Der Dichter aus dem Turm

Der Dichter aus dem Turm
Die Unterschrift von Friedrich Hölderlin. Foto: Tom Weller/dpa

Viele Schülerinnen und Schüler seufzen, wenn sie seine Gedichte lesen müssen. Denn die Texte sind oft nicht leicht zu verstehen. Trotzdem gehört Friedrich Hölderlin zu den berühmtesten Dichtern Deutschlands.

Das ehemalige Wohnhaus der Familie des Dichters Friedrich Hölderlin, das zum Museum umgebaut wird. Foto: Marijan Murat/dpa

Geboren wurde er vor 250 Jahren. Zusammen mit Sandra Potsch stellen wir ihn dir vor. Sie arbeitet in Tübingen in Baden-Württemberg. Dort verbrachte der Dichter viele Jahre seines Lebens.

Das Kind

Geboren wurde Friedrich Hölderlin am 20. März 1770 – also vor 250 Jahren. Eigentlich sollte er Pfarrer werden. Das war zumindest der Plan seiner Mutter. Diese legte großen Wert auf Bildung und schickte den Sohn auf eine Klosterschule. Das Leben dort war streng, es gab viele Vorschriften, und Friedrich Hölderlin war oft einsam. Deswegen schrieb er traurige Gedichte. Damals merkte er: Pfarrer ist nichts für mich!

Eine Skulptur des Dichters Friedrich Hölderlin. Foto: Marijan Murat/dpa

Der Hauslehrer

Viel lieber wollte er als Schriftsteller arbeiten. „Aber allein von der Schriftstellerei konnte man damals nicht leben. Deshalb gab es für ihn nur eine Möglichkeit: Er brauchte einen Job“, erzählt Sandra Potsch. Deshalb arbeitete Friedrich Hölderlin als Hauslehrer in verschiedenen Familien. Er zog etliche Male um, wechselte die Stadt, manchmal sogar das Land, blieb oft nur einige Monate dort. Und er kehrte immer wieder in seine Heimat zurück. „Er schien nirgendwo richtig anzukommen“, sagt die Expertin. Aber er schrieb auch. Vor allem Gedichte, und die beiden Teile des Romans „Hyperion“.

Der Dichter Hölderlin lebte mehr als 35 Jahre lang in diesem kleinen Turm am Neckar in Tübingen. Foto: Tom Weller/dpa

Der Verrückte

Die zweite Hälfte seines Lebens verbrachte Friedrich Hölderlin dann aber an einem Ort: Tübingen. 1806 wurde er dort in eine Klinik eingewiesen. Es hieß, er sei wahnsinnig. „Ob er das wirklich war, wissen wir heute nicht“, sagt Sandra Potsch. Zur Zeit von Friedrich Hölderlin wurden Menschen manchmal für verrückt erklärt, nur weil sie ein wenig anders waren. Manche Forscher glauben, er sei in der Klinik falsch behandelt worden. Nur dadurch sei er überhaupt krank geworden.

Der Spaziergänger

Nach mehreren Monaten in der Klinik wurde der Dichter entlassen und von Ernst Zimmer und dessen Familie aufgenommen. Eigentlich war Ernst Zimmer Schreiner von Beruf. „Aber er war sehr belesen, er kannte Hölderlins Werke und hat den Dichter auch in der Klinik besucht“, sagt die Expertin. Den Rest seines Lebens verbrachte Friedrich Hölderlin dort bei der Familie. Er hatte ein kleines Zimmer im Turm des Hauses, mit einer super Aussicht. Er bekam oft Besuch und ging stundenlang am Fluss auf und ab. In dem Turm ist heute ein Museum untergebracht, das sich mit dem Leben des Dichters beschäftigt. (dpa, aso)