Dunkle Wolken über Asien

Dunkle Wolken über Asien
In Indien und Bangladesch mussten sich viele Menschen vor einem heftigen Wirbelsturm in Sicherheit bringen. Foto: -/XinHua/dpa

185 Kilometer pro Stunde – das ist schneller, als die meisten Autos auf der Autobahn fahren. Mit dieser Geschwindigkeit ist ein Zyklon, also ein schwerer tropischer Wirbelsturm, am Mittwoch über Teile von Indien und Bangladesch gezogen.

Viele Städte wurden von dem Sturm namens „Amphan“ überschwemmt und verwüstet, Menschen wurden verletzt, einige sind gestorben. Wir erklären dir, was genau passiert ist und wie es den Menschen vor Ort jetzt geht.

Das Satellitenbild zeigt den Zyklon Amphan über dem Golf von Bengalen in Indien am 17.05.2020. Foto: Uncredited/NASA EOSDIS/ AP/dpa

Was ist ein Zyklon?

Für schwere Stürme gibt es verschiedene Begriffe: Sie heißen zum Beispiel Taifun, Hurrikan oder eben Zyklon. Welcher es ist, richtet sich danach, wo der Wirbelsturm entstanden ist. Zyklone entstehen entweder über dem Indischen Ozean oder dem südlichen Pazifischen Ozean. Sie entwickeln sich immer dort über dem Meer, wo das Wasser besonders warm ist. Genauer: Wo es mindestens 26 Grad hat.

Foto: Bikas Das/AP/dpa

Wenn das Wasser so warm ist, verdunstet auch viel davon. Dieses verdunstete Wasser steigt nach oben. Dadurch wird die Luft über dem Wasser sehr feucht. Und weil diese warme, feuchte Luft leichter ist als kalte Luftströme, steigt sie wie eine große Säule immer weiter nach oben und kühlt sich dort langsam ab. Durch diesen Vorgang bilden sich nach und nach Unwetterwolken, die sich über dem Meer zu drehen beginnen. Das hat auch mit der Bewegung der Erde zu tun.

Das Problem: Sobald sich ein Zyklon gebildet hat, saugt er immer mehr feuchte und warme Luft von unten an, dreht sich dadurch schneller und wird größer. Und damit auch gefährlicher für uns Menschen, wenn der Zyklon dann auf Festland trifft. Und genau das ist am Mittwoch in den Ländern Indien und Bangladesch passiert.

Ein Mann fährt auf einem Motorroller unter Stromleitungen, auf denen ein zerstörtes Dach liegt. Foto: Avishek Das/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa

Wie geht es den Menschen?

„In unserem Dorf hat dieser schreckliche Sturm alles platt gemacht“, erzählt ein Mann. Zum Glück hatten Meteorologen den Sturm vorher entdeckt, so dass die Menschen gewarnt und die meisten in Notunterkünften in Sicherheit gebracht werden konnten. Doch neben dem Zyklon gibt es, wie in allen anderen Ländern auf der Welt auch, gerade noch ein anderes Problem: Denn auch Indien und Bangladesch sind gerade schwer vom Coronavirus betroffen. Heißt: Eigentlich müssen die Menschen Abstand zueinander halten, um sich nicht anzustecken. Das ist in den überfüllten Notunterkünften sehr schwierig. Denn insgesamt wurden etwa drei Millionen Menschen vor dem Sturm in Sicherheit gebracht – also drei Mal so viele Menschen, wie in Köln wohnen!

Ein Mann und eine Frau sitzen vor einem Gebäude, auf das zuvor durch die heftigen Winde des Zyklons ein Baum gefallen ist. Foto: Debarchan Chatterjee/ZUMA Wire/dpa

Was passiert gerade?

Deshalb wird in den beiden Ländern jetzt versucht, noch mehr solcher Unterkünfte einzurichten – beispielsweise in leerstehenden Schulen. Denn bis alle Häuser und Städte wieder aufgebaut sind, wird es noch dauern. Einige Menschen versuchen aber bereits, wieder in ihr Zuhause zurückzukehren. Auch Indiens Premierminister Narendra Modi wollte sich am Freitag einen Überblick über die Zerstörungen verschaffen. Denn natürlich sind nicht nur die Menschen vor Ort betroffen: Durch den Zyklon wurde unter anderem ein Gebiet zerstört, wo die sogenannten Bengal-Tiger leben. Von ihnen gibt es leider nicht mehr sehr viele auf der Welt. (mit dpa)