Balance auf der Eisscholle

Balance auf der Eisscholle
Forscher messen, wie sich das Klima am Nordpol verändert. Foto: picture alliance / dpa

Zuerst ist es nur eine kleine Welle, doch dann wird sie größer. Und schwupps, schon kippt dein Kajak um und du liegst im Wasser. Kleine Bewegung – große Wirkung. Ähnlich verhält es sich mit den sogenannten Kipppunkten in unserem Klimasystem.

Was ist ein Kipppunkt?

Es gibt Regionen auf der Erde, die reagieren sehr sensibel auf Klima-Veränderungen. Das bedeutet: Wenn das Klima dort etwa einen bestimmten Wärme-Punkt überschreitet, verändert sich dort etwas plötzlich sehr stark. Wie beim Kajak: Erst sieht es so aus, als wäre alles gut und die kleinen Wellen schaukeln das Kajak nur leicht hin und her. Doch schon die nächste könnte das Kajak zum Kentern bringen.

Welche Kipppunkte gibt es?

Experten vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung haben 16 solcher Kipppunkte benannt. Sie sind über die ganze Erde verteilt. Sie unterteilen die Kipppunkte in drei Kategorien: Eiskörper, Strömungssysteme und Ökosysteme.

Foto: David Goldman/AP/dpa

1. Eiskörper
Damit meinen die Experten Kipppunkte, die mit Eis zu tun haben. Wenn es wärmer wird, schmilzt Eis. Weil Eis weiß und damit sehr hell ist, kommt dann meist ein dunklerer Untergrund zum Vorschein. Das können Felsen sein oder auch Meer. Das Problem: Dunkle Oberflächen nehmen mehr Sonnenwärme auf als helle. Wenn das Eis einmal getaut ist, kann es danach ziemlich schnell wärmer werden. Ein Beispiel für diese Kipppunkte ist etwa das Arktische Meereis. Das Eis dort schmilzt stetig und macht so die Fläche des Meeres größer – dadurch wird es nicht nur immer wärmer, auch die Eisbären etwa verlieren so ihren Lebensraum.

Foto: Wikipedia

2. Strömungssysteme
Das sind große Systeme von Winden. Vielleicht hast du schon einmal etwas vom Jet Stream gehört. Das ist ein besonderer Windstrom – die schnellste Luftbewegung, die es auf der Erde gibt. Sie sorgt dafür, dass es Hoch- und Tiefdruckgebiete gibt. Die kennst du vielleicht von der Wetterkarte. Sie sorgen für gutes oder schlechtes Wetter. Experten beobachten, dass sich der Jet Stream verlangsamt. Sie befürchten sogar, dass er stehen bleiben könnte. Das würde bedeuten, dass über viele Wochen immer das gleiche Wetter herrscht – es also Kälte- oder Hitzewellen gibt.

Vieles in unseren Ozeanen ist noch unerforscht. Foto: Dita Alangkara/AP/dpa

3. Ökosysteme
Ein Ökosystem ist ein Lebensraum, in dem viele Tier- und Pflanzenarten leben. Dieses System besteht schon sehr lange und funktioniert ziemlich zuverlässig. Wenn es aber wärmer oder trockener wird, verändert das neue Klima dieses System. Manche Pflanzen- oder Tierarten können sich an neue Klimabedingungen anpassen, andere nicht. So sind zum Beispiel Korallenriffe ein Lebensraum für ganz viele Tier- und Pflanzenarten. Weil das Wasser aber wärmer wird, sterben manche Korallen ab. Bis ein Korallenriff nachgewachsen ist, kann es mehrere Tausend Jahre dauern.

Was bedeutet das für uns?

Wenn eines dieser Elemente „umkippt“, hat es wahrscheinlich große Auswirkungen auf unser Klima – und wir können es nicht eben rückgängig machen.

Außerdem besteht die Gefahr, dass ein Kipppunkt Auswirkungen auf andere Kipp-Elemente hat, wie bei einer Kettenreaktion. Wir wissen übrigens nicht, ob wir manche Kipppunkte schon überschritten haben. Das können Forscher nicht so genau feststellen.

Und was machen wir jetzt?

Auch wenn sich das alles gar nicht gut anhört: Wir können versuchen, das Kippen der Kipppunkte zu verlangsamen. Das heißt: Wir müssen alles tun, um so wenig Treibhausgase auszustoßen wie möglich. Sie sorgen nämlich dafür, dass es wärmer wird und wirken sich so auf unser Klimasystem aus. Und damit auch auf die Kipppunkte.

Von Jennifer Wagner

Foto: piqsels

Klima im Wandel

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