Wahl in der Türkei: Was passiert am Sonntag?

Bekommt Präsident Erdogan nun noch mehr Macht? (Foto: dpa)
Bekommt Präsident Erdogan nun noch mehr Macht? (Foto: dpa)

Am Sonntag entscheiden die Menschen in der Türkei darüber, wer in Zukunft das Land regiert. Allerdings finden die Wahlen viel früher statt als ursprünglich geplant – und sie bringen eine große Veränderung mit sich. Was ist da los? Wir erklären es dir.

Was ist in der Türkei los?

Auch in Deutschland leben viele Türken, die Erdogan gut finden. (Foto: dpa)

Auch in Deutschland leben Türken, die Erdogan gut finden. (Foto: dpa)

Seit 15 Jahren ist ein Mann in der Türkei sehr wichtig: Recep Tayyip Erdogan. Von 2003 bis 2014 war er Ministerpräsident (also Regierungschef), seit 2014 ist er Präsident.

Erdogan hat viel für das Land erreicht: Er hat dafür gesorgt, dass es der Wirtschaft zunächst besser ging, dass die Unternehmen mehr verkaufen und alle Leute mehr Geld haben. Er hat auch Krankenhäuser, Schulen und Universitäten gebaut. Aber gleichzeitig hat Erdogan versucht, selbst immer mächtiger zu werden.

Vor zwei Jahren haben Soldaten deswegen versucht, ihm seine Macht wegzunehmen. Das ging schief. Seitdem herrscht in dem Land der sogenannte Ausnahmezustand. Erdogan geht nun hart gegen alle vor, die anders denken als er. Viele hat er sogar verhaften lassen.

Was ist das neue System?

Mit der Wahl wird ein neues Regierungssystem eingeführt. Bisher gab es einen Regierungschef (so wie bei uns Bundeskanzlerin Angela Merkel) und einen Präsidenten (ähnlich wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier). Am Sonntag werden diese beiden Ämter in der Türkei aber zusammengelegt: Ein Mensch ist dann gleichzeitig Regierungschef und Präsident – und dann sehr mächtig.

Im vergangenen Jahr hat Erdogan die Türken darüber abstimmen lassen, ob sie dieses neue System wollen. Eine knappe Mehrheit sagte „Ja“.

Warum ist die Wahl früher?

Auch Türken, die in Deutschland wählen, dürfen bei der Wahl abstimmen. Das können sie nur beim türkischen Generalkonsulat machen. (Foto: dpa)

Auch in Deutschland dürfen türkische Staatsbürger abstimmen. Das können sie nur beim türkischen Generalkonsulat machen. (Foto: dpa)

Wie du dir vorstellen kannst, würde Erdogan diesen neuen Chef-Präsidenten-Job sehr gerne machen. Deswegen will er die Wahl gewinnen. Doch der Türkei geht es nicht mehr so gut wie vor einigen Jahren: Die Wirtschaft ist schwach, Unternehmen verdienen schlechter, machen Schulden, viele Menschen sind arbeitslos.

Eigentlich sollte die Wahl erst in anderthalb Jahren stattfinden, doch Erdogan hat bestimmt, dass sie schon an diesem Wochenende sein soll. Viele Experten glauben, dass er die Wahl vorgezogen hat, weil die Bürger abstimmen sollten, bevor die Situation im Land richtig schlimm ist. Noch sind nämlich viele dankbar für die Veränderungen, die Erdogan in der Vergangenheit bewirkt hat.

Wer wird gewinnen?

Lange Zeit sah es so aus, als würde Erdogan gewinnen. Doch das ist jetzt nicht mehr so klar. Er hat vier Gegner – sein größter heißt Muharrem Ince. Der ehemalige Physiklehrer will dafür sorgen, dass es der Wirtschaft wieder besser geht und weniger Menschen arbeitslos sind.

Die anderen Kandidaten heißen Meral Aksener, Selahattin Demirtas und Temel Karamollaoglu. Wenn am Sonntag kein Kandidat die klare Mehrheit bekommt, können die Bürger zwei Wochen später nochmal über die beiden stärksten Kandidaten abstimmen.

VON ANGELA SOMMERSBERG

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