Der „Brexit“

Der „Brexit“
Brexit-Anhänger und -Gegner halten Plakate mit den Aufschriften "Leave EU now" (Verlasst die EU jetzt) und "Brexit: is it worth it?" (Brexit: Lohnt es sich?). Foto: Alastair Grant/AP/dpa

585 Seiten. So lang ist der Vertrag, den die Europäische Union (kurz EU) mit Großbritannien ausgehandelt hat. Denn Großbritannien will nicht mehr länger Teil der EU sein. Was das alles bedeutet? Das erfährst du hier.

Was ist der Brexit?

Die Europäische Union ist ein Zusammenschluss aus 28 Ländern in Europa. Auch Deutschland gehört dazu. Manche Entscheidungen treffen die Länder gemeinsam, andere trifft jedes Land für sich alleine. Alle Länder bezahlen auch Geld in eine EU-Kasse. Damit werden dann zum Beispiel bestimmte Projekte oder Länder unterstützt. Viele Menschen in Großbritannien finden: Die EU darf zu viel in unserem Land bestimmen – und außerdem ist es ganz schön teuer, dort Mitglied zu sein. Deswegen durften die Briten im Juni 2016 darüber abstimmen, ob Großbritannien weiter in der EU bleiben soll. 48 Prozent der Menschen wollten Mitglied bleiben, 52 Prozent nicht. Obwohl das eine sehr knappe Entscheidung war, bestimmte die Regierung in Großbritannien: Wir machen das, was die Mehrheit möchte, und treten aus der EU aus. Diesen Austritt nennen viele Brexit. Das Wort setzt sich zusammen aus „Britain“, also Großbritannien, und „Exit“, also Ausgang.

Was steht im Vertrag?

Über den Vertrag haben Politiker der EU und von Großbritannien nun etwa zwei Jahre lang verhandelt. Dass das so lange gedauert hat und dass der Vertrag so furchtbar lang ist, hat einen guten Grund: Großbritannien und die EU sind sehr eng miteinander verbunden und jetzt muss man erstmal schauen, wie man diese engen Verbindungen löst. Ein Problem war zum Beispiel: Menschen, die in der EU leben, dürfen in jedem anderen EU-Land einen Job annehmen. Auch in Großbritannien arbeiten viele Leute aus Frankreich, Italien oder Deutschland. Aber: Geht das nach dem Brexit überhaupt noch? In dem neuen Vertrag steht: Ja, das soll erstmal mehr oder weniger so funktionieren wie bisher. Ein weiteres großes Problem in den Verhandlungen war auch die Region Nordirland.

Foto: Brian Lawless/PA Wire/dpa

Was ist mit Nordirland?

Wenn du dir mal eine Karte von Irland anguckst, siehst du, dass oben rechts ein Teil abgetrennt ist. Das ist Nordirland. Nordirland gehört – verkürzt gesagt – zu Großbritannien. Der untere, größere Teil von Irland bildet einen eigenen Staat, der nichts mit Großbritannien zu tun hat – und der auch unbedingt in der EU bleiben möchte. Die Trennung auf der Insel gibt es seit 1921. Vorher hatte es dort Krieg gegeben. Und auch nach der Trennung gab es in Nordirland noch große Probleme und viele Kämpfe, denn manche Leute aus Nordirland wollten gerne zum Staat Irland gehören, andere zu Großbritannien. Erst 1998 einigten sich die Leute dort und schlossen ein Abkommen, um den Frieden zu sichern. In diesem Abkommen steht, dass es zwar eine Grenze zwischen Irland und Nordirland gibt, Menschen und Waren diese aber immer problemlos überqueren können. Nach dem Brexit müsste diese Grenze eigentlich wieder viel strenger bewacht werden. In dem neuen Vertrag steht aber, dass man das nicht möchte – zunächst sollen alle Leute und Waren die Grenze leicht passieren können.

Ist der Brexit jetzt also durch?

Jain. Obwohl es den dicken Vertrag gibt, ist noch längst nicht alles geklärt. Denn: Sowohl die Länder in der EU als auch das Parlament in Großbritannien müssen noch darüber abstimmen, ob sie den Vertrag so wollen. Vertreter der EU-Länder treffen sich deswegen am 25. November. Experten gehen davon aus, dass die EU dem Vertrag zustimmen wird. Probleme könnte es aber danach noch in Großbritannien geben.

Theresa May, Premierministerin von Großbritannien. Foto: Matt Dunham/PA Wire/dpa

Am Mittwochabend hatten viele Minister aus der Regierung zwar gesagt, dass sie hinter ihrer Chefin Theresa May (rundes Bild) und dem Vertrag stehen, am Donnerstag traten dann aber doch Minister zurück. Gestern stellte die Regierungschefin den Vertrag nämlich im Parlament vor. Auch anderen Abgeordneten gefällt er nicht. Einige Leute aus ihrer eigenen Partei wollen Theresa May nicht mal mehr als Chefin haben. Eigentlich muss Großbritannien Ende März aus der EU ausgetreten sein. Wenn das Parlament dem Vertrag aber nicht zustimmt, weiß man nicht so richtig, wie es weitergeht. Es könnte dann sehr chaotisch werden. Manche Leute wünschen sich sogar eine neue Abstimmung über den Brexit.

Von Angela Sommersberg