Für immer jugendlich

Für immer jugendlich
In Europa findet man Grottenolme im Dinarischen Gebirge im Südosten Europas - und zwar im Wasser von Höhlen. Im Harz wurden sie in einer Höhle ausgesetzt. Foto: Jens Wolf/dpa


Da sitzt er und bewegt sich nicht. Kein bisschen! Wenn es sein muss, dann kann ein Grottenolm mehrere Jahre so verharren, fast bewegungslos. Das ist aber noch nicht mal das Tollste an den Tieren. Sie kommen auch mehrere Jahre ohne Nahrung aus. Und erwachsen werden sie auch nicht! Wir stellen dir die Tiere vor.

Zwei Grottenolme schwimmen im Olmensee in der Hermannshöhle im Harz. Foto: Jens Wolf/dpa-Zentralbild/dpa

Wie sehen die Tiere aus?

Grottenolme sind etwa so lang wie ein Lineal, also 25 bis 30 Zentimeter lang. Vom Aussehen her erinnern sie ein bisschen an einen Aal. Die Tiere gehören zu den Schwanzlurchen und Salamandern, sie leben aber dauerhaft im Wasser und im Dunkeln. Denn Olme sind Höhlenbewohner! Und das sieht man ihnen auch an. „Ihre Haut ist fast durchsichtig, denn ihnen fehlen die sogenannten Pigmente. Diese würden die Haut zum Beispiel vor der Sonne schützen. Außerdem haben sich ihre Augen weitgehend zurückgebildet“, erklärt die Forscherin Susanne Holtze.

Wo leben sie?

In Europa findet man Grottenolme normalerweise nur in einer bestimmten Gegend: im sogenannten Dinarischen Gebirge. Das zieht sich unter anderem durch die Länder Slowenien und Kroatien im Südosten Europas. In dem Gebirge gibt es viele Höhlen. Dort leben die Grottenolme. Doch die Tiere bekommt man nur sehr selten zu Gesicht. Denn die Höhlen sind schwer zugänglich. „Daher wissen wir auch viele Dinge über den Olm noch nicht“, sagt Susanne Holtze.

Wie alt werden die Tiere?

Es gibt aber auch einige Grottenolme in Deutschland, und zwar in der Hermannshöhle im Harz. Die liegt in Sachsen-Anhalt. Vor langer Zeit wurden dort einige Olme ausgesetzt. Forscher vermuten, dass die Tiere inzwischen teils über 100 Jahre alt sind. „Dass Grottenolme so alt werden, hat unter anderem mit ihrem extrem langsamen Stoffwechsel zu tun und ihrem langsamen Wachstum“, erklärt die Expertin.

Was brauchen die Tiere?

Grottenolme brauchen sauberes und klares Wasser. Wird dieses verunreinigt, reagieren die Tiere empfindlich. Bei Hochwasser oder Starkregen kann es aber passieren, dass Schmutz ins Höhlenwasser gespült wird. Es ist auch schlecht, wenn die Temperatur des Wassers steigt. Dann werden die Olme anfällig für Krankheiten. Zum Beispiel können sich Pilze auf ihrer Haut festsetzen. Die Tiere gelten als gefährdete Tierart und stehen unter Schutz.

Steckbrief: Grottenolme; Grafik: F. Bökelmann

Was ist noch besonders?

Hättest du gedacht, dass die Tiere nie wirklich erwachsen werden? „Sie bleiben in einem jugendlichen Stadium stecken. Das bedeutet, sie haben das Aussehen einer Larve und behalten ihre Kiemen“, sagt Susanne Holtze. Trotzdem können sie Nachwuchs bekommen.

Forscher versuchen herauszufinden, warum das so ist. Man vermutet, dass es etwas mit dem Lebensraum der Tiere zu tun hat. Denn: Sich in ein erwachsenes Tier zu verwandeln, erfordert viel Energie und die bekommt der Körper durch Futter. Das jedoch ist in Höhlen oft Mangelware. Die Olme müssen nämlich warten, bis kleine Krebse, Wasserasseln oder kleine Würmer durch ein Hochwasser in die Höhle hineingespült werden. „Grottenolme sind echte Meister im Fasten“, sagt Susanne Holtze. Die Entwicklung zu einem erwachsenen Tier wäre wohl zu aufwendig. Deswegen bleiben sie für immer Jugendliche.

Von Stefanie Paul (dpa)