Rudern: Mit Kraft und Konzentration übers Wasser

Merle, Sebastian und Jannis großes Hobby ist Rudern. Dreimal pro Woche – oder sogar noch öfter – trainieren sie auf dem Fühlinger See in Köln. Meistens in Einer- oder Zweierbooten, manchmal auch im „Vierer“. Auf was es beim Rudern ankommt, haben sie uns im Interview erzählt. Denn für diese Sportart brauchen Kinder und Jugendliche nicht nur Kraft und die richtige Technik, sondern auch viel Konzentration.
Der Sport Rudern
Beim Rudern geht es vor allem um drei Dinge: Körperkraft, Beherrschung des Sportgeräts und dem Draußensein in der Natur. Die Hauptsaison für Kinder und Jugendliche startet in den Osterferien und dauert bis zu den Herbstferien. Die Unter 15-Jährigen (U15) und Unter 17-Jährigen (U17) des Kölner Rudervereins von 1877 trainieren entweder auf dem Fühlinger See oder auf dem Decksteiner Weiher.
Erst ab 16 Jahre dürfen Jugendliche auf dem Rhein rudern, da es dort mit der Strömung und dem Schiffsverkehr schwieriger und gefährlicher ist. Im Kölner Ruderverein von 1877 können Neulinge ab 12 Jahren mitmachen. Wer Interesse hat, meldet sich unter info@krv77.de
Virgis Vaitkevicius, Jugend-Trainer
Rudern ist eine besondere Sportart, und das schon seit mehr als 300 Jahren. Das Training fordert nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. An einem Trainingstag müssen die Kinder etwa 1000 Schläge konzentriert ausführen, dabei rudern sie zehn bis zwölf Kilometer. Im Zweier-, Vierer- oder Achter-Boot müssen alle wie ein Uhrwerk funktionieren. Deswegen heißt es auch: Gerudert wird mit dem Kopf.
Markus Erthel, Jugend-Trainer
Rudern ist ein technisch anspruchsvoller Sport. Die Schwierigkeit ist am Anfang die Balance zu halten. Es geht darum, Arme, Beine und Oberkörper gleichzeitig zu koordinieren. Wichtig ist es, gerade zu sitzen, den Oberkörper anzuspannen, die Beine zu strecken und lange Schläge auszuführen. Dass man beim Rudern vor allem Armmuskeln braucht, stimmt nicht. 60 Prozent der Kraft kommt aus den Beinen, nur etwa 20 Prozent aus den Armen und 20 Prozent aus dem Oberkörper.
Merle, 12 Jahre:
Ich rudere schon seit dreieinhalb Jahren. Meine Eltern und mein Bruder sind auch im Kölner Ruderverein aktiv. Mir gefällt die Sportart, weil man auf dem Wasser ist und weil sie so abwechslungsreich ist. Rudern ist nicht nur für die Arme anstrengend, sondern auch für die Beine, weil man sich mit ihnen die ganze Zeit abstößt. Unsere Wettkämpfe heißen Regatten. Dort fahren wir als Mannschaft dann immer alle zusammen mit dem Bus hin. Die Regatten sind sehr anstrengend, weil wir uns dort sehr konzentrieren müssen. Wir rudern dann Kurzstrecke (1000 Meter), Langstrecke (2000 oder 3000 Meter) oder Slalom.
Sebastian, 14 Jahre
Ich bin durch eine Anzeige in der Zeitung zum Rudern gekommen. Es hat mir sofort Spaß gemacht. Zuerst bin ich im „dicken Einer“ gefahren und dann im dünnen. Im dünnen Einer ist es schon ziemlich wackelig. Das Schwierigste ist, die Technik zu lernen. Bisher bin ich zum Glück noch nie ins Wasser gefallen. Im Idealfall rudern alle im Boot genau gleich, das nennt man „synchron“. Von vorne sieht es dann aus, also rudere nur eine einzige Person. Die Bewegungen sollten flüssig sein. Im Boot tragen wir immer einen engen Einteiler oder ein Trikot, damit man sich nirgendwo verfängt.
Jannis, 12 Jahre
Sebastian und ich trainieren momentan für den Landeswettbewerb von NRW. Der findet im Juni in Bochum statt. Danach wollen wir zum Bundeswettbewerb nach München, das ist quasi die deutsche Ruder-Meisterschaft der Unter 15-Jährigen. Momentan trainieren wir vier- bis fünfmal pro Woche. Und nach dem Training machen wir unsere Boote immer noch sauber. Wenn wir beim Wettkampf angefeuert werden, nehmen wir das meist gar nicht wahr, weil wir so konzentriert sind. Beim Rudern ist die Technik die Herausforderung. Im Boot müssen wir umsetzen, was der Trainer uns sagt. Der Sport ist nicht so einfach wie er aussieht. Wenn man sich einmal die falsche Technik angewöhnt hat, ist es schwer, sie sich wieder abzugewöhnen.
VON CHRISTINA RINKL