Die Mutter der Mumin-Welt

Der kleine Mumintroll ist gemeinsam mit seiner Mutter auf der Suche nach dem Vater. Als sie sich durch einen wilden Urwald kämpfen, finden sie am Wegesrand ein kleines Tier – und nehmen es mit. Nach einer großen Überschwemmung findet die Gruppe endlich den Muminvater und wohnt von da an in einem Haus zusammen. Schnüferl, so heißt das kleine Tier, darf natürlich auch bleiben. So fängt die Geschichte von der Mumin-Familie an. Viele Kinder auf der ganzen Welt kennen die Mumins und ihre Abenteuer. Die kleinen, weißen, weichen Trolle hat sich eine Frau namens Tove Jansson ausgedacht. Sie wurde im August vor 100 Jahren geboren.
Tove malte schon, bevor sie laufen lernte
Eigentlich war Tove Jansson keine Schriftstellerin, sondern Malerin. Deswegen gab es schon Bilder von den Mumins bevor es die Geschichten gab. Und alle Illustrationen in den Büchern sind natürlich von der Autorin selbst. Es heißt sogar, Tove habe schon gezeichnet, bevor sie laufen konnte. Denn Toves Eltern waren auch Künstler. Die erste Geschichte mit der Suche nach dem Muminvater hat Tove Jansson 1940 geschrieben. Damals wütete der Zweite Weltkrieg. Tove wohnte in Finnland, einem Land hoch im Norden von Europa.
Mumin-Welt erfinden, um vor dem Krieg zu fliehen
In einem Buch über Tove Janssons Leben erklärt die Schriftstellerin Tuula Karjalainen, warum Tove sich die Mumins ausgedacht hat: Weil der Krieg so furchtbar war, flüchtete Tove sich in ihren Gedanken in die Muminwelt. Denn auch, wenn die Mumins viele Abenteuer erleben, ein Komet auf die Erde stürzt oder sie von der Morra, einem sehr bösen Wesen, bedroht werden – am Ende wendet sich immer alles zum Guten und die Trolle kommen in ihrem Haus zusammen. In jeder neuen Geschichte kommen auch neue Familienmitglieder dazu. Denn Muminvater und Muminmutter nehmen nicht nur Schnüferl bei sich zu Hause auf, sondern auch noch viele andere Wesen, wie das Snorkfräulein, den Hemul, den Schnupferich oder die Kleine Mü.
Für fast alle Figuren gibt es ein echtes Vorbild in Toves Leben, schreibt Tuula Karjalainen. Die Autorin selbst zum Beispiel ist der Mumintroll, Toves Mutter die Muminmutter, der Schnupferich war Toves Freund Atos und Too-ticki ihre Freundin Tuulikki.
Mit dem dritten Mumin-Buch „Eine drollige Gesellschaft“ wurde Tove so richtig bekannt. Das fanden aber nicht alle Erwachsenen toll. Die Mumin-Bücher wären keine richtigen Kinderbücher sagten sie. Und dass die Mumin-Figuren sich nicht gut genug benehmen würden, wenn sie Feste feiern und Alkohol trinken.
Als die Mutter starb, konnte Tove nicht mehr schreiben
Die Kinder auf der Welt hat das aber bis heute nicht gestört. Ganz im Gegenteil. Die Mumins sind noch immer erfolgreich. Und es gibt nicht nur Bücher, Comics und Theaterstücke von ihnen, sondern auch Plüschtiere, Handtücher und Tassen.
Vor 13 Jahren ist Tove an Krebs gestorben. Das letzte Muminbuch „Herbst im Mumintal“ ist aber schon 1970 erschienen. Kurz vorher war Toves Mutter gestorben – danach konnte Tove keine Mumin-Geschichten mehr schreiben ohne das Vorbild für die fürsorgliche Muminmutter.
Von Angela Sommersberg