Sitzengeblieben!

Sitzengeblieben!
Vor den Sommerferien gibt es Zeugnisse. Danach geht es in eine neue Klasse. Manche Kinder wiederholen auch eine Stufe. Foto: Insa Sanders/dpa

Ein Schuljahr zu wiederholen kann eine Chance sein

Bevor endlich die Sommerferien beginnen, wird die Anspannung zum Ende des Schuljahres noch einmal groß. Denn es gibt Zeugnisse! Für dich und alle anderen Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen ist es schon in knapp drei Wochen so weit. 

Auf den Zeugnissen stehen am Ende des Schuljahres nicht nur die Noten für die einzelnen Schulfächer. Oft steht dort auch, ob man es eine Klasse weiter geschafft hat. „Versetzt nach Klasse 8“ steht dann zum Beispiel auf dem Papier. Wer jedoch zu schlechte Noten hat, muss das Schuljahr wiederholen. Manche Leute finden: Das Sitzenbleiben sollte ganz abgeschafft werden. Auch in der Corona-Zeit wird wieder viel über das Thema gesprochen.

Das sagt der Bildungsforscher

Paul Fabian ist Bildungsforscher. Er beschäftigt sich schon seit zehn Jahren wissenschaftlich mit dem Thema Sitzenbleiben. Dabei hat er unter anderem herausgefunden: „Wenn es darum geht, Leistung wieder aufzuholen, ist das Sitzenbleiben keine gute Maßnahme.“ Herr Fabian hat sich dazu große Gruppen von Schulkindern angeschaut. „Es gibt natürlich auch einzelne Geschichten, bei denen jemand ohne das Wiederholen den Abschluss nicht geschafft hätte“, sagt er. In der Forschung ging es aber um Erkenntnisse über die große Gruppe.

Der Bildungsforscher Paul Fabian forscht schon seit zehn Jahren zum Thema Sitzenbleiben. Foto: TU Dortmund/dpa

Nicht überall mangelhaft

Wer sitzen bleibt, zeige meist nicht in allen Fächern mangelhafte Leistungen. „Schülerinnen und Schüler müssen dann aber alles nochmal machen, auch das, was sie schon können“, sagt der Bildungsforscher. Es würde mehr Sinn ergeben, wenn Schulkinder gezielt in den Fächern gefördert würden, in denen sie Probleme haben, findet Paul Fabian.

Wechsel kann helfen

Eine Klasse zu wiederholen kann für manche Schülerinnen und Schüler aber aus anderen Gründen eine gute Sachen sein. Zum Beispiel, wenn sie sich in ihrer Klasse nicht wohlfühlen“, sagt Fabian. Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell. Manchmal passt man besser in eine Klasse mit jüngeren Mitschülern. Ein Wechsel könne dann zum Beispiel helfen, dass man sich selbstbewusster fühlt.

Warnschuss für Schüler

Der Forscher hat sich außerdem Umfragen angeschaut, die zeigen, wie Lehrkräfte, Eltern und Schulkinder über das Thema Sitzenbleiben denken. „Schülerinnen und Schüler zeigen da schon eher eine Abneigung. Eltern sind unentschieden und Lehrkräfte eher dafür.“ Einige Lehrerinnen und Lehrer finden etwa: Die Möglichkeit des Sitzenbleibens könnte eine Art Warnschuss für manche Schüler sein. Vielleicht merken sie so, dass sie etwas tun müssen, und der Unterricht in der Klasse funktioniert besser.

Es geht weiter!

Für Schulkinder sei das Sitzenbleiben in jedem Fall ein Ereignis, das ihr Leben verändert, sagt der Experte. Das können gute oder schlechte Änderungen sein. In jedem Fall rät der Fachmann: „Wer eine Klasse wiederholen muss, sollte sich nie als Versager sehen.“ Sein Tipp: „Guck auch auf die Sachen, die du gut kannst und rede mit Eltern oder Freunden darüber. Es geht weiter.“ (dpa)