Auf die Pferde, fertig, los!

Auf die Pferde, fertig, los!
Heute werden Ritterturniere nachgespielt. Foto: Bernd Settnik/dpa-Zentralbild/ZB


Es herrscht buntes Treiben auf dem Burghof. Die anwesenden Gäste sind feine Leute. Die besten Plätze sind für den König reserviert. Schließlich hat der alle eingeladen. Viele Ritter sind von weither gekommen, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Jetzt sind alle gespannt, wer als Sieger vom Platz gehen wird!

Die Ritter der Gruppe Equites zeigen auf der Burg Rabenstein ihr Können. Foto: Bernd Settnik/dpa-Zentralbild/ZB

Was ist ein Turnier?

So könnte die Stimmung bei einem Ritterturnier im Mittelalter gewesen sein. „Ein Turnier war ein großes Fest“, sagt Gregor Lietzau. Als Museumsmitarbeiter kennt er sich gut mit Ritterthemen aus. Er erklärt, die Turniere seien vor allem drei Dinge gewesen: Unterhaltung, Wettkampf und Training. „Der Gedanke dahinter war, dass die Ritter in kriegsfreien Zeiten nicht aus der Übung kommen.“

Wozu die Rüstung?

Das heißt: Beim Turnier ging es nicht darum, jemanden zu verletzen oder zu töten. Ritter sollten stattdessen ihre Geschicklichkeit und ihr Können zeigen. Damit nichts Schlimmes passiert, hatten die Ritter ihre Rüstung an. Die findet auch Jonathan spannend. Der Siebenjährige weiß schon ziemlich viel über Ritter und wäre am liebsten selbst einer. „Es ist toll, dass sie so gut geschützt sind mit der Rüstung“, sagt er. Auch die Waffen der Ritter faszinieren ihn.

Amelie und Jonathan finden das Leben der Ritter spannend. Foto: Katharina Köhler/dpa

Was bedeutet Lanzenstechen?

Seine große Schwester Amelie ist elf Jahre alt und findet Ritter auch interessant. Besonders, dass sie mit Pferden in die Schlacht oder zum Turnier gezogen sind, gefällt ihr. Schließlich ist Amelie selbst ein großer Pferde-Fan. Das Pferd kam auch bei der bekanntesten Art von Ritter-Wettkampf zum Einsatz: dem Lanzenstechen. Dabei reiten die Ritter mit einer Lanze bewaffnet aufeinander zu und versuchen, sich vom Pferd zu stoßen. Trotz der Rüstung war das nicht ungefährlich!

So eine Lanze war mehrere Meter lang und aus Holz. Sie war also auch schwer. Mit einer Hand hätte man sie nicht lange geradeaus halten können. Deshalb gab es einen Trick: An der Rüstung hatte der Ritter eine Stütze, auf der er die Lanze ablegen konnte.

Auch heute treten Reiter in Ritter-Wettkämpfen gegeneinander an: als Hobby. Foto: Dan Himbrechts/AAP/dpa

Was bekam der Sieger?

Wer sich am Schluss gegen alle anderen durchgesetzt hatte, bekam eine Belohnung. „Der Sieger hat meist von seinem Besiegten die wertvollsten Dinge bekommen. Das heißt: die Rüstung und das Pferd“, weiß Gregor Lietzau. Zum Glück besaß jeder Ritter aber mehr als eine Rüstung und ein Pferd. Neben der Belohnung ging es vor allem um Ruhm und Ansehen, erklärt Gregor Lietzau. Turniere seien etwa für junge Ritter eine prima Gelegenheit gewesen, sich einen Namen zu machen.

Und der Verlierer?

Je nach Turnierregeln ging auch der Verlierer des Finales nicht leer aus. Eine Möglichkeit: Er bekam ein Schwein. „Das konnte er dann schlachten und immerhin eine Weile seine Familie durchfüttern“, sagt Gregor Lietzau. Man vermutet, dass daher auch ein Sprichwort stammt: Du hast aber Schwein gehabt! Damit meint man, dass etwas zum Glück noch einmal gut ausgegangen ist. (dpa)

Gregor Lietzau arbeitet im Museum und kennt sich mit Rittern aus. Foto: Katharina Köhler/dpa

Wie wurde man ein Ritter?

In den Kampf ziehen, Turniere bestreiten, tapfer sein: Ritter mussten ziemlich viel können. Aber: Auch der stärkste Ritter hat mal klein angefangen. Und die Ausbildung hatte es in sich.

Mit sieben Jahren ging es los, erklärt Experte Gregor Lietzau. Die Ritter-Ausbildung begann man als sogenannter Page. Dafür musste man der Sohn einer adligen Familie sein. Es durfte nicht jeder Ritter werden.

Ab 14 Jahren wurde man dann der Knappe eines Ritters. „Man musste sich zum Beispiel um das Pferd und die Ausrüstung kümmern“, sagt Gregor Lietzau. Spätestens dann lebten die Jungen am Hof des Ritters und nicht mehr bei den Eltern.

Zu lernen gab es eine ganze Menge. „Womit sich die Jungen immer sehr schwer getan haben, war das Benehmen“, erzählt Gregor Lietzau. Tischmanieren und Tanzen gehörten zur Ausbildung schließlich genauso dazu wie das Kampftraining. Bis man das alles konnte, dauerte es lang: Meist war man erst mit über 20 Jahren richtiger Ritter.

Von Katharina Köhler (dpa)