In der Dunkelheit

In der Dunkelheit
So richtig hell wird es in manchen Ländern (hier in Norwegen) im Winter nie. (Foto: dpa)

Gerade fällt es dir wahrscheinlich ziemlich schwer, morgens aufzustehen und zur Schule zu gehen. Wenn du raus musst, ist es noch ganz dunkel. Und auch am Nachmittag siehst du nach den Hausaufgaben nicht mehr lange das Tageslicht. Wir steuern auf den kürzesten Tag des Jahres zu. Am 21. Dezember ist es bei uns fast 17 Stunden lang dunkel. Aber die gute Nachricht ist: Nach dieser Wintersonnenwende kehrt das Licht mehr und mehr zurück.

Woanders ist es dunkler

Vielleicht tröstet es dich, zu erfahren, dass es woanders noch viel länger düster ist als bei uns. In manchen Gegenden geht die Sonne überhaupt nicht mehr auf. So zum Beispiel in Teilen von Norwegen oder Grönland. Dort ist es nicht nur eiskalt, sondern wochenlang dunkel. Man nennt das Polarnacht, weil in der Nähe der Nordpol ist.

Das ist auch gemütlich

Viele Menschen können sich kein Leben vorstellen, in dem dauernd dunkle Winternacht ist. Für die Bewohner an Orten wie Grönland sind Polarnächte dagegen ein ganz normales immer wiederkehrendes Ereignis. Außerdem steckt viel Gemütlichkeit in ihnen, sagen die Grönländer. Sie zünden Lichterketten und Kerzen an. Du wärst überrascht, wie sehr die Leute die Zeit ohne Sonnenlicht genießen.

Das erzählen Einheimische

Wer sie noch nie erlebt hat, stellt sich Polarnächte als die totale Finsternis vor. Doch die Einheimischen berichten, dass es doch etwas Helligkeit gibt. Denn wenn die Sonne im Winter untergegangen ist (oder gar nicht erst aufgeht), wirft der helle Schnee, der überall liegt, den Mondschein als sanftes Licht zurück. Das sieht schön aus.

Die Lichter können grün, blau oder rot sein. (Foto: dpa)

Ab und zu flackern auch Nordlichter über den dunklen Himmel. Das ist ein zauberhafter Schein, der die Nacht für Momente in ein tanzendes buntes Lichtermeer verwandelt. Dieses verblüffende Farbenspiel passiert nur manchmal. Eigentlich ist es das Ergebnis von elektrisch geladenen Teilchen, die in Windeseile durchs All jagen. Dafür gibt es eine wissenschaftliche Erklärung, aber die Menschen vor Ort haben sich ihre eigenen Geschichten zusammengereimt. Die erzählen sie ihren Kindern beim Zubettgehen. Hier haben wir ein paar Fotos und Geschichten für dich gesammelt:

Legenden über das Nordlicht

Wenn der Himmel so aussah, glaubten die Norweger, die Nacht würde Pfeile schleudern. (Foto: dpa)

Wenn die alten Wikinger mit ihren Schiffen unterwegs waren und ein Nordlicht sahen, glaubten sie: Die Nacht sprüht glühende Funken und schickt Feuerpfeile in den Himmel.

Andere meinten, das Flackern sehe aus wie tanzende Tierseelen: zum Beispiel von Rentieren, Seehunden oder Walen, wie sie im hohen Norden vorkommen.

Wieder andere behaupten, Feuer würde am Himmel aufsteigen, wenn eine Wölfin mit dem Schwanz Schnee aufwirbelt.

Die Eskimos dachten praktisch und glaubten, das Flimmern sei der Widerschein von den Fackeln der Toten. Die würden den Lebenden auf der Erde Licht geben wollen für die Jagd.

Manche Grönländer von heute erzählen ihren Kindern eine ziemliche Schauergeschichte über das Leuchten am Himmel: Das sind die Geister unserer Vorfahren, die sich in der Finsternis bewegen, sagen sie. Und wer zu lange aufbleibt, den holen diese Gespenster – und spielen mit ihm Fußball.

Von Katrin Voss