus dem Meerwasser genießbares Trinkwasser. Überwachungskameras zeigen, ob sich Treibgut nähert, mit dem das Boot zusammenstoßen könnte.

Erstmals ist ein Deutscher dabei: der Wahl-Hamburger Boris Herrmann. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Schlafen und Essen

Damit die Segler immer alles unter Kontrolle haben, schlafen sie kaum. Boris Herrmann schläft maximal 20 Minuten am Stück in seiner Koje. „Alles eine Frage des Trainings“, hat er mal in einem Interview gesagt. Frisch gekochtes Essen bekommen die Segler nicht. Stattdessen gibt es in Plastik eingeschweißtes Essen, das gefriertrocknet wurde – so halten die Lebensmittel länger. Ein paar frische Äpfel packt sich der Segler aber auch ein. 

Das Badezimmer

Dusche und Toilette? Gibt es nicht. Um sich zu waschen, haben die Segler Handtücher dabei. Wenn sie aber zur Toilette müssen, ist das schon etwas schwieriger. Manche haben auf dem Boot eine Art Toilette, viele nutzen aber einfach einen Eimer, den sie dann draußen ausleeren. 

Die Risiken

Per Satellitentelefon können die Segler zwar mal Zuhause anrufen. Zwischen Chile und Neuseeland gibt es aber zum Beispiel einen Punkt, an dem die Segler rund 2600 Kilometer vom Land entfernt sind. „Da dauert es zwei Wochen, bis ein Rettungsschiff ankommt“, sagt Herrmann. 

Ansonsten müssen die Teilnehmer aufpassen, dass sie nicht ins Wasser fallen, wenn sie zum Beispiel auf Deck etwas reparieren . Auch wenn sich die Segler unterwegs verletzen, müssen sie sich selbst versorgen.

Wozu das Ganze?

Die Einsamkeit ist Fluch und Segen zugleich. Die Segler, die bisher an der „Vendée Globe“ teilgenommen haben, berichten von atemberaubenden Sonnenuntergängen – und einem Gefühl der absoluten Freiheit, vor allem, wenn sie eine schwierige Stelle gemeistert oder es sicher durch einen Sturm geschafft haben. Boris Herrmann will auf seiner Reise außerdem Messdaten sammeln, um herauszufinden, wie schnell sich das Meerwasser durch den Ausstoß von klimaschädlichem CO2 erwärmt. Dass ihm das Klima wichtig ist, hat Boris Herrmann schon im vergangenen Jahr gezeigt: Er hat Klimaaktivistin Greta Thunberg über den Atlantik zum Klimagipfel nach New York gesegelt.

Von Jennifer Wagner