Briefe für mehr Gerechtigkeit

Briefe für mehr Gerechtigkeit
Die Kerze mit dem Stacheldraht ist das Erkennungszeichen von Amnesty International. Foto: Britta Pedersen/zb/dpa

Es gibt Rechte, die sollen für alle Menschen gelten, überall auf der Welt und jederzeit. Doch nicht alle Staaten halten sich daran. Die Organisation Amnesty International setzt sich dafür ein, das zu ändern. In diesem Jahr wird die Organisation 60 Jahre alt.

Mit diesem Zeitungsartikel fing es an: Der Titel lautet übersetzt: Die vergessenen Gefangenen. Foto: amnesty_international/epd-bild/dpa

Wie ging alles los?

Am 28. Mai 1961 erschien ein Artikel in einer Zeitung in Großbritannien, der für mächtigen Wirbel sorgte. Der Text trug die Überschrift „Die vergessenen Gefangenen“. Geschrieben hatte ihn ein Rechtsanwalt namens Peter Benenson. Doch warum sorgte der Text für so ein Aufsehen?

Peter Benenson schrieb über Menschen, die im Gefängnis saßen. Aber nicht, weil sie etwas Schlimmes oder Böses angestellt hatten! Sie saßen im Gefängnis, weil sie ihre Meinung gesagt hatten. Sie hatten zum Beispiel die Regierung in ihrem Land kritisiert oder den Herrscher. Dafür waren sie eingesperrt worden. Oftmals bekamen sie keine faire Gerichtsverhandlung oder erlitten sogar Gewalt.

Amnesty International startet regelmäßig Aktionen, etwa für bestimmte Gefangene. In diesem Fall geht es Raif Badawi aus Saudi-Arabien. Er hatte in einem Blog seine Meinung geschrieben und sitzt deshalb im Gefängnis. Foto: Roland Schlager/EPA/dpa

Was passierte danach?

Mit seinem Artikel wollte Peter Benenson auf dieses Unrecht aufmerksam machen. Er forderte die Leser dazu auf, Briefe an die jeweiligen Regierungen zu schicken und sich so für die Gefangenen stark zu machen. Das Beste: Sofort machten viele Leute mit bei der Aktion und schrieben jede Menge Briefe.

Wie wurde Amnesty International gegründet?

Doch es passierte noch mehr. Sehr schnell gründete sich eine Gruppe, die den vielen zu Unrecht Eingesperrten helfen wollte. Ihr Name: Amnesty International. Amnesty ist Englisch und heißt übersetzt so viel wie Begnadigung oder Straferlass. Auch in anderen Ländern wie etwa Deutschland entstanden schnell solche Gruppen. Heute setzen sich Millionen Menschen auf fast der ganzen Welt bei Amnesty International (kurz: AI) für die Menschenrechte ein.

Foto: Francisco Seco/AP/dpa

Was sind die Menschenrechte?

Zu diesen Rechten gehört etwa, dass man frei sagen darf, was man denkt, ohne dafür ins Gefängnis gesteckt zu werden. Auch Gewalt gegen Gefangene ist verboten. Zudem hat jeder Mensch das Recht auf eine faire Gerichtsverhandlung. In Deutschland sind diese Rechte eigentlich ganz normal. In vielen Ländern sieht das anders aus.

Was macht Amnesty International heute?

Dazu veröffentlicht AI jedes Jahr einen großen Bericht. Darin werden alle Staaten aufgelistet, die gegen die Menschenrechte verstoßen. Diese Liste ist sehr lang.

Außerdem startet die Organisation regelmäßig Aktionen und Kampagnen. Zum Beispiel schicken die Mitglieder dann Protestbriefe und E-Mails an Politiker und Regierungen. Ganze Wäschekörbe voller Briefe kommen dann teilweise an. Darin steht zum Beispiel die Forderung, dass bestimmte Umweltschützer im Land Honduras freigelassen werden sollen.

Was will Amnesty International bewirken?

Die viele Post soll den Mächtigen zeigen, dass solches Unrecht nicht versteckt bleibt, sondern gesehen wird. Denn die Menschenrechte müssen überall und für alle gleich gelten.

Von Stefanie Paul (dpa)