Wie ist es, bei der Tour de France mitzufahren?

Wie ist es, bei der Tour de France mitzufahren?
Andre Greipel beim Rennen um die Deutsche Meisterschaft (Foto: dpa)

Am 1. Juli startet die Tour de France, das berühmteste und wichtigste Radrennen der Welt. Auftakt ist in diesem Jahr in der Stadt Düsseldorf. André Greipel fährt im deutschen Team mit. Er ist bekannt für seine extraschnellen Sprints. Der 12-jährige Johan hat den Radfahrer getroffen.

Johan mit André Greipel und dessen Tochter Luna (Foto: Klemm)

Kurz vor der Tour de France bist du gerade in einem Hotel. Bist du oft weg zu Zuhause?

So etwa 200 Tage im Jahr.

Vermisst du dann deine Familie?

Das auf jeden Fall. Ich verbringe mehr Zeit mit dem Team als mit der Familie.

Die Tour de France startet am 1. Juli in Düsseldorf. Was bedeutet es für dich, dass sie dieses Jahr in Deutschland anfängt?

Das ist für uns deutsche Fahrer etwas Einzigartiges und Spezielles. Es gibt nicht so viele Möglichkeiten, den Start des größten Radrennens der Welt im eigenen Land zu erleben, deshalb ist das eine großartige Sache. Wir deutschen Starter wissen das sehr zu schätzen.

Wie ist denn die Atmosphäre bei der Tour?

Viele Fahrer wollen zur Tour, aber wenn man dann eine Woche bei der Tour fährt, dann spürt man erst, was das eigentlich für ein Stress ist. Die Menschen am Straßenrand schreien, den Hubschrauber, der über uns mit einer Fernsehkamera kreist, den hört man gar nicht mehr. Am Ende freut man sich wirklich nur auf das Hotelzimmer.

Wie geht es dir abends im Hotel?

Das ist dann das Schöne und Gute des Tages, dass man zusammen mit den Teamkollegen ein schönes Abendessen hat. Sich auch mal aufs Bett legen und alles drumherum vergessen kann.

Du bist berühmt für deine Sprints. Wie schaffst du es, auf der Zielgeraden immer so weit vorne zu sein?

Erst mal braucht man eine Mama und einen Papa, die schnelle Muskelfasern haben und dann muss man das Glück haben, davon etwas abbekommen zu haben. Das hatte ich. Und dann muss man einen Trainer finden, der dieses Talent entdeckt.

Wie funktioniert ein Sprintzug?

Greipel jubelt: Mit dem richtigen Sprintzug kann man als Sieger durch’s Ziel fahren. (Foto: dpa)

Den perfekten Sprintzug braucht man auf den letzten beiden Kilometern. Die Fahrer, die vor dir fahren, fahren ihren eigenen Sprint schon so schnell wie möglich, und zwar immer bis zu einer bestimmten Linie. Jeder Fahrer aus meinem Zug hat also seine spezielle Ziellinie. Für manchen Fahrer ist das zwei oder einen Kilometer vor dem Ziel. Bis dahin fährt dieser Fahrer den komplett schnellsten Sprint, den er fahren kann. Ich bin dann am Ende der Letzte, der den Sprint zur richtigen Ziellinie fährt. Der Sprintzug ist sehr wichtig, weil er den Unterschied zwischen Siegen und Nicht-Siegen machen kann.

Im vergangenen Jahr hast du die letzte Etappe der Tour in Paris gewonnen. War das dein größter Erfolg bisher?

Generell ist jeder Sieg etwas Spezielles. Aber ein Sieg auf den Champs-Élysées von Paris am Ende der Tour ist natürlich das Nonplusultra.

Wie viel Kilometer fährst du eigentlich im Jahr?

Etwa 35.000 Kilometer.

Wie ist das möglich, bei der Tour drei Wochen lang fast jeden Tag 200 Kilometer und mehr zu fahren?

Spaß macht das nicht. Ich stelle meinen Kopf aus. Ich weiß nicht, welcher Wochentag ist. Und ich freue mich, wenn es dann vorbei ist.

Bist du nach ein paar Tour-Tagen morgens sehr müde?

Ja, ich bin sehr müde. Ich habe sehr viele Schmerzen in den Beinen. Aber nach einer halben Stunde auf dem Fahrrad bin ich dann wieder ganz guter Dinge, dass es gar nicht so schlimm ist.

Was isst du morgens vor einer Etappe, im Rennen und danach?

Vor dem Rennen esse ich viel Müsli, ein bisschen Spiegelei und Omelette. Ab und zu auch mal Nudeln und Reis. Aber da bin ich morgens kein Fan von. Während der Etappen esse ich Riegel, Gels und Bananen. Dazu gibt es isotonische Getränke. Am Abend esse ich meistens Nudeln.

Wer sind bei der Tour die stärksten Konkurrenten im Sprint?

Da gibt es viele, mit Sicherheit gehören der Brite Mark Cavendish, der slowakische Weltmeister Peter Sagan und Marcel Kittel dazu, der auch ein Deutscher ist.

Das Gespräch führte Johan (12 Jahre)

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