Starke Berlinale-Filme für Kinder

Starke Berlinale-Filme für Kinder
Cerisia und Mia (Foto: Karolina Pajak, Berlinale)

Hunderte Kinder wuseln durch einen Kinosaal. Ein paar tanzen im Gang, andere werfen mit ihren Händen große Schatten auf die Leinwand. Sobald das Licht ausgeht und der Film beginnt, ist es aber mucksmäuschenstill. Alle passen gespannt  auf – schließlich zählen sie zu den Allerersten, die den Film sehen dürfen.

Filme aus aller Welt

In der deutschen Hauptstadt Berlin findet gerade die Berlinale statt, eines der wichtigsten Filmfestivals überhaupt. Dann werden besonders gute Filme gezeigt, die erst Monate später in anderen Kinos laufen. Stars, Journalisten und Fans aus der ganzen Welt reisen deswegen an. Eine Jury entscheidet am Ende, wer unter den Neuen der beste Film ist. Er wird mit einer Trophäe, einem goldenen Bären, ausgezeichnet.

Die Filme sind so neu, dass es für viele noch keine deutsche Übersetzung gibt, wie wir sie aus dem Fernsehen kennen. Stattdessen sprechen die Schauspieler in ihrer Original-Sprache – zum Beispiel in Französisch, wenn der Film aus Frankreich kommt. Ein Dolmetscher, der ganz hinten im Kino sitzt, übersetzt ihren Text zeitgleich ins Deutsche. Alle Figuren werden also von derselben deutschen Stimme gesprochen. Dazu werden englische Untertitel auf der Leinwand eingeblendet.

Kinder dürfen mitbestimmen

Seit 39 Jahren werden auch Kinder- und Jugendfilme so gezeigt – und von einer Kinderjury bewertet. Sie düst in sieben Tagen von einer Filmvorführung zur nächsten. Auch die Kinder im Publikum dürfen ihre Meinung äußern: Sie können den Filmemachern und jungen Schauspielern am Ende der Vorführung zum Beispiel Fragen stellen. Oder sie füllen ein Blatt Papier aus, das am Ausgang bereit liegt. Darauf stehen Fragen wie: Was hat dir besonders gut gefallen? Was hättest du anders gemacht? Ihre Antworten werden an die Regisseure weitergegeben. Also an die Menschen, die beim Drehen des Films das Sagen hatten. Sie sollen daraus lernen.

Wir empfehlen euch tolle Kinderfilme, die gerade auf der Berlinale gezeigt wurden. Sie werden im Laufe dieses Jahres in deutschen Kinos laufen.

Freunde und Feinde: „In unserer Welt“

Sun ist oft allein - bis sie Jia kennenlernt. (Foto: Berlinale)

Sun ist oft allein – bis sie Jia kennenlernt. (Foto: Berlinale)

Sun geht in die vierte Klasse. Von ihren Mitschülern wird sie gemobbt und schlecht behandelt. Nur, weil ihre Familie nicht so viel Geld hat! Als Jia in Suns Stadt zieht und sich die beiden in den Sommerferien anfreunden, freut sich Sun wie wahnsinnig. Leider wollen beide aber nach den Ferien der beliebten Bora gefallen. Sie verraten wichtige Geheimnisse voneinander und zoffen sich heftig. Am Ende sind beide in ihrer Klasse unbeliebt – aber lernen, sich langsam zu verzeihen. Die neunjährige Laetizia hat sich den Film aus Korea auf der Berlinale mit ihren Eltern angesehen und fand ihn super. „Man lernt, wie es ist, wenn man jemanden ausschließt“, sagt sie. „Und warum man das nicht tun sollte.“

Phantastisch verrückt: „Mia schläft woanders“

Mia übernachtet in einer verrückten Wohnung. (Foto: Karolina Pajak, Berlinale)

Mia übernachtet in einer verrückten Wohnung. (Foto: Karolina Pajak, Berlinale)

Mia übernachtet zum ersten Mal bei ihrer neuen Freundin Cerisia. Schon bei ihrer Ankunft in der großen Wohnung kommt ihr einiges phantastisch vor: die bunten Tapeten zum Beispiel, der Hund mit der ekligen Beule am Kopf oder Cerisias finsterer älterer Bruder Elme. Nachts will sie ihren Papa anrufen und durchstreift auf der Suche nach seiner Telefonnummer die Wohnung. Dabei begegnet sie Rentieren und Zebras und schrumpft auch mal auf Zwergengröße. Ein bisschen erinnert Mias verrückte Reise an ein berühmtes Kinderbuch: Alice im Wunderland. Justus (9) und Vinu (7) fanden den Film auf der Berlinale „ziemlich gut“. Vinu fand die sprechenden Dachse am witzigsten, Justus den magischen Staubsauger. Aber in einem Punkt sind sich die beiden Filmkritiker uneinig: „Wir sind nicht sicher, ob sie das alles nur geträumt hat.“

Spannend und witzig: „Solan und Ludvig: Das große Käserennen“

Vogel Solan, Erfinder Reodor und Igel Ludvig nehmenan einem verrückten Rennen teil. (Foto: Berlinale)

Vogel Solan, Erfinder Reodor und Igel Ludvig nehmenan einem verrückten Rennen teil. (Foto: Berlinale)

Vogel Solan ist ein großer Angeber. In allem hat er schon eine Weltmeisterschaft gewonnen – behauptet er. Klar, dass er nicht widerstehen kann, als der Chef des Nachbardorfs eine Wette vorschlägt: Wessen Team am schnellsten ein Käserad vom einen Dorf ins nächste schafft, gewinnt den Titel „bestes Dorf“. Die Gegenseite arbeitet dabei mit fiesen Tricks. Aber Solan ist zum Glück nicht allein. Der ängstliche Igel Ludvig und der geniale Erfinder Reodor helfen ihm auf der Reise. Und Solan lernt: Zusammen ist man immer stärker! Die süßen Figuren sind animiert, also mit dem Computer gemacht. Ihr Wettkampf ist so spannend und witzig, dass das Publikum auf der Berlinale mehr als einmal laut lachen und fluchen musste.

Von Annika Leister